Es duftet nach Kaffee, warmen Waffeln und Tee, wenn man den Gemeindesaal der evangelischen Kirche in Karlstadt betritt. Geschmückt mit allerlei Kerzen und Tannenzweigen wird er zu einem gemütlichen Ort, der zum Beisammensein und Austauschen einlädt.
Genau das ist auch das Ziel des Café International – Kennenlernen, Austauschen, in Kontakt treten und vor allem miteinander Sprechen. Jeden ersten Freitag im Monat ab 15 Uhr findet das Café International, eine Initiative des Helferkreises Karlstadt, im Gemeindesaal statt. Ziel ist es, Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander ins Gespräch zu bringen. Seit kurzem stehen dabei immer Themen im Fokus – im November wurde das deutsche Schulsystem diskutiert, in den kommenden Monaten stehen Themen wie Energie sparen, Mülltrennung und richtige Kontoführung im Mittelpunkt. An diesem Freitag dreht sich alles um den heiligen St. Nikolaus, der ausnahmsweise schon am 1. Dezember seine Geschenke verteilt.
Weitere Helfer gesucht
Die Leitung des Helferkreises übernehmen dabei Sakine Azodanlou und Günther Rösch. Rösch ist bereits seit 2015 Vorsitzender – damals wurde der Helferkreis auf Initiative von Susanne von Mansberg ins Leben gerufen. Vor circa drei Jahren hat Azodanlou ihren Platz als Vorsitzende übernommen. Dabei ergänzt der Helferkreis ihren Beruf als Leiterin der Stabstelle Integration der Stadt Karlstadt. Rösch hingegen engagiert sich seit 2015 ehrenamtlich als Vorsitzender des Helferkreises. Erst 2013 – zu Beginn seiner Rente – ist der gebürtige Lohrer in seine Heimat nach Unterfranken zurückgekehrt, nachdem er 50 Jahre als Ingenieur beruflich im Ausland unterwegs war. Sein Engagement, so Rösch, sei in erster Linie "ein Dankeschön an die Gesellschaft, die mir selbst so viele Möglichkeiten geboten hat".
Derzeit engagieren sich circa 15 Personen im Helferkreis, wobei die Zahl der Helferinnen und Helfer deutlich zurückgegangen sei, so Azodanlou. Über mehr Unterstützung wäre man jederzeit dankbar, so die 54-Jährige: "Wir wären sehr froh, wenn wir Einheimische gewinnen könnten, die mit den Geflüchteten in Kontakt treten". Jeder könne sich da einbringen, wo er oder sie möchte, bekräftigt Azodanlou. Doch vor allem suche man Personen, die einmal im Monat Zeit fänden, um sich bei Kaffee und Kuchen mit den Geflüchteten auf Deutsch zu unterhalten.
Familien aus Syrien, Afghanistan, Somalia, der Türkei und der Ukrain kommen zum Café
Fragt man Natali Lopatina und Anna Lasyhna, die beide vor knapp zwei Jahren mit ihren Kindern aus der Ukraine geflohen sind, warum sie regelmäßig die Treffen des Café International besuchen, dann betonen sie die angenehme Atmosphäre: "Wir können hier entspannen und haben nicht so viel Angst, Deutsch zu sprechen". Besonders gerne erinnern sie sich an die kleine Weihnachtsfeier letztes Jahr und an informative Vorträge, wie den zum Schulsystem vor wenigen Wochen. Auch ihre Kinder, so Lasyhna, hätten hier viel Spaß und könnten mit anderen Kindern spielen und sich unterhalten. Unterstützt werden die beiden Frauen von Olga Poischuk, die aus Russland stammt und seit zwei Jahren als Übersetzerin in der Stabstelle Integration arbeitet. Sie kommt regelmäßig zu dem Café International und hilft den ukrainischen Familien bei Übersetzungsschwierigkeiten.
Derzeit, so die Vorsitzende Azodanlou, besuchen insbesondere Mütter und Kinder die monatlichen Treffen, da die Väter der Familien oftmals berufstätig sind. Die Familien stammen dabei vorwiegend aus Syrien, Afghanistan, Somalia, der Türkei oder der Ukraine. Die Teilnahme am Café International sei aber groß, wie Rösch berichtet. Die Räumlichkeiten in der evangelischen Kirche seien jedes Mal voll und man begrüße immer zwischen 20 und 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, so die beiden Vorsitzenden. "Die Menschen, die hierherkommen, tun selbst alles, um ihre Integration voranzutreiben", wie Rösch nachdrücklich bekräftigt.