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Gemünden
Auch Geister können Sonnenbrand kriegen: "Das kleine Gespenst" bei den Gemündener Scherenburgfestspielen
Junges, modernes Kindertheater auf der Gemündener Scherenburg: Das turbulente Stück nach Otfried Preußler begeistert nicht nur das kleine Publikum.
Fröhlich, sympathisch, schon ein wenig gruselig, aber nur im ersten Moment furchteinflößend: Chris Carsten Rohmann in der Rolle des kleinen Gespensts.
Foto: Fabian Gebert | Fröhlich, sympathisch, schon ein wenig gruselig, aber nur im ersten Moment furchteinflößend: Chris Carsten Rohmann in der Rolle des kleinen Gespensts.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:24 Uhr

Mehrere hundert Kinder hielten es kaum auf ihren Sitzplätzen aus, wenn das "Kleine Gespenst" bei der Premiere auf der Scherenburg bei Gemünden erst in Weiß, dann in Schwarz über die Bühne fegte, den armen General Thorsten Thorstensohn vor Angst schlottern ließ und die ganze Jubiläumsveranstaltung des Städtchens Eulenberg durcheinanderwirbelte. Am Ende jubelten die jungen Zuschauer, trampelten mit den Füßen und durften sich mit den Schauspielern fotografieren lassen.

"Das kleine Gespenst" von Otfried Preußler ist einer der Klassiker der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Im Jahr 1966 erschienen, hat diese phantastische Geschichte von Wunschträumen und der Begegnung mit der Realität mehr als zwei Generationen geprägt und begeistert. Auch heute, nach fast 60 Jahren, fiebern Kinder wie Erwachsene mit, wenn das wundersame Geistwesen sein liebenswürdiges Unwesen treibt.

Viel Applaus nach der Premiere von 'Das kleine Gespenst' bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden.
Foto: Fabian Gebert | Viel Applaus nach der Premiere von "Das kleine Gespenst" bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden.

Chris Carsten Rohmann verleiht der Titelrolle des Kinderstücks bei den diesjährigen Scherenburgfestspielen ein ganz besonderes Gepräge. Oft wird das kleine Gespenst eher bedächtig und scheu dargestellt, nicht so bei Rohmann. Der Regisseur Urs Schleiff lässt ihn herrlich frech, vital und meist richtig aufgedreht durch die Handlung fegen. Er tanzt, schlägt Räder und singt prächtig. Trotz des grell-weiß geschminkten Gesichts wirkt er fröhlich, sympathisch, schon ein wenig gruselig, aber kein bisschen furchteinflößend.

Zwischen all der Fröhlichkeit gibt es - wie immer bei Preußler - auch nachdenklich Stimmendes

Zwischen all der Fröhlichkeit gibt es - wie immer bei Preußler - auch nachdenklich Stimmendes. Da hilft der altehrwürdige Uhu Schuhu (Stefan Schweikert) mit seiner Lebensweisheit. Er versteht den heimlichen Wunsch des kleinen Nacht-Gespenstes, den Tag kennenzulernen, weiß aber auch Rat, wie man die Uhr des Daseins wieder richtigstellen kann. Zumal das Tageslicht das ehemals weiß leuchtende Wesen pechschwarz gemacht und ihm quasi einen Geistersonnenbrand beschert hat.

Fotoserie

Die Kindergarten- und Grundschulkinder freuen sich besonders über die kleinen dramaturgischen Kniffe. Da ist die Empörung der Bürgermeisters (Wolfgang Schulz) über sein verunziertes Werbeplakat mit Brille, Vampirzähnen und großen Ohren. Schön auch der ständig überlastete Ober-Stadtpolizist Holzinger (Sven Nickel) und die affektiert überspannte Gräfin Genoveva (Monika Reithofer). Außerdem gibt es getanzte Verfolgungsjagden mit den Krähen und die Überraschungen mit der Geistertruhe.

Der Besuch des "Kleinen Gespensts" lohnt auch für Erwachsene, die noch für Wunder offen sind

Natürlich lebt auch dieses Stück auf der Scherenburg von der Vielzahl der kleinen und großen Laiendarsteller. Die Kinder Felix, Lilli, Luca, Benny und Merle sind hinreißend ungekünstelt und überzeugend. Zum Schluss helfen die Kinder und der kluge Uhu zusammen, damit die Lebensuhr wieder in die richtige Stellung gebracht werden kann und das kleine Gespenst glücklich feststellt: "Ich kann wieder leuchten!" Doch es hat etwas dazugelernt, der Ausflug hat sich gelohnt.

Der Besuch des "Kleinen Gespensts" lohnt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die noch für Wunschträume, Wunder und auch mal für etwas Verrücktes offen sein können.

Weitere Vorstellungen stehen auf der Webseite der Scherenburgfestspiele:  www.scherenburgfestspiele.de

 
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