Im Jahr 1925 veröffentlichten Dr. Albert Horwell Gerberich und sein Vater Albert Henry Gerberich die genealogische Studie "History of the Gerberich-Family in America" im Verlag "Evangelical Press" in Harrisburg/Pennsylvania. Konkreter Anlass war ein bevorstehendes, großes Familientreffen.
1923 hatten sich Vater und Sohn auf die Reise nach Altfeld und Michelrieth gemacht, um im Spessart nach ausführlichen Archiv-Studien die Heimat ihrer Vorfahren im 17. und 18. Jahrhundert persönlich kennenzulernen. Beide schmunzelten, dass man in der frommen, evangelischen Grafschaft Wertheim noch immer die gleichen Namen trug, am liebsten unter sich blieb und nur untereinander heiratete. Dabei pflegten viele Pennsylvania-Deutsche solche Angewohnheiten in ihrer neuen Heimat selbst.
Wenig Glauben schenkten die beiden Experten jenen Altfelder Einwohnern, die meinten, ihnen nach so langer Zeit noch das Anwesen ihres Vorfahren im 17. Jahrhundert zeigen zu können. Die seinerzeitigen Gerberichs galten offenbar als wohlhabende Landwirte. Den Familiennamen interpretierte man als "der Garbenreiche".
Albert Henry Gerberich wurde 1864 in Pennsylvania geboren, war Lehrer, Schulleiter, konservativer Kommunalpolitiker, Freimaurer und frommer Methodisten-Prediger. Er befasste sich mit seiner Familiengeschichte und wird als Autor des Gerberich-Buchs aufgeführt. Mit beinahe 102 Jahren starb er 1966 in Saint Petersburg/Florida.
Erste Gerberichs reisten 1751 in die USA
Der Herausgeber des Buchs, Albert Horwell Gerberich, kam 1898 zur Welt. Der Historiker promovierte 1933 mit dem Thema "Luther und die Englische Bibel". Er war Stahlarbeiter, Journalist, Soldat im Ersten Weltkrieg, Professor für Moderne Sprachen und Diplomat. Der Freimauer arbeitete bis 1960 im US-Außenministerium in Washington. Als Ehrenmitglied der "Genealogical Society of Pennsylvania" verfasste er mehrere Familienforschungen und starb 1965 noch vor seinem Vater im District of Columbia.
Im Fall der eigenen Familie gelang es, die Wurzeln bis zu jenem Bauern Hans Gerberich, der von 1613 bis 1682 in Altfeld lebte, zurückzuverfolgen. In der schwierigen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs hatte dieser seine Frau Apollonia (1627-1690) geheiratet. Damals hatte man viele Kinder, die nicht alle heranwuchsen. Der 1701 geborene Enkel Johannes, der 1727 Christine Schuch aus Remlingen heiratete, plante um das Jahr 1750 die Auswanderung seiner Familie nach Amerika. Als sich ein weiteres Kind ankündigte – ein Mädchen, das dann nach seiner Geburt nur acht Tagen lebte – musste er seine Pläne zunächst aufgeben.
Stattdessen wagten dessen jüngster Bruder Michael (* 1710) und der älteste Sohn Peter (*1730) im Jahr 1751 die zweimonatige Schiffsreise mit der "Duke of Bedford" von Rotterdam nach Philadelphia. Sie wurden in Tulpehocken in Berks County ansässig und konnten dort Land erwerben. Im Jahr darauf kam Johannes (Hanß) Gerberich selbst mit Frau und zwei Kindern nach. Vermutlich aus Kostengründen musste der 1734 geborene Sohn Andreas zunächst in Altfeld bleiben. Er reiste erst 1754 auf dem Schiff "Phoenix" aus.
Auf diese Auswanderer führten Albert Henry und Albert Horwell Gerberich auf fast 300 Buchseiten zahllose Nachfahren zurück. Die Familie verbreitete sich nicht nur in Pennsylvania, sondern über die gesamten USA. Der Nachname Gerberich erfuhr viele phonetische Veränderungen, so zum Beispiel zu Gerberick, Garbrick oder Harberich.
In Pennsylvania, wo man bis heute punktuell einen ganz eigenen, deutschen Dialekt pflegt, galten die Gerberichs als ein bedeutender Familienclan der "Pennsy Dutch". Im Swatara-Valley und im Dauphin County gab es 1850 siebzehn Gerberich-Farmen. Der republikanische Politiker Daniel P. Gerberich (1854-1917) war von 1905 bis 1916 als State Senator Mitglied des Oberhauses von Pennsylvania. Auf John Shuey Gerberich (1810-1879) geht die 1980 begründete Städtefreundschaft zwischen Marktheidenfeld und Germantown in Ohio zurück.