Schon von Weitem sichtbar ist der gut 25 Meter hohe Kran, Bagger stehen im Burghof und der Sportplatz wurde in eine Baustellenzufahrt umgewandelt: Der Ostpalas der Burg Rothenfels bekommt zurzeit eine Kompletterneuerung vom Fundament bis zum Dach. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder ein kleiner Teil der Anlage saniert, nun ist das Herzstück der Burg, wie Burgwart Steffen Krummhaar es nennt, an der Reihe.
Herzstück deshalb, weil sich im Ostpalas der Großteil des Gästelebens abspielt. Früher lag dort der Wohnbereich der Burgbewohner. Heute befinden sich hier die Speisesäle, die Burgkapelle, der große Rittersaal und Ende nächsten Jahres voraussichtlich auch ein neuer Musiksaal. Dieser entsteht derzeit im alten Gewölbekeller und wird knapp 90 Quadratmeter groß sein. Für den Eingang wird eine historische Kellertreppe, die zugemauert worden war, wieder freigelegt.
In den vergangenen Jahren wurde der Keller vor allem als Lagerraum genutzt. Bei der Entkernung des Bodens kamen gut erhaltene Teilstücke eines historischen Pflasterbodens zum Vorschein, sagt Steffen Krummhaar. Sie werden dokumentiert und bleiben erhalten. Zum Schutz werden sie aber mit einer neuen Bodenplatte überbaut. "Der Musikraum wird die größte sichtbare Veränderung nach der Renovierung sein", erklärt der Burgwart. Denn ein Großteil der Arbeiten dient der Instandhaltung und wird nur den Gästen auffallen, die genauer hinsehen.
Fundamente sind teilweise schon wieder gefüllt
Seit dem Sommer laufen die Arbeiten auf der Baustelle, die erste Hürde ist genommen, sagt Krummhaar. "Die Baustelleneinrichtung steht, die Fundamente sind freigelegt und zum Teil schon wieder gefüllt." In den kommenden Wochen soll mit dem Aufbau des Schutzgerüstes am Südturm begonnen werden, dann geht es an die Sanierung des historischen Dachstuhls, der aus dem Jahr 1699 stammt. Der Rittersaal ist 2024 an der Reihe. Da die Anlage unter Denkmalschutz steht, ist das Landesamt für Denkmalpflege von Anfang an dabei und betreut die Arbeiten.
Ein wichtiger Punkt ist die Sanierung der Fensterfassaden aus Buntsandstein. Bei kleineren und größeren Reparaturen wurden über die Jahrhunderte hinweg unterschiedliche Natursandsteine verwendet, die teilweise sehr brüchig geworden sind, so Krummhaar. Nun werden die Gewände, also die Rahmen, grundlegend überarbeitet. "Allerdings verwenden wir auch hier neues Material. Wir historisieren nicht, sondern ertüchtigen nur den Bestand", erklärt der Burgwart.
Bis Ende 2024 soll die Sanierung abgeschlossen sein. "Noch sind wir gut im zeitlichen und finanziellen Rahmen", sagt Susanne Stöhr, die wirtschaftliche Leiterin der Burg. Die Verzögerungen seien bisher überschaubar gewesen. Es seien allerdings auch noch nicht alle Gewerke ausgeschrieben, der Prozess laufe noch. "Aber die extreme Situation in der Baubranche geht natürlich auch an uns nicht vorbei", sagt Krummhaar. Da die Burg unter Denkmalschutz steht, sei es ohnehin schon immer schwieriger gewesen, Aufträge zu vergeben. Denn meistens werden die Arbeiten von Fachfirmen ausgeführt. "Bisher haben wir aber Glück und in jedem Bereich mindestens eine Firma."
Nicht nur der Denkmalschutz macht so manches kompliziert. Auch die ursprüngliche Funktion einer Burg, nämlich sich vor Feinden zu schützen, sorgt für Herausforderungen. "Wir sanieren gerade den Teil, der im Mittelalter am besten geschützt war", erklärt Krummhaar. Das sei schon immer der Wohnbereich gewesen, denn es gebe keine Angriffsseite – auf der einen Seite ist der Main, auf der anderen der Stelzengraben. "Damals war es ein Vorteil, dass man hier nicht hinkam, heute ist es unser Nachteil", sagt der Burgwart. "Die Burg ist so gebaut, dass hier niemand reinkommt."
Wie die Sanierung des Ostpalas finanziert wird
Eine zentrale Rolle spielt deshalb der Kran im Burghof. Im August wurde er in einer aufwendigen Aktion über die Dächer der Burg in den Innenhof gehoben. Fast jeder Kubikmeter Sand oder Ton, jede Palette mit Baustoffen wird über ihn herangeschafft. Dass das alles reibungslos funktioniert und der Kran den Gästen nicht zu nah kommt, dafür sorgt Steffen Krummhaar und ändert dazu immer wieder die täglichen Abläufe. Denn die Sanierung erfolgt im laufenden Betrieb, in der Jugendherberge wohnen weiter Gäste, auch Tagungen und Seminare finden wie gewohnt statt.
Finanziert wird das Großprojekt aus mehreren Quellen. Der größte Teil der insgesamt rund 10,4 Millionen Euro teuren Sanierung kommt mit 5,2 Millionen Euro aus Fördertöpfen des Bundes, zusätzlich gibt es knapp 3,4 Millionen Euro aus dem Entschädigungsfonds des Bayerischen Wissenschafts- und Kunstministeriums. Auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Wüstenrot-Stiftung und der Bezirk Unterfranken beteiligen sich, erklärt Susanne Stöhr.
Bleiben noch rund zwei Millionen Euro, die der Trägerverein stemmen muss. "Das kommt aber nicht allein aus den Einnahmen aus dem laufenden Betrieb, wir haben auch eine größere Spendenaktion ins Leben gerufen", so Stöhr. Ein großer Teil werde zudem von den rund 1000 Mitgliedern des Vereins gestemmt.