Eigentlich sollte es vorvergangenes Wochenende ein geruhsamer Sonntagmorgen werden für ein Karlstadter Ehepaar. Es wohnt wohnen gleich an der Stadtmauer in Nähe des "Roten Turms" und hat eine schöne Aussicht auf den Main. Plötzlich hörte das Ehepaar, das anonym bleiben möchte, durch das offene Fenster ihres Wohnzimmers Schreie vom Mainkai her. Die Ehefrau sah ein Auto im Fluss stehen, am Ufer standen eine Frau und ein Mann, die zunächst ratlos auf das Fahrzeug blickten. Gleich darauf wagte sich die Frau ins Wasser und schwamm zu dem verunfallten Auto. Der 83-jährige Fahrer hatte am Mainparkplatz offenbar aus Versehen in den Rückwärtsgang geschaltet und ist rückwärts in den Main gefahren.
Der Ehemann, der eben noch im Wohnzimmer saß, reagierte sofort, erzählt er: "Wir müssen helfen!" Er rannte los, um die Stadtmauer herum, hin zum Mainkai. Seine Frau verständigte währenddessen Polizei und Feuerwehr. Mittlerweile trieb der BMW mitsamt dem Rentner rückwärts im Fluss. "Der Frau war es gelungen, die Wagentür zu öffnen, was ja durch den Wasserdruck schwierig ist", erzählt die Karlstadterin weiter. Der Mann der Ersthelferin packte mit an und inzwischen war auch ihr Ehemann mit im Wasser. Gemeinsam gelang es den drei Helfern, den Fahrer aus dem Fahrzeug zu befreien, was allerdings auf unerwarteten Widerstand stieß. Der Unglücksfahrer war zwar schon mit dem Kopf unter Wasser, wollte jedoch sein Auto nicht aufgeben und klammerte sich verzweifelt an das Lenkrad. Schließlich fand die Aktion ein gutes Ende. Dann trafen auch schon Feuerwehr und Rettungsdienst ein.
Leider, so die Karlstadterin, seien auch Menschen vor Ort gewesen, die nur tatenlos zugeschaut hätten. Einige hätten sogar ihr Smartphone gezückt. Der Senior hatte viel Glück im Unglück. Zum einen war das Wasser an der Stelle nicht sehr tief, sodass die Retter leichter zum Fahrzeug kamen, zum anderen wurde es durch die Strömung des Mains nicht in die Flussmitte, sondern parallel zum Ufer in die sogenannte "Entenbucht" getrieben, wo es später leichter geborgen werden konnte.
Der Karlstadter Inspektionsleiter Thomas Miebach sagt auf Anfrage: "Der Mann kann heilfroh, dass diese drei Menschen da waren, die so taff gehandelt haben." Nun solle geprüft werden, inwieweit der Senior noch fahrtüchtig ist.