Die Toilettenanlage des Gemündener Bahnhofs wird am Freitag, 28. September, für immer geschlossen. Darüber informierte Bürgermeister Jürgen Lippert in der Stadtratssitzung am Montag. Die Mitteilung der Bahn AG sei an diesem Montag, 24. September, im Rathaus eingetroffen. „Das sagt einiges aus“, kommentierte Lippert das Datum. Der Bahnhof Gemünden ist der viertgrößte in Unterfranken, hat über 3000 Reisende am Tag – aber keine Toilette mehr für sie.
Das Schreiben stamme von der DB Station & Services AG, berichtete der Bürgermeister. Als Gründe für die Schließung werden Vandalismus, Wegfall des Reinigungspersonals und Sanierungsbedarf angegeben. Die Bahn stehe nach wie vor zu ihrem Angebot, die Bahnhofstoilette offen zu halten, wenn die Stadt Gemünden dafür zahle. Vor sechs Jahren hatte eine große Mehrheit des Gemündener Stadtrats einen dahingehenden Vorschlag des damaligen Bürgermeisters Georg Ondrasch abgelehnt.
Gespräch mit der Bahn
Jürgen Lippert führte am Montag weiter aus, er werde das Gesprächsangebot der Bahn annehmen – „wir wollen uns unterhalten“ –, aber er gebe sich keinen großen Illusionen über einen Erfolg hin. Im Stadtrat wurde das Thema nicht weiter diskutiert.
Am Bahnhof selbst nehmen Passanten die Nachricht teils ungläubig, teils kopfschüttelnd auf. Verständnis äußert niemand auf Nachfrage unserer Redaktion, vielmehr sei die Schließung „eine Unverschämtheit der Bahn“ ihren Kunden gegenüber, wie es eine Frau formuliert.
Keine Alternativen
Es gibt zwei weitere Toiletten in Bahnhofsgebäude, betrieben vom Spielkasino in der ehemaligen Bahnhofsgaststätte und vom „Maxl-Bäck“ im früheren Wartesaal. Doch gewährt das Casino nur seinen Gästen Zutritt; beim „Maxl-Bäck“ erhalten Kunden auf Nachfrage den Schlüssel zu dem einen WC, das sicherlich nicht ausreichend ist für 3000 Reisende pro Tag.
Nach Bad Neustadt, Hammelburg, Haßfurt, Lohr und anderen Städten in Unterfranken, in denen die Bahn AG in den vergangenen Jahren ihre Toiletten abgeschafft hat, trifft es jetzt auch Gemünden. 2009 hatte die Bahn dort unangekündigt begonnen, die WC-Anlage jeweils übers Wochenende zu schließen. Auf Proteste zum Beispiel des Gemündeners Michael Mahlo und des Landtagsabgeordneten Günther Felbinger antwortete der Konzern, dass zwar die Bereitstellung von Toiletten in den Zügen des Regional- und Fernverkehrs zu seinen Aufgaben gehört, aber nicht die Vorhaltung öffentlicher Toiletten in den Bahnhöfen. Dies sei „eine Maßnahme der Daseinsvorsorge und demnach in erster Linie dem kommunalen Wirken zuzuordnen“, schrieb damals Klaus-Dieter Josel, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern.
Wildpinkeln am Bahnhofsvorplatz?
Offen bleibt, wie mit echten Notlagen umgegangen wird: Wenn beispielsweise Nostalgie-Sonderzüge, wie schon vorgekommen, (am Wochenende) einen längeren Halt am Gemündener Bahnhof einlegen, damit die Dampflokomotive Wasser fassen kann, spielen sich zeitweise dramatische Szenen ab: Den Reisenden, die sich erleichtern müssen, bleibt kaum etwas anderes übrig, als sich am Bahnhofsvorplatz ins Gebüsch zu schlagen.
Das Wildpinkeln („Notdurft verrichten“) kann in Gemünden nach der Ortssatzung mit einer Geldbuße zwischen 25 und 2500 Euro belegt werden. Das sei heuer beim Faschingszug passiert, berichtet auf Anfrage Ordnungsamtsleiter Florian Breitenbach. Zwei Männer, die trotz Verwarnung durch die Polizei am Rathaus an die Wand pinkelten, mussten Geldbußen von jeweils 200 Euro zahlen.
In Regel hält man sich am Bahnhof auf, weil man auf einen Zug wartet. Da kommt man entweder gerade von zuhause oder ist vor kurzem aus einem anderen Zug ausgestiegen. In beiden Fällen gab es dort ein Klo.
Und im Zug, in den man einsteigt, wird es wieder ein Klo geben...
Man müsste den Herren in ihren Büros direkt auf die Füße pinkeln.
Das nächste wird sein, das bei dem kommenden, barrierefreien Ausbau für Gemünden, das ebenso Sanierungsbedürftige Bahnsteigdach durch zwei einfache Wartehäuschen ersetzt wird...
Kopfschüttel...
Deren mutwillige Hinterlassenschaften auch an den Wänden usw. machen die Toiletten unbrauchbar. Da kann man bzw. muss man diese schließen. Dieses Problem der mutwilligen Verunreinigungen von Toiletten kennt man leider auch in anderen Einrichtungen zur Genüge. Schulen usw. Wer kümmert sich um die kostenintensive Reinigung und fortlaufende Überwachung? Wer ist bereit den Preis dafür zu bezahlen? Wer ist denn noch empfänglich für dieses: "Das tut man nicht!" Keiner will zuständig sein, alle schieben den Schwarzen Peter weiter. Da bleibt bloss nur noch die Schließung. Wer von den Fahrgästen ist bereit, die Augen auf zu halten und dem Treiben Einhalt zu gebieten?