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Lohr
B26n-Vorbereitungen: Mit welchen Tricks Experten Tiere zählen
Welche Auswirkungen hätte ein Zubringer zur B26n für die Natur zwischen Wiesenfeld und Lohr? Das untersucht gerade eine Spezialfirma. Doch wie findet man zum Beispiel scheue Haselmäuse?
Auf einer Wiese unterhalb des Schützenhauses in Lohr fanden Biotopkartiererin Judith Kehl (rechts) und Projektleiter Christian Popp (Mitte) unter anderem Vorkommen von Spitzwegerich, Hornklee, Schafgarbe und Sauerampfer. Mit dabei war Martin Albert (links) vom staatlichen Bauamt Würzburg.
Foto: Wolfgang Dehm | Auf einer Wiese unterhalb des Schützenhauses in Lohr fanden Biotopkartiererin Judith Kehl (rechts) und Projektleiter Christian Popp (Mitte) unter anderem Vorkommen von Spitzwegerich, Hornklee, Schafgarbe und ...
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 17.02.2024 00:47 Uhr

Bevor neue Straßen, Eisenbahnstrecken oder andere große Bauprojekte verwirklicht werden können, müssen vorab jede Menge Fragen geklärt werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Umweltverträglichkeit. In Sachen des geplanten B26n-Zubringers zwischen Wiesenfeld und Lohr ist das vom staatlichen Bauamt Würzburg beauftragte Büro Anuva Stadt- und Umweltplanung (Nürnberg) bereits seit Anfang 2020 damit befasst, diesen Raum zu untersuchen, Biotope, Tier- und Pflanzenarten zu kartieren.

Am Montag waren die beiden Anuva-Leute Judith Kehl (Biotopkartiererin) und Christian Popp (Projektleiter, Faunist) letztmals vor Ort. Sie schauten sich einige Wiesen sowie den Uferbereich des Mains unterhalb des Schützenhauses genauer an – also den Bereich, wo die Zubringerstraße voraussichtlich mit einer Brücke über den Main geführt werden soll.

Tiere mit speziellen Vorrichtungen aus ihren Verstecken gelockt

Wie Popp erläuterte, wurden die Vorkommen schützenswerter Tierarten wie Fledermäuse, Haselmäuse, Reptilien, Amphibien, Insekten und Vögel zwischen Jahresanfang 2020 und Frühjahr 2021 erfasst. Mit der Pflanzenbiotop-Kartierung habe man dann Anfang Juni begonnen.

Um bestimmte Tierarten ausfindig zu machen, wurden Popp zufolge teilweise Hilfsmittel eingesetzt. Zum Nachweis von Schlingnattern, die man sonst kaum fände, habe man an Dachlattenstücke getackerte schwarze Teichfolienstücke ausgelegt. Durch die Wärme, die sich darunter speichere, seien die Folien bevorzugte Nachtlager für Schlingnattern. Am Morgen könne man sie dort dann leicht finden.

Auf dieser Karte ist - weiß umrahmt - das Gebiet zwischen Wiesenfeld (rechts) und Lohr (links) zu sehen, das auf schützenswerte Tier- und Pflanzenarten hin untersucht wurde.
Foto: Wolfgang Dehm | Auf dieser Karte ist - weiß umrahmt - das Gebiet zwischen Wiesenfeld (rechts) und Lohr (links) zu sehen, das auf schützenswerte Tier- und Pflanzenarten hin untersucht wurde.

Um Haselmäuse ausfindig zu machen, habe man viereckige Röhren in Büschen ausgehängt, erläuterte Popp; diese böten den Tieren Schutz und würden deshalb von ihnen gerne zum Nestbau benutzt.

Sowohl die Suche nach schützenswerten Tierarten als auch nach Pflanzenbiotopen erfolgte laut Popp über großräumige Ortseinsichten. Zudem habe man auch bereits vorhandene Daten des Landesamtes für Umwelt oder der Umweltverbände genutzt. Da diese Daten jedoch oftmals schon einige Jahre alt seien, habe man auch die auf dieser Basis kartierten Flächen nochmals in Augenschein nehmen müssen, um zu überprüfen, ob beziehungsweise welche Veränderungen es gegeben habe.

Ziel: Trassenkoridor finden, der die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigt

Die von Popp und Kehl erfassten Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten wurden und werden von ihnen anhand einer Biotopwertliste bewertet. Die so ermittelten Ergebnisse werden dann mit der Bewertung der Schutzgüter Mensch, Kultur- und Sachgüter, für die ein anderes Büro zuständig ist, zusammengeführt und in sogenannte Raumwiderstände übersetzt.

Was man aufgrund bereits bekannter Daten weiß, ist, dass es durchaus größere Raumwiderstände im Bereich zwischen Wiesenfeld und Lohr gibt. Genaues kann man laut Popp aber erst nach erfolgter Auswertung der neuen Erhebungen sagen.

Martin Albert vom staatlichen Bauamt Würzburg geht davon aus, dass es bis Ende dieses Jahres oder Anfang 2022 so weit ist. Dann sollen ihm zufolge mögliche Varianten ausgearbeitet und bewertet sein und auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ziel sei es, einen möglichst verträglichen Trassenkorridor zu finden.

 
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