Die 67-jährige Rentnerin aus Main-Spessart, die 2017 und 2018 Dutzende zum Teil sehr alte Menschen betrogen hatte, ist wieder auf freiem Fuß. Rund 95 000 Euro hatte sie 2017 und 2018 von Bekannten ergaunert, um das Geld Betrügern aus Nigeria zu überweisen. Im November war die Frau vom Schöffengericht in Würzburg wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 50 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt worden. In der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Würzburg Anfang April wurde die Strafe nun auf zwei Jahre reduziert und zur Bewährung ausgesetzt, wie Landgerichtssprecher Michael Schaller auf Anfrage bestätigt.
Die drei ausschlaggebenden Gründe für das mildere Urteil waren laut Schaller die in der Zwischenzeit erfolgte umfangreiche Schadenswiedergutmachung durch den Mann der 67-Jährigen, die Tatsache, dass sie nicht vorbestraft war, und die neunmonatige Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Würzburg. Weil die Frau trotz vielfacher Belehrungen durch die Polizei nicht von ihren Betrügereien abzubringen war, war sie im Juni vergangenen Jahres in Untersuchungshaft gekommen, wo sie bis April blieb. Schaller zufolge verzichteten einige wenige Betrogene auf eine Wiedergutmachung.
Selbst auf "Nigeria Connection" hereingefallen
Bevor sie zur Betrügerin wurde, war die Frau selbst der "Nigeria Connection" auf den Leim gegangen. Die Betrüger in Nigeria hatten ihr 2,5 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. An der windigen Geschichte hatte die 67-Jährige keine Zweifel, wie sie vor dem Landgericht schilderte. Nachdem sie den Betrügern offenbar einige Hunderttausend Euro an eigenen Mitteln in den Rachen geworfen hatte, kam sie auf die verhängnisvolle Idee, mit eigenen Betrügereien den Verlust wieder auszugleichen.
Unterstützt wurde die Frau dabei von einem Rentner, der die 67-Jährige aus gemeinsamen Jahrzehnten im Kirchenchor kannte. Der 68-Jährige erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Das Duo hatte im Bekanntenkreis finanzielle Engpässe vorgegaukelt. Angeblich waren Steuernachzahlungen fällig, hohe Arztrechnungen und Krankenhauskosten, Anwaltshonorare oder Kosten für die bevorstehende Auszahlung aus einem Fonds. So hatten sie sich Darlehen zwischen 350 und über 8000 Euro erschwindelt, mit der Zusage, das Geld bald zurückzuzahlen.
Die Polizei war erst nach Veröffentlichungen dieser Redaktion mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen. Diese Verzögerung hatte mutmaßlich dazu beigetragen, dass der Zeitraum, in dem immer neue Bekannte der Frau Geld gaben, recht lange war.