
Die Zucht von Rassekaninchen ist für Stefanie und Stefan Keßler aus Waizenbach ein Hobby mit viel Verantwortung. Sie pflegen und hegen die Kaninchen für die Ausstellungen, dort werden sie bewertet - und ausgezeichnete Tiere anschließend verkauft. Weniger gut bewertete Kaninchen behalten sie für den eigenen Bedarf. Auch die vier Söhne des Paares sehen die Aufzucht der Pelztiere mit Freude, wissen aber bereits, dass auch das Schlachten dazu gehört, um im nächsten Jahr wieder junge Kaninchen züchten zu können.
Stefan Keßler züchtet seit 36 Jahren Kaninchen auf dem Hof seines Vaters. Er ist damit aufgewachsen und kennt die Erfolge und Misserfolge der Kaninchenzucht. Manchmal wirft eine Häsin nur drei Junge, manchmal bis zu neun Hasenbabys, erzählt er. Es komme auch vor, dass ein Hasenkind stirbt, weil es nicht mehr ins Nest gefunden hat oder die Hasenmutter verendet, wenn sie etwas Unverträgliches gefressen hatte.
Familie Keßler möchte die Zucht gerne noch erweitern
Die Großfamilie hat ihre 25 Kaninchen gerne auf dem Hof und möchte die Zucht auch noch erweitern. Vater Stefan hat seine "Loh schwarz" Kaninchen, die er oder sein Vater füttert. Die Söhne Philipp (12) und Bastian (11) besuchen beide das Gymnasium und füttern ihre Kaninchen selbst am Abend, sie übernehmen auch die Verantwortung für die Tiere. "Natürlich passen wir da schon auf und beraten oder ermahnen sie auch", erzählt Mutter Stefanie.

Philipp hat "Zwergwidder wildfarben"-Kaninchen in seiner Obhut und ist damit Jugendvereinsmeister in Gräfendorf geworden. Bastian trägt die Verantwortung für die Rasse "Kleinsilber gelb". Julian (7) und Simon (5) schauen bisher noch neugierig zu und haben noch keine eigenen Zuchttiere. "Beim Ausmisten helfen aber alle mit, das ist Familiensache", erklärt Vater Stefan.
Gefüttert wird nur am Abend, dann gibt es Heu, Getreide, Futterrüben oder Kraftfutter, je nach Zuchtverlauf und Jahreszeit. Wasser zum Trinken erhalten die Kaninchen über ein zentrales Tränksystem. Ausgemistet wird alle zehn bis 14 Tage. Der Mist wird auf einem Anhänger an den Ackerrand gefahren und im Frühjahr zur Düngung untergepflügt.
Die jungen Kaninchen werden nach vier Wochen Tragezeit der Häsinnen, im Idealfall im Februar oder März, geboren. Sie öffnen nach zehn Tagen die Augen, erzählt Keßler, und können dann schon aus dem Nest kriechen und selbständig fressen. Bis zur Vereinsausstellung im November müssen sie ein Mindestgewicht von etwa 2500 bis 4250 Gramm, je nach Rasse, erreichen. In den letzten Wochen vor der Ausstellung müssen die Tiere gewogen werden, damit sie bei der Ausstellung nicht zu mager oder zu fett sind, sonst gibt es Punktabzug.

Kaninchen bekommen keine Namen
Bis dahin muss auch das Fell schön glatt sein, erzählt Keßler. Bei manchen Tieren dürfen keine weißen Büschel im Fell sein, keine Kahlstellen an den Läufen (Füßen), außerdem braucht es eine gleichmäßige Fellfarbe und das Tier muss sauber sein. Zum Schutz der Wertungsrichter müssen die Krallen geschnitten und zum Zeichen der Pflege die Geschlechtsecken geputzt werden.

Die Wertungsrichter achten bei der Bewertung der Kaninchen am Vortag der Ausstellung auf Körperform, Kopfform, Stand der Tiere auf ihren Läufen, Fellfarbe, Ohren, Fellunterfarbe und gerade Zähne. "Für uns ist so eine Ausstellung in der Region oder letztes Jahr in Leipzig bei der Bundesschau mit über 22.000 Kaninchen einen Familienausflug wert, bei dem man Erfahrungen sammelt, Gleichgesinnte trifft und Unterstützung findet", beschreibt Stefan Keßler das Schauerlebnis, bei dem Tiere verglichen, gekauft und verkauft werden.
Kaninchen, die nicht verkauft werden und auch zur Weiterzucht nicht benötigt werden, werden geschlachtet. "Die übrigen Kaninchen müssen geschlachtet werden, sonst ist kein Platz für junge Kaninchen. Daher bekommen die Kaninchen auch keinen Namen", erklärt Stefanie Keßler. Philipp und Bastian stimmen zu: "Ja, sonst gibt es keine kleinen Häschen im Nest."
