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Aufwärtstrend bei Rexroth: Großinvestition in Lohr?
Zuletzt ging man in Lohr davon aus, dass die Bosch Rexroth AG keinen Bedarf mehr an der vor Jahren von ihr gekauften letzten großen Freifläche (hier rot umrahmt) im Lohrer Industriegebiet hat. Doch nun gibt es Anzeichen, dass Rexroth dort einen Bürokomplex errichten will.
Foto: J. Ungemach | Zuletzt ging man in Lohr davon aus, dass die Bosch Rexroth AG keinen Bedarf mehr an der vor Jahren von ihr gekauften letzten großen Freifläche (hier rot umrahmt) im Lohrer Industriegebiet hat.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:15 Uhr

In der jüngeren Vergangenheit machte die Bosch Rexroth AG vor allem durch Umstrukturierungen und Stellenabbau Schlagzeilen. Nun blickt man beim Lohrer Spezialisten für Antriebe und Steuerungen offenbar wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Allem Anschein nach plant man am Stammsitz in Lohr auch eine größere Investition.

Zwar sank der Umsatz 2016 gegenüber dem Vorjahr um rund 2,6 Prozent auf 4,99 Milliarden Euro. Jedoch zog der Auftragseingang im gleichen Zeitraum um 3,7 Prozent auf über 5 Milliarden Euro an. Rexroth hat vor allem in zukunftsträchtigen Märkten wie der Fabrikautomation wieder Marktanteile gewonnen. Durch das Drehen an der Personalschraube hat das Unternehmen zudem die Kosten besser im Griff.

Vorstandsvorsitzender Rolf Najork sprach am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Hannover davon, dass die Bosch-Tochter 2016 die Ergebnisziele erreicht habe. Für 2017 stellte er eine deutliche Umsatzsteigerung in Aussicht.

Positive Entwicklung hält 2017 an

Wenige Stunden nach Najork äußerte sich Thomas König, für Lohr zuständiger Standortsprecher und gleichzeitig kaufmännischer Leiter des Bereichs Industrieanwendungen, gegenüber der Lohrer Presse zu Lage und Perspektiven des Unternehmens. Dabei erklärte er, dass sich der Aufwärtstrend in den ersten drei Monaten des Jahres 2017 mit einer „erfreulichen Belebung des Auftragseingangs“ fortgesetzt habe.

Zuwächse in China, Einbrüche in Amerika

In Deutschland, wo Rexroth in 2016 wie im Vorjahr gut 1,2 Milliarden Euro Umsatz machte, liefen die Geschäfte konstant. Während im übrigen Europa der Umsatz 2016 mit 1,72 Milliarden Euro um knapp fünf Prozent hinter dem Vorjahr zurückblieb, verzeichnete Rexroth in Asien Zuwächse um 2,2 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Hierfür sei vor allem eine Belebung des chinesischen Marktes verantwortlich, so König. Einen deutlichen Umsatzrückgang musste Rexroth hingegen in Nord- und Südamerika hinnehmen, wobei besonders die Geschäfte im noch vor kurzem mit großen Hoffnungen verbundenen Brasilien schwächelten.

Megatrend Industrie 4.0

Die Weltkonjunktur ist laut König derzeit allerdings mit Risiken behaftet, die teilweise auch aus politischen Unwägbarkeiten resultierten. Was die technologische Entwicklung angehe, sehe man bei Rexroth jedoch deutliche „Wachstumstreiber“. Hier sieht das Unternehmen seinen Kurs bestätigt, der es schon seit Jahren voll auf den Megatrend „Industrie 4.0“ setzen lässt. In der zunehmenden Vernetzung von Produktions- und Steuerungsprozessen hat man bei Rexroth enorme Potenziale entdeckt.

König verdeutlichte dies an einigen Beispielen. So hat Rexroth ein Dienstleistungsnetzwerk entwickelt, bei dem Sensoren permanent den Zustand einer Maschine überwachen. Sie erkennen so frühzeitig, wenn durch Verschleiß ein Ausfall droht. Probeläufe bei ersten Kunden hätten gezeigt, dass sich durch die so rechtzeitig veranlasste Wartung 95 Prozent der Ausfallzeiten einer Maschine vermeiden lassen, so König.

Der digitalen Vernetzung gehört die Zukunft in den Fabriken Neuland betritt Rexroth auch mit einer anderen Entwicklung im Bereich Robotik. In Lohr wird derzeit an einem „autonomen Transportvehikel“ getüftelt, das in Firmen fahrerlos und individuell Gegenstände transportiert.

Ohnehin gehöre in der Fabrikautomation der digitalen Vernetzung sämtlicher Produktionsschritte die Zukunft, beschreibt der Manager die Entwicklung. Von der Bestellung und Anlieferung des Materials über die einzelnen Produktionsschritte bis hin zu Abholung durch den Lastwagen würden alle Daten erfasst und verbunden, Prozesse gesteuert, schildert König.

Rexroth und sein Mutterkonzern Bosch seien Treiber und gleichzeitig Anwender dieses technologischen Fortschritts, verdeutlichte er am Beispiel des Geschäftsfeldes Electric Drives & Controls in Lohr. Die dortige Produktion umfasse 200 000 Produktvarianten. Nur durch die komplette Vernetzung der Produktion sei dieses Volumen beherrschbar – bei gleichzeitiger Minimierung der Rüstzeiten und Lagerhaltung.

Großauftrag für Kreuzfahrtschiffe

Neben all den neuen Technologiefeldern ist Rexroth auch weiterhin in seinen klassischen Sparten wie beispielsweise dem Bühnenbau aktiv. So erhielt Rexroth 2016 einen Großauftrag der Meyer-Werft in Papenburg für die Ausstattung von Kreuzfahrtschiffen mit Bühnentechnik – Laufzeit bis 2023.

Um weiterhin an der Spitze der technologischen Entwicklung mitmischen zu können, investiere Rexroth weit überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung, so König mit Blick auf Ausgaben in diesem Bereich von 330 Millionen im Jahr 2016. Daneben habe man weltweit im vergangenen Jahr 106 Millionen investiert, beispielsweise in den Bau der neuen Energiezentrale in Lohr.

In Lohr noch rund 5400 Mitarbeiter

Bei der im Februar verkündeten und bis Ende 2018 mit einem Abbau von bundesweit 500 Arbeitsplätzen verbundenen Restrukturierung des Unternehmens komme man planmäßig voran, sagte König.

Derzeit liefen Gespräche mit dem Betriebsrat über die konkrete Umsetzung. Es bleibe dabei, dass in Lohr 250 Stellen gestrichen werden. Aktuell zählt Rexroth an seinem Stammsitz rund 5400 Mitarbeiter. In Schweinfurt sind es rund 1400, in Augsfeld rund 400 und in Volkach rund 340. Insgesamt sank die Zahl der Rexroth-Mitarbeiter 2016 weltweit um rund 1600 auf 29 500, in Deutschland um knapp 700 auf rund 14 400.

Bedarf an Freifläche in Lohr

Trotz der tendenziell sinkenden Mitarbeiterzahl plant Rexroth offenbar eine größere Investition in Lohr. Dem Unternehmen gehört das letzte große und unbebaute Grundstück im Industriegebiet Süd. Dazu sagte König, dass die jüngste Planung vorsehe, einen Bürokomplex zu errichten. Solche Pläne gab es schon vor Jahren einmal. Sie verschwanden jedoch wieder in der Schublade. Nun kommen sie offenbar wieder heraus. Derzeit seien noch viele Mitarbeiter in Containerbüros beziehungsweise in angemieteten Objekten untergebracht. Das wolle man ändern, so König.

 
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    Bei Electric Drives & Controls kann man sich nicht mehr umdrehen vor Enge, aber bauen wir lieber ein gemütliches Bürogebäude. Shame on you. Mit diesem Problem müssen die Arbeiter zurechtkommen und das bei immer höheren Umsatzzahlen. Vielleicht sollte man sich mal Gedanken machen, ob mehr Fläche nicht dem Umsatz zuträglicher ist. Bei Electric Drives & Controls bitte nicht nur abkassieren, sondern auch mal investieren. Nochmals Shame on you.
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