Das war zu erwarten: Der Plan der Bahn, in Gemünden eine Station zum Entleeren von Zugklos zu errichten, hat im Stadtrat unter anderem deswegen für Unmut gesorgt, weil die Toiletten am Gemündener Bahnhof seit 2018 geschlossen sind. Auch Jürgen Lippert, Bürgermeister der ehemaligen Eisenbahnerstadt Gemünden, sprach von "sehr, sehr schlechten Erfahrungen" mit der Deutschen Bahn, auch weil nie ein Ansprechpartner im verwinkelten DB-Konzern bekannt sei. "Die Erfahrungen der letzten Jahre und Monate zeigen, dass man auf die Nase fällt, wenn man sich einfach auf Dinge verlässt."
Der Plan der Bahntochter DB Regio, vorgetragen von Ingenieur Christian Ecker, klingt für sich betrachtet unspektakulär. Zwischen dem Rotkreuzhaus und der Shelltankstelle soll – am der Stadt nächstgelegenen Gleis – eine WC-Entsorgungsstation für Zugtoiletten entstehen. Die Fäkalientanks werden dabei abgesaugt, und das Abwasser fließt in die Gemündener Kanalisation. Gleichzeitig sollen dort die Zugklos wieder mit Frischwasser aufgetankt werden. Solche Stationen gibt es etwa schon in Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt. Bislang seien extra dafür mitunter Leerfahrten von Gemünden nach Würzburg nötig, so DB-Mann Ecker, der für die betriebliche Infrastruktur der DB Regio in ganz Bayern verantwortlich ist.
Zugtoiletten würden nachts entleert
Der Bahnhof Gemünden ist für die Bahn ein wichtiger Abstellbahnhof. Die Ver- und Entsorgung durch eine Reinigungsfirma, die in Gemünden auch Züge reinigt, soll von Montag bis Freitag jeweils nachts, voraussichtlich zwischen ein und zwei Uhr, stattfinden und würde zwei Züge der Mainfrankenbahn (je zwei Klos) sowie zwei des Main-Spessart-Expresses (je vier WCs) betreffen. Pro WC würde der Vorgang zwei bis fünf Minuten dauern. Täglich fielen so etwa ein bis eineinhalb Kubikmeter Abwasser an, so Ecker. Durch das Ganze soll die Verfügbarkeit der Zugtoiletten erhöht werden, auch die Entsorgung mit einer mobilen Absauganlage sei in Gemünden geprüft worden. Bürgermeister Lippert sagte zum Plan: "Ich möchte erst einmal alles Schwarz auf Weiß haben, um es in Ruhe prüfen zu können."
"Ich finde dieses Vorhaben an diesem Platz unmöglich", sagte Stadträtin und Dritte Bürgermeisterin Irmgard Pröschl (SPD). An der Mainseite könnte sie sich eine solche Station vorstellen. Gemünden sei schon sehr stark durch den Bahnlärm belastet, gab sie zu bedenken. Auf die Frage von Günther Felbinger (FWG), welchen Lärm das Ganze mache, sagte Ingenieur Ecker, die Züge seien elektrisch und die Station habe eine eingehauste Drehkolbenpumpe: "Man wird da so viel nicht hören." Auch mit Geruchsbelästigung sei nicht zu rechnen, da das Abwasser direkt in den Kanal eingespeist werde.
Geßner wünscht sich nicht nur Zugklos, sondern auch eine Toilette am Bahnhof
Der bekennende Bahnfahrer Martin Geßner (Öko-Kreis) sagte, er freue sich über funktionierende Zugtoiletten. Er fände aber nicht nur Toiletten im Zug, sondern auch am Gemündener Bahnhof gut. DB-Ingenieur Ecker sagte, dass Bahnhofstoiletten nicht sein Zuständigkeitsbereich seien, da er von DB Regio sei, das Bahnhofsgebäude aber der DB Station und Service gehöre. Er wisse nur, dass es je nach Anzahl der Reisenden bei DB Station und Service verschieden Bahnhofskategorien gebe. Lippert erklärte Geßner scherzhaft, dass DB Regio und DB Station und Service "wie Lidl und Aldi" seien, der eine Konzernteil habe mit dem anderen nichts zu tun – wie Lippert offenbar leidvoll erfahren musste. Ecker sagte immerhin zu, es dem richtigen Ansprechpartner, der ihm bekannt sei, weiterzugeben.
Er habe angeregt, dass die Bahn die neue Trinkwasserleitung gleich durch den Durchlass unter den Gleisen hindurch bis hinunter zum mainseitigen Gleis verlängern könnte, um die lärmenden gelben Bauzüge künftig dort mit Wasser zu versorgen. Er habe schon seitenweise Beschwerden über die Bauzüge geschrieben, die bisher mit laufenden Dieselaggregaten auf Höhe der Bahnhofstraße 21 mit Trinkwasser versorgt werden. Dafür seien die Kollegen von DB Netz zuständig, so Ecker.
Werden Bauzüge künftig dort mit Wasser versorgt?
Irmgard Pröschl befürchtet, dass die neue Trinkwasserleitung an der Stadtseite künftig auch von den Bauzügen genutzt werden könnte. Stadtratskollege Thomas Schmitt (fraktionslos) versuchte vom DB-Beauftragten eine schriftliche Zusage zu bekommen, dass dies nicht geschehen wird, freute sich aber aber ansonsten darüber, dass das Kommunalunternehmen Stadtwerke durch die Zugklo-Anlage künftig höhere Einnahmen durch die Bahn haben wird.
Für die Errichtung der Anlage muss eine Leitung zum Kanal an der Einfahrt zur Bundesstraße gebaut werden. Zweiter Bürgermeister Werner Herrbach (FW) bat um eine kurze Baudauer, da vermutlich die dortigen Parkplätze von Bahn-Pendlern davon betroffen sein werden. Ecker sagte, seines Wissens werde da wild geparkt. Irgendwo müssten die Bahnkunden ja parken, gab Herrbach zu bedenken.
Bürgermeister Lippert will Ansprechpartner
Jürgen Lippert wünschte sich vom Bahnbeauftragten Ansprechpartner von Bahnhöfen, wo bereits solche Zugklo-Entsorgungsanlagen vorhanden sind. So könnte man durch einen Anruf schnell herausfinden, ob eine solche Station tatsächlich keine Probleme bereite. Aber Genehmigungsbehörde ist für das Vorhaben das Eisenbahnbundesamt.