Der Anblick des Todes und der Umgang mit Todesopfern belastet. Auch Menschen, deren Beruf es mit sich bringt, Schwerverletzten zu helfen und Todesopfer zu bergen, können im Nachhinein unter dem Erlebten leiden. So beschreibt es Bernd Brönner von der Psychosozialen Notfallversorgung der Feuerwehr (PSNV).
Brönner, ein 59 Jahre alter, seit Jahrzehnten aktive Feuerwehrmann aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) ist einer von vier psychosozialen Feuerwehr-Beratern, die sich seit Sonntag um die Seele ihrer Kollegen kümmern. Gemeinsam mit zwei Kollegen und einer Kollegin hat er den Sonntag im zum Lagezentrum umfunktionierten Feuerwehrhaus Arnstein verbracht und Feuerwehrleuten, die ein offenes Ohr brauchten, seine Hilfe angeboten.
„Komplette Verdrängung des Erlebten ist nicht gut für die Seele“, sagt Brönner. Sich die Bilder, die sich eingebrannt haben, das Entsetzen, das man verspürt hat, von der Seele zu reden, sei besser für betroffene Einsatzkräfte. „Vielen Einsatzkräften ist schon damit geholfen, dass sie reden, dass sie jemanden finden, der sie versteht.
“ Unterstützung sei notwendig, damit sich körperliche Symptome nach einem belastetenden Einsatz sich nicht zu einer postraumatischen Belastungsstörung auswüchsen.
Symptome, die auftreten können
„Wichtig ist es, den Leuten zu sagen, was durch einen belastenden Einsatz auf sie zukommen kann“, erklärt Brönner. Er sage den Leuten, dass sie vielleicht Erbrechen oder Übelkeit empfinden werden, vielleicht zitternde Knie haben werden, vielleicht Schwindel, vielleicht Schlafstörungen. „Es ist wichtig, dass die Leute verstehen, dass jede dieser Reaktionen kommen kann, dass jede davon normal ist, dass es anderen auch so geht.“ Bei einigen Einsatzkräften träten die Symptome erst ein paar Tage später auf.
„Und einige kommen zu mir und ziehen sich selbst in Zweifel, weil sie gar keine dieser Symptome erleben“, so Brönner. In den ersten Tagen nach einem sehr belastenden Einsatz versuche der Berater, dem betroffenen Kollegen einen Weg zu weisen, wie er sich selbst „etwas Gutes“ tun könne. „Das kann der Kauf eines Buchs sein, ein Film, ein Ausflug.“ Brönner sagt den Leuten auch immer wieder, dass es in Ordnung sei, für sich selbst gut zu sorgen – auch im Angesicht großen Leids anderer.
Brönner berichtet, am Sonntag, als seine Kollegen nach dem belastenden Leichenfund ins Feuerwehrhaus Arnstein zurückkamen, sei er einfach da gewesen, habe „verschiedene Gespräche“ geführt. Und für den Fall, dass die Kollegen nach einigen Tagen seine Hilfe suchten, habe er seine Telefonnummer unter die Leute gebracht.
Im Zivilberuf ist Brönner Elektrotechniker; um ehrenamtlich als psychosozialer Helfer tätig sein zu können, hat er mehrere Lehrgänge absolviert. Er sagt, die Einsatzkräfte täten sich manchmal leichter, statt mit einem Psychologen oder einem Pfarrer mit jemandem zu reden, der ebenfalls Feuerwehrmann sei und wisse, wie Einsätze vor Ort abliefen. „Aber natürlich können wir nur begrenzt helfen. Natürlich gibt es manche, die professionelle Hilfe brauchen.“