Durch den Angriffskrieg in der Ukraine ist das Thema Energie in den Fokus gerückt. Im Ausschuss für Landkreisentwicklung, Mobilität und Digitalisierung erklärte Sebastian Kühl vom Landratsamt, dass drei Projekte aus dem Netzentwicklungsplan 2037 den Landkreis betreffen werden: Das Projekt 484 betrifft den Raum Gambach, weil sich hier die 380-Kilovolt-Leitung Aschaffenburg-Bergrheinfeld mit der 110-kV-Leitung des Bayernwerks kreuzt. Damit ist der Bereich ideal zum Bau eines Umspannwerkes mit Phasenschiebertransformatoren.
Vom Projekt 481 könnten die Bereiche Hasloch, Schollbrunn, Kreuzwertheim, Marktheidenfeld, Erlenbach und Triefenstein betroffen sein. Hier soll die bestehende 220 kV-Leitung zwischen Großkotzenburg und Trennfeld zur Verstärkung des Netzes durch eine neue 380 kV-Doppelleitung ersetzt werden. Die bestehende Leitung ist laut Kühl schon in Grundlastzeiten hoch ausgelastet.
Mit dem Projekt 675 wiederum soll durch eine 380-kv-Doppelleitung zwischen Trennfeld und Großgartach die Übertragungskapazität deutlich erhöht werden. Hier könnte der Markt Triefenstein betroffen sein. Im Gespräch, so Kühl, sei auch die Gründung einer regionalen Projektgesellschaft oder eines Energiewerkes. Dazu werde es am 10. Juli eine Informationsveranstaltung für die Bürgermeister geben.
Neues Mitglied im Kreis der Stifter des Technologietransferzentrums Main-Spessart
Gute Nachrichten hatte Kühl zum Stand der Initiative für das Technologietransferzentrum Main-Spessart (TTZ). Hier gehöre nun auch die Firma Speedpart aus Hasloch, die 3D-Druck für Prototypen und Kleinserien anbietet, zum Kreis der Stifter für die Stiftungsprofessur, der damit auf zwölf Mitglieder angewachsen sei. Sie müssen zusammen mindestens 175.000 Euro im Jahr aufbringen. Kürzlich habe es ein erstes Treffen gegeben – aktuell werde die Stiftungssatzung vorbereitet.
Die Besetzung der Stiftungsprofessur wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule erfolgen. Hier sprach von Sebastian Kühl von einem sehr formalen Verfahren, wie es im Hochschulbereich üblich sei.
"Gewaltige Verzögerungen" bei der Suche nach einem Atommüllendlager
Bei der deutschlandweiten Suche nach dem Standort für ein Atommüll-Endlager konnte er nur von gewaltigen Verzögerungen berichten. Ursprünglich sollte der Standort 2031 verstehen, nun ist schon für die erste Phase mit Reduktion auf sechs bis zehn mögliche Standortregionen ein Zeitraum bis 2034 vorgesehen. Die zweite Phase soll danach über 17 Jahr gehen, die nächste über 29 Jahre, was einen Abschluss der Suche im Jahr 2080 bedeutet.
Ein Problem ist laut Kühl, dass keinerlei Eingrenzung bei den betrachteten Wirtsgesteinen vorgenommen würden. Insbesondere in den alten Bundesländern fehlten oft geowissenschaftliche Daten, in der ehemaligen DDR sei der Untergrund weit besser untersucht worden. Konsequenzen daraus seien längere Zwischenlagerung des Atommülls, eine schlechte Akzeptanz, höhere Kosten und die Gefahr von Kompetenz-Verlust: Mindestens eine Generation von Fachleuten werde während der Suche in den Ruhestand gehen.
