Deutschland steckt in einer Bau- und Wohnungskrise. Nach Angaben des Münchener Ifo-Instituts rechnet man in der Branche für das erste Halbjahr 2024 mit anhaltenden Einbußen. Vor allem die Lage des Wohnungsbaus werde sich im Vergleich zu 2023 weiter verschlechtern, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrie-Verbands Tim-Oliver Müller Anfang des Jahres.
Die Krise betrifft auch regionale Firmen. Auf der Bau-Fachmesse in Karbach am Wochenende waren einige von ihnen anzutreffen. Insgesamt präsentierten sich dieses Jahr über 30 Betriebe den Besucherinnen und Besuchern. Wegen was sind die Aussteller besorgt und was erhoffen sie sich für die Zukunft?
1. Matthias Zink: Massive Wohnbau, Eschau
Die jetzige Krise sei nicht die erste in der Baubranche, sagt Matthias Zink von Massive Wohnbau aus Eschau (Landkreis Miltenberg). "Ich mache mir eigentlich wenig Sorgen wegen der Krise, weil wir gut aufgestellt sind." Das Unternehmen habe auch schon andere Krisen überlebt. Wichtig sei, dass man das Portfolio des Betriebes breit aufstelle.
Sein Unternehmen plant und baut Häuser in Massivbauweise. "Wir sind durchgehend sehr beschäftigt, merken aber natürlich einen Einbruch", sagt Zink. Alle seien zurückhaltender, man warte ab, bis wieder Zeichen von der Regierung kommen, meint Zink. Er erwartet aber, dass es jetzt wieder aufwärts gehe, "weil die Kosten nicht noch viel weiter nach oben können."
Zink hofft, dass sich durch die aktuelle Krise der Markt alleine reguliert und die "schwarzen Schafe", die das Vertrauen der Kunden ausnutzen, von alleine verschwinden. "So können Vertrauenssachen, wie der Hausbau, wieder auf seriöseren Beinen steht."
2. Heiko Pauly: Blaurock – Fenster und Türen, Salz
Sorgen habe Heiko Pauly von der Firma Blaurock aus Salz (Lkr. Rhön-Grabfeld) keine, sagt er. "Da müsste ich jetzt echt überlegen." Seiner Meinung nach seien die Menschen momentan in ihrer Kaufbereitschaft etwas gehemmt. Bedenklich fände er es, wenn das anhalten würde oder die Menschen keine Kaufbereitschaft mehr an den Tag legen würden. Er hofft, dass die Leute sich wieder mehr beruhigen, schneller und entspannter Entscheidungen treffen können, anstatt zurückhaltend zu sein.
3. Rainer Desch: Günther Desch – Öfen und Kamine, Frammersbach
Das Unternehmen Günther Desch aus Frammersbach handelt mit Kachelöfen, Heizkaminen, Pelletöfen, Kachelherden und Kaminöfen. Inhaber Rainer Desch kritisiert eine – aus seiner Sicht – ausufernde Bürokratie. "Es ist zu viel Verwaltung, die verlangt wird, um eine Baustelle zu beginnen, fertigzustellen und abzurechnen", sagt er. Ständig müsse man Bescheinigungen ausstellen, zum Beispiel für den Schornsteinfeger bei der Abnahme eines Ofens oder Kamins.
Desch ist überzeugt davon, dass seinem Unternehmen die Arbeit nicht ausgehen wird. "Es werden ja immer weniger Handwerker. Da bleibt genug Arbeit für uns."
4. Thomas Freisinger: Holzbau Freisinger, Erlenbach
Thomas Freisinger aus Erlenbach, Geschäftsführer der Zimmerei Holzbau Freisinger, hat Sorge, dass die Baupreise noch weiter steigen und sich weniger Menschen etwas leisten können oder wollen. "Die Zinsen sind zu hoch", sagt er und hofft, dass auch zukünftig der Bedarf nach Wohnraum hoch ist.
5. Stefan Link, Heim & Haus – Bauelemente, Würzburg
Für Stefan Link vom Unternehmen Heim & Haus, das eine Niederlassung in Würzburg betreibt, ist die Branchenkrise eine Herausforderung, "kein Problem". Die Rahmenbedingungen in der Baubranche müssten seiner Meinung nach wieder solide sein. "Es müssten wieder investionsfreundliche Bedingungen für die Wirtschaft oder für den Endkunden geschaffen werden. Und nicht reglementieren, reglementieren, reglementieren."
Er habe das Glück, dass seine Firma keine Häuser baut oder Bauträger ist, sondern in der Nachrüstung, Sanierung und Ergänzung arbeite. "Wir haben im Gegensatz zur Baubranche, die klassisch Häuser baut, dieses und letztes Jahr keine Umsatzeinbußen."
6. Blaze Jobst: Elektrotechnik Straßburg, Niederwern
Blaze Jobst ist Elektriker für Smart Home und Photovoltaik. Er vertrat Elektrotechnik Straßburg aus Niederwern (Lkr. Schweinfurt) auf der Bau-Fachmesse in Karbach. Jobst sorgt sich, dass es am Markt gerade zu viele Unternehmen gebe und die Kundenanfragen zurückgingen. Er hofft, dass sich das regulieren wird.