Hotelier Stephan Schulze vom Baumhaushotel Seemühle in Gräfendorf hat schwere Zeiten durch die Pandemie-Beschränkungen hinter sich. Gerade zu der Zeit, als die Beschränkungen gelockert wurden, musste er eine Sturzflut mit Hochwasser im Waizenbachtal überstehen. Nun kämpft er mit der Gemeinde Gräfendorf um einen Flutgraben zum Schutz seiner Hotelanlage. Gründe genug, um aufzuhören?
Doch sein Traum vom außergewöhnlichen Urlaubsdomizil in der Natur und die hohe Nachfrage bei aktuell hundertprozentiger Belegung der zehn Baumhaushotels, der drei Ferienwohnungen und des Schäferwagens lassen diesen Gedanken überhaupt nicht zu. Der Besitzer des Baumhaushotels Stephan Schulze ist stolz auf seine Bilanz mit inzwischen jährlich rund 10 000 Übernachtungen.
Verlust in sechsstelliger Höhe
Das staatlich angeordnete Beherbergungsverbot für Touristen bescherte ihm allerdings einen finanziellen Verlust in sechsstelliger Höhe, der nur teilweise wieder durch staatliche Zuwendungen ausgeglichen wurde. Dennoch durften Firmenmitarbeiter und Freiberufler die individuellen Wohnungen als Unterkunft buchen, konnten dort ihr mobiles Büro mit schnellem Internet einrichten und Firmen aus der Ferne zuarbeiten. Das war eine Marktnische, die von Kunden laut Schulze vielfach genutzt wurde.
"Diese Anlage passt gut zu den lokalen Bedürfnissen, gerade dann, wenn die Menschen nicht wegfliegen können oder wollen und bevorzugt Urlaub in Deutschland machen", so Schulze. Mit den Lockerungen der Vorgaben kamen auch wieder Erholungsuchende mit ihren Familien. Mittlerweile kommen Gäste aus Amerika, Asien, Europa und natürlich viele aus ganz Deutschland. "Unser Bauhaushotel wird in den auflagenstärksten Livestyle-Blättern und in den einschlägigen Social-Media-Kanälen vielfach erwähnt; das gibt viel positive Resonanz", berichtet der Hotelier stolz.
Große Schäden durch Hochwasser
Doch Schulze hat auch harte Zeiten hinter sich. Das begann schon mit seiner Idee – und reichlich Widerstand im Aufbau. "Immerhin erfuhr ich viel Unterstützung vom damaligen Bürgermeister Alfred Frank. Er und sein Gemeinderat verbuchen das Projekt auch gerne als ihren Erfolg. Doch das Risiko und die Verantwortung trage immer noch ich." Aus diesem Grund irritierte ihn auch die aktuell kritische Stimmung im Gemeinderat. "Nur weil ich einen Flutgraben bauen möchte, der den alten Gebäudebestand und die Rettungswege vor weiterem Hochwasser schützen soll." Das letzte Hochwasser im Juni 2021 flutete den Saunasee, den Keller der Seemühle und die Außenanlage mit Zufahrt. Außerdem verwüstete es den Parkplatz. Ein Schaden in sechsstelliger Höhe.
Das geschah gerade in der Zeit, als die ersten Gäste wieder beherbergt werden durften und die Anlage voll ausgebucht war. Es war ein herber Einschnitt mit zehnwöchigem Wiederaufbau. Davor möchte sich Schulze in Zukunft auf Eigeninitiative mit Kosten in Höhe von etwa 50 000 Euro schützen.
"Die Untere Naturschutzbehörde hatte mir empfohlen, den bestehenden Wanderweg zum Trettstein abseits des Flutgrabens, der als Wiese renaturiert wird, in den Wald zu verlegen und damit Tiere und Pflanzen zu schonen. Dem habe ich entsprochen", so Stephan Schulze im Hinblick auf die Bedenken der Gemeindeverwaltung zum neuen Wanderweg abseits der Wiese und des Baumhaushotels. "Hier wird mir böse Absicht unterstellt, die nicht vorliegt; ich erwarte ja keine Dankbarkeit von der Gemeinde, aber gegenseitiges Verständnis für meine Situation", sagt er resignierend.
Bürgermeister Johannes Wagenpfahl und dem Gemeinderat hatte Stephan Schulze Anfang September in einer Gemeinderatssitzung erste Vorschläge zur Verlegung des Wanderweges unterbreitet. Falls die Eigentümer der Grundstücke dem Vorschlag zustimmen, wird der Wanderweg an den Waldrand des Tales verlegt und führt teilweise durch den Privatwald des Baron von Truchseß auf Waizenbacher Gemarkung. Ein Treffen vor Ort mit den Eigentümern und den betroffenen Wasserwirtschaftsämtern findet nun am 28. September statt.
Hotelmitarbeiter müssen Wege säubern
Andererseits verstehe er auch die Gewohnheiten der Gemeindeverwaltung und der ortsansässigen Bevölkerung, an althergebrachten Wegerechten und Wandermöglichkeiten festhalten zu wollen. "Eigentlich müssten sich die Gemeinden für den Hochwasserschutz einsetzen, ebenso für die Beseitigung der Verschmutzungen durch Kippen, Klopapier und Tüten entlang der Wanderwege auf meinem Privatgrund", stellt der Baumhaushotelier fest. "Regelmäßig säubern stattdessen meine Mitarbeiter die Wege und den Parkplatz, den ich für rund 20 Autos auf meinem Privatgrund am Eidenbacher Weg bauen ließ, damit die massenhaften Besucher des Trettsteins ihre Fahrzeuge geordnet abstellen können."
Ansässige Betriebe profitierten auch von seinen Gästen, meint Schulze. "Ich kaufe für meine Gäste in der Umgebung ein und auch die Urlauber kaufen beim Bäcker oder im Dorfladen ein und nutzen die Gastronomie in Michelau oder der Rossmühle. Da müsste doch eigentlich ein einvernehmliches Miteinander möglich sein."
Anders als neulich dargestellt ist der Flutgraben noch nicht vom Landratsamt Bad Kissingen und der Gemeindeverwaltung Wartmannsroth genehmigt worden. Wartmannsroth hat die Genehmigung in Aussicht gestellt. Im Gemeinderat Gräfendorf wird das Vorhaben noch Thema sein.
Bin ich Eigentümer, agiere ich.
Herr Schulze, man muss sich zuweilen auch was zutrauen. Wer lang fragt, geht lang irr.