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Würzburg
Babymord-Prozess: 21-jährige Mutter berichtet über Drohungen
Im Verfahren zum Tod eines acht Monate alten Säugling aus dem Landkreis Main-Spessart sagt jetzt die Mutter aus. Am Montag schilderte sie ihre Probleme - und ein Dilemma.
Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Säuglings sagte am Montag vor dem Landgericht die Würzburg die Mutter aus. Sie wird erneut gehört werden. 
Foto: Daniel Peter | Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Säuglings sagte am Montag vor dem Landgericht die Würzburg die Mutter aus. Sie wird erneut gehört werden. 
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:06 Uhr

Schlimme Umstände für ein Neugeborenes in den ersten Lebensmonaten. In einer kleinen Wohnung im Landkreis Main-Spessart lebten die zeitweise überforderte junge Mutter und ihr kiffender Freund liebend und streitend vor sich hin - das Kleinkind als gefühlter Störfaktor mittendrin. Einmal soll der Säugling vier Tage am Stück geschrieen haben. Bei anderer Gelegenheit soll ihm der "Ersatzvater" die Kiefer gewaltsam aufgezwungen und den Brei in den Mund gestopft haben. So schilderte es die 21-jährige Mutter am Montag vor dem Landgericht Würzburg im Zeugenstand. 

Kurz  vor Weihnachten 2019 soll das Baby den 24-jährigen Freund der Mutter dann mit seinem Schreien so sehr beim Fernsehen gestört haben, dass er es - so die Anklage - gewaltsam tötete. Der Angeklagte selbst bestreitet einen Mord durch Ersticken. 

Die Aussage der  jungen Mutter war im dem Prozess mit Spannung erwartet worden. Sie schilderte am Montag eine schwierige Kindheit. Sie habe zeitweise im Drogenmilieu am Würzburger Hauptbahnhof verkehrt, zu ihrem eigenen Konsum machte sie aber keine Angaben. "Ein Baby kommt nicht mit Anleitung zur Welt, ich wusste nicht, was falsch und richtig ist", sagte die 21-Jährige über ihre Schwierigkeiten, in ihre Rolle als Mutter zu finden, ohne den Geliebten zu vernachlässigen.

Bei 21 Besuchen vom Jugendamt "heile Welt vorgespielt"

Das Jugendamt hatte aus dem Umfeld wiederholt von Problemen im Umgang der beiden mit dem Baby gehört. 21 Mal sahen Mitarbeiter bei dem jungen Paar nach dem Rechten. Man habe ihnen ein Stück heile Welt vorgespielt, gestand die Mutter nun vor Gericht ein. Der Vorsitzende Richter Claus Barthel formulierte es deutlicher: "Sie haben das Jugendamt auf gut Deutsch gesagt verarscht."

Die 21-Jährige sprach vor Gericht offen über die Schwierigkeiten, nach der Geburt des Kindes eine enge Beziehung zu ihm aufzubauen und gleichzeitig den Forderungen ihres Freundes zu genügen. Sie schilderte, wie der 24-Jährige aufbrausend und temperamentvoll über die kleine Familie bestimmte. Er soll den Tag oft mit einem Joint begonnen und dann zockend am Computer verbracht haben. Sie habe aber - trotz seiner Drohungen und handfesten Übergriffe - Angst gehabt, er würde sie verlassen und immer wieder eingelenkt.

Er habe ihr gedroht: Im Falle einer Trennung wolle er ihr den Jungen von der Polizei wegnehmen lassen. Der Aussage der jungen Mutter zufolge soll der Angeklagte teils ruppig mit dem Baby umgegangen sein. Das Versorgen und Füttern des Kindes habe er weitgehend ihr überlassen. Auf Nachfrage von Verteidiger Hanjo Schrepfer sagte sie aber, er habe nicht erst am Todestag nach dem schreienden Kind geschaut, sondern schon vorher. 

Zeugin will nicht vor dem Angeklagten aussagen

Dass ihr die Aussage als Zeugin unangenehm ist, hatte die 21-Jährige bereits im Vorfeld gezeigt. Zuerst hatte sie das Gericht darum gebeten, per Video aus einem anderen Raum vernommen zu werden - angeblich aus Angst vor dem Ex-Freund. Als das Gericht auf ihrem Erscheinen bestand, gab sie am Verhandlungstag kurzfristig an, an Erkältungssymptomen zu leiden. Ihr Hausarzt musste deshalb zunächst eine Corona-Infektion ausschließen. Am Montag lehnte das Gericht nun ihre Forderung ab, ihren Ex-Geliebten während ihrer Aussage aus dem Gerichtssaal zu schicken.

Erneute Vernehmung vor Gericht

Was steckt hinter dem Vorwurf, der 24-jährige Angeklagte habe Mutter und Kind monatelang immer wieder misshandelt? An diesem Dienstag, wenn die Mutter erneut vernommen wird, sollen Details zur Sprache kommen: Der Angeklagte soll das schreiende Baby sogar einmal in einen Karton gelegt und im Kleiderschrank eingeschlossen haben. Aus Jähzorn oder zum Schutz vor der ebenfalls unter Drogen stehenden  Mutter? Das will Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach ebenso wissen wie Verteidiger Hanjo Schrepfer und das Gericht. 

 
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  • H. G.
    Beide gehören weggesperrt auf Lebenszeit. Wer so mit Menschenleben umgeht, hat für mein Rechtsverständnis, kein Recht in Freiheit unter Menschen zu leben. Immer wieder das Gleiche dann vor Gericht: Drogen, Alkohol, schlechte Kindheit, trotzdem in der Lage, Kinder zu zeugen! Einfach widerlich!!
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