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Roden
Auf einen Handschlag in Berlin: Warum Rodens Bürgermeister Frank-Walter Steinmeier traf
Gemeinsam mit rund 80 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern traf Johannes Albert den Bundespräsidenten in Schloss Bellevue. Ein Blick hinter die Kulissen politischer Wertschätzung.
Foto mit hohem Erinnerungswert: Johannes Albert, Bürgermeister von Roden, trifft Frank-Walter Steinmeier auf der Tagung 'Demokratie vor Ort' im Schloss Bellevue.
Foto: Lena Weber | Foto mit hohem Erinnerungswert: Johannes Albert, Bürgermeister von Roden, trifft Frank-Walter Steinmeier auf der Tagung "Demokratie vor Ort" im Schloss Bellevue.
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 22.04.2024 02:40 Uhr

Wie ist es, einen Bundespräsidenten hautnah zu erleben, ihm die Hand zu schütteln? Für zwei Tage war der ehrenamtliche Bürgermeister Johannes Albert aus Roden zusammen mit rund 80 weiteren ehrenamtlichen Amtsträgern auf der Tagung "Demokratie beginnt vor Ort" im Schloss Bellevue. Im Interview erzählt er, was er an Themen mitgenommen hat und warum er seinen Rodener Amtssitz nicht mit Berlin tauschen würde. 

Herr Albert, wie kam es zu der Einladung ins Schloss Bellevue?

Johannes Albert: Die Körber-Stiftung hatte gemeinsam mit Bundespräsident Steinmeier zum Erfahrungsaustausch eingeladen. 

Konnte man sich hier bewerben oder war es Zufall, dass Sie eingeladen wurden?

Albert: Ich war gemeinsam mit einem weiteren Kollegen aus Unterfranken, Florian Liening-Ewert, Bürgermeister in Hendungen in Rhön-Grabfeld, dort. Wir engagieren uns beide im Netzwerk Junge Bürgermeister und darüber kam der Kontakt. Insgesamt wurde versucht, die Veranstaltung gleichmäßig mit Vertretern kleiner und großer Kommunen aus ganz Deutschland zu besetzen. Das ging von Gemeinden mit 160 Einwohnern bis zu 600.000.

Was waren die bestimmenden Themen?

Albert: Es ging zum Beispiel darum, wie man das Bürgermeister-Amt attraktiver machen kann für junge Menschen. Zum Beispiel durch eine bessere Aufwandsentschädigung oder dadurch, dass das Ansehen von Bürgermeistern in der Öffentlichkeit verbessert wird. Man hat aber auch gemerkt: Egal wie weit die Gemeinden in Deutschland auseinanderliegen, die Themen, die uns bewegen, sind doch oft die Gleichen.

Welche zum Beispiel?

Albert: Die Energiewende ist überall ein Riesenthema, die finanzielle Ausstattung der Kommunen und dass die Aufgaben, die du als Bürgermeister stemmen musst, immer mehr werden. Auch wenn es eigentlich gar nicht unbedingt Gemeindeaufgaben sind, wie zum Beispiel der Glasfaserausbau oder die Wärmeleitplanung. Allerdings merke ich im Gespräch auch oft, dass es uns in Bayern da noch relativ gut geht.

Es ging ja auch um das Thema Hass und Hetze im Amt. 57 Prozent der Bürgermeister gaben in einer Forsa-Umfrage 2021 an, dass sie Beleidigungen, Bedrohungen oder tätlichen Angriffen ausgesetzt sind. Was haben Sie zu dem Thema mitgenommen?

Albert: Wie wichtig es ist, hier gegenzuarbeiten. Auch, weil wir uns sonst den Nachwuchs verprellen. Wer möchte denn unter diesen Umständen noch Bürgermeisterin oder Bürgermeister werden? Damit Kommunalpolitiker besser geschützt werden, hat der Bund schon einiges in Angriff genommen. Zum Beispiel die Internetseite "Stark im Amt", auf der auf die besondere Situation von Amtsträgern eingegangen wird.

Schnappschuss vor Schloss Bellevue: (von links) Johannes Albert zusammen mit Michael Bergrab, Bürgermeister von Lisberg im Landkreis Bamberg, Florian Liening-Ewert, Bürgermeister aus Hendungen in Rhön-Grabfeld, und   Franziska Hildebrandt, Bürgermeisterin von Klettbach in Thüringen.
Foto: Lena Weber | Schnappschuss vor Schloss Bellevue: (von links) Johannes Albert zusammen mit Michael Bergrab, Bürgermeister von Lisberg im Landkreis Bamberg, Florian Liening-Ewert, Bürgermeister aus Hendungen in Rhön-Grabfeld, und ...
Elke Büdenbender, die Frau von Frank-Walter Steinmeier, hat zum Thema Frauen im Bürgermeisteramt referiert. Was war Ihre Botschaft? 

Albert:  Ja, genau. Insgesamt gibt es noch sehr wenig Kommunalpolitikerinnen in Deutschland. Laut Elke Büdenbender liegt das auch daran, dass Frauen sich mehr Gedanken machen, mehr abwägen: Kann ich das? Schaff' ich das? Frauen mit Kindern bekämen auch nicht selten zu hören: Willst du dich nicht lieber um deine Kinder kümmern, als um das Amt?

Was nehmen Sie persönlich mit aus Berlin?

Albert: Es war gut, die Themen, die uns ehrenamtliche Bürgermeister betreffen, mal an höchster Stelle anzubringen. Das habe ich als sehr wertschätzend empfunden. Und ich fand den Austausch spannend und habe neue Kontakte geknüpft.

Wie haben Sie den Bundespräsidenten erlebt?

Albert:  Er hat eine sehr gute Rede gehalten. Am meisten schmunzeln musste ich, als er sagte: "Der Satz, den Sie alle vermutlich am häufigsten hören, geht ungefähr so: 'Ach, wo ich Dich gerade sehe…'"

Wie kam die Veranstaltung insgesamt bei den Gästen an? 

Albert: Der Grundtenor war: Es war schön, einfach mal ein "Danke" zu hören. Dafür, dass wir das Ehrenamt machen und auch für den Besuch in Berlin. Die meisten mussten sich ja zwei Tage Urlaub bei ihrem Arbeitgeber nehmen.

Statement über Frauen in der Kommunalpolitik von Elke Büdenbender. Von links: Lena Weber, Bürgermeisterin von Hermeskeil (Rheinland-Pfalz); Herbert Pieper, Bürgermeister von Wahrenholz (Niedersachsen); Sigrid Schumacher, Bürgermeisterin von Zernitz-Lohm (Brandenburg), Elke Büdenbender und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Foto: David Ausserhofer/Körber-Stiftung | Statement über Frauen in der Kommunalpolitik von Elke Büdenbender. Von links: Lena Weber, Bürgermeisterin von Hermeskeil (Rheinland-Pfalz); Herbert Pieper, Bürgermeister von Wahrenholz (Niedersachsen); Sigrid ...
Sie haben Frank-Walter Steinmeier die Hand geschüttelt. Haben Sie auch ein paar Worte gewechselt? 

Albert: Dafür war leider überhaupt keine Zeit. Alle anderen 79 wollten schließlich auch noch ein Foto.

Wie hat Ihnen Schloss Bellevue gefallen?

Albert: Sehr beeindruckend. Die große Treppe, die man zum Eingangsportal empor geht. Dann hängen im Foyer große Gemälde von Theodor Heuss und Friedrich Ebert. Und der Kaffee wurde aus Porzellan-Kannen nachgeschenkt. Das war alles sehr stilvoll.

Würden Sie das Schloss mit dem Rathaus Roden eintauschen?

Albert: Nein, ich bleib' im Rathaus Roden (lacht). Vor Ort kann man dann doch mehr bewirken als in der großen Politik.

 
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