"Achtung Baustelle. Bitte aufpassen, wo sie hintreten", warnt Bauvorständin Bettina Herbst bei einer Baustellenführung auf der Burg Rothenfels. Dort wird seit Sommer 2022 der Ostpalas saniert. Bei dem Rundgang konnte unter anderem die Kapelle, die gerade mit Sandsteinplatten ausgestattet wird, besichtigt werden. Durch den neuen Aufbau ist der Fußboden jetzt 30 Zentimeter nach oben gerückt, so dass die neue Tür noch mit der Denkmalpflege abgestimmt werden muss.
Im Hof fällt auf, dass manche Pflasterbereiche durch Asphalt ersetzt wurden. Dies war kurzfristig durch defekte Wasserleitungen notwendig und wird später wieder ausgetauscht.
Natürlich wird im Zuge der Sanierung auch das Brandschutzkonzept unter die Lupe genommen und da muss auch schon einmal eine rauchdichte, automatisch schließende Tür eingebaut werden, wo vorher gar keine war. "Das ist eine mittelalterliche Burg mit Personennutzung. Das muss passen", erklärt Herbst.
Einstiger Heizölkeller ist jetzt das Prachtstück der Burg Rothenfels
Besonders spannend ist es auf dem Dach: Denn man kann tatsächlich bis auf das Außendach gehen und hat von dort einen Blick auf das Gebäude, den man wohl nie wieder bekommen wird. Möglich ist das, weil über dem eigentlichen Gebäudedach noch ein Schutzdach aufgebaut wurde, damit Zimmerer und Dachdecker arbeiten können und der Regen die Bausubstanz nicht schädigt. Balken werden nur dort ausgetauscht, wo es nötig ist. Die Gauben werden neu aufgebaut.
Nach dem Abstecher auf das Dach geht es wieder ganz nach unten. Dort wurde eine alte Treppe gefunden, die zu einem Gewölbesaal führt. Der einstige Heizölkeller wurde jetzt zum neuen Prachtstück der Burg ausgebaut. "Sie stehen auf einer neuen Oberfläche und haben an der Wand eine Bausubstanz aus dem 15. Jahrhundert", erklärt Herbst. Der schalldichte Raum soll als Musiksaal für Chöre und Orchester dienen, "aber auch einfach für Partys" nutzbar sein.
Burg finanziert sich vor allem durch Gäste
Alle Arbeiten gehen im laufenden Betrieb vonstatten, was die Sanierung insgesamt nicht einfacher macht. Doch die Einnahmen werden dringend gebraucht, denn die Sanierung, die sich immerhin über fünf Stockwerke erstreckt, kostet mindestens 11,5 Millionen Euro.
Vor Corona hatte die Burg jährlich rund 40.000 Übernachtungen "Und da müssen wir auch wieder hinkommen, denn die Burg finanziert sich im Wesentlichen durch die Gäste", erklärt Claudia Hamelbeck, Vorsitzende der Vereinigung der Freunde von Burg Rothenfels. "Corona war fürchterlich für Gästehäuser und auch Videokonferenzen sind für uns blöd." Aktuell gibt es jährlich circa 36.000 Übernachtungen auf der Burg. Die Gäste bleiben im Schnitt zweieinhalb Tage. Unter der Woche kommen hauptsächlich Schulklassen, am Wochenende viele Erwachsene und Vereine. "Wir setzen zwei Millionen im Jahr um und haben einen Spielraum von 150.000 bis 200.000 Euro", so Hamelbeck.
Hamelbeck erinnert auch noch einmal daran, wie es zu der großen Sanierung eigentlich gekommen ist. Denn eigentlich sollte zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2019 nur der Rittersaal akustisch verbessert werden. Dabei wurden jedoch Schäden am Gebälk und am Fundament entdeckt. Schnell wurde klar, dass das alleine unmöglich zu stemmen war.
Großes Fest für Pfingsten 2025 geplant
Auch Norbert Keusen, der die Finanzierung überwacht, macht deutlich: "Wir geben über elf Millionen Euro aus und verdienen 200.000 Euro im Jahr". Neun Millionen Euro kommen durch Förderungen der öffentlichen Hand. Eine Million Euro möchte die Vereinigung durch Spenden aufbringen. Knapp 700.000 Euro sind bisher bereits eingegangen und Keusen hofft auf weitere Spenden.
Grundsätzlich ist er aber zuversichtlich, dass auch künftig Sanierungsarbeiten möglich sind, sofern die Auslastung stimmt. Aber auch da ist er sicher, dass das klappt: "Unser neuer Gewölbesaal ist absolut einmalig. Ein Alleinstellungsmerkmal. Den hat sonst keiner."
Auch zeitlich liegt die Burgsanierung im Plan: Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen sein. Das soll dann an Pfingsten 2025 mit einem großem Fest gefeiert werden.