Die Wohn- und Betriebsgebäude stehen leer, der Bauhof lagert Baumstämme und wässert Setzlinge. Das ist der momentane Zustand der ehemaligen Arnsteiner Firma Lömpel-Bautenschutz. In gut zwei Jahren soll dort etwas ganz anderes stattfinden. Bis dahin soll an diesem Standort das neue Gesundheits- und Sozialzentrum für die Stadt Arnstein entstanden sein. Die Sozialstation St. Nikolaus, die Arztpraxis Raab und die Hubertusapotheke werden sich dort ansiedeln. Außerdem sollen Service-Wohnungen gebaut werden. In einer Pressekonferenz im Rathaus stellte Bürgermeister Franz-Josef Sauer am Mittwoch gemeinsam mit den weiteren Beteiligten das Projekt vor.
Etwa 9000 Quadratmeter groß ist das Gelände der ehemaligen Firma Bautenschutz-Lömpel. Ganz in der Nähe mündet die Schwabbach in die Wern. 2015 hatte Gero Hebeisen, Geschäftsführer der Lömpel Bautenschutz GmbH & Co. KG, Insolvenz angemeldet. Schon bald ging es im Stadtrat um ein Konzept für die Nachnutzung. Wie Sauer berichtete, wurde seit Jahren intensiv diskutiert, wie es mit dem Gelände weitergehen soll. Gleichzeitig hat die Stadt nach und nach das gesamte Areal gekauft.
Baustein fürs Älterwerden in Arnstein
Darauf sollen zwei Gebäude entstehen. In eines wird die Sozialstation St. Nikolaus einziehen. Sie befindet sich in beengten Verhältnissen im ehemaligen Kindergarten vor der Stadthalle. Die Betriebsabläufe seien dort ungünstig, sagte Vorsitzender Roland Metz. Eine Tagespflege sei in Arnstein nötig. Die Sozialstation soll auf einer Fläche von 300 bis 400 Quadratmetern ins neue Gesundheits- und Sozialzentrum einziehen. Sauer: "Das ist ein wichtiger Baustein fürs Älterwerden in Arnstein."
Die Gemeinschaftspraxis Dr. med. Michael Scheuerlein und Christian Raab wird umziehen von der Karlstadter Straße 5 aufs ehemalige Lömpel-Gelände. Fünf Ärzte gehören der Praxis an, zählte Christian Raab auf. Er zeigte sich schon jetzt glücklich über die bevorstehende Lösung: Mit dem Umzug werde das momentane Platzproblem gelöst. 400 bis 500 Quadratmeter sind für die Praxis vorgesehen. Die bisherigen Praxisräume sind auch nicht barrierefrei. Raab sprach von einem momentan "unhaltbaren Zustand".
Unzufrieden mit dem jetzigen Standort der Hubertusapotheke – ebenfalls in der Karlstadter Straße 5 – ist Inhaber Peter Lurz. Er freue sich, mit dem Umzug einen wichtigen Beitrag zum neuen Gesundheits- und Sozialzentrum zu leisten. 250 Quadratmeter sind vorgesehen. Er wird ebenso wie die Ärzte seinen Anteil erwerben. Damit übernehmen beide einen Teil der Verantwortung für das Projekt. Die Sozialstation wird ihren Teil pachten.
25 bis 30 Wohnungen werden geplant
Die Stadträte haben sich dafür ausgesprochen, dass die Firma Wolf-Haus aus Burkardroth-Gefäll in der Rhön die Gebäude errichten soll. Mit dem Unternehmen gibt es einen Optionsvertrag für das Gesundheits- und Sozialzentrum. Sollte dieses Ziel nicht erreicht werden, würde die Stadt Eigentümerin bleiben.
Geschäftsführer Bernhard Wolf erläuterte, dass Praxis, Apotheke und Sozialstation im Erdgeschoss angesiedelt werden sollen. Die Servicewohnungen sollen darüber entstehen. Vorgesehen sind 25 bis 35 Wohnungen mit verschiedenen Größen von 30/35 Quadratmetern bis 80/90, allesamt mit Balkonen.
Thomas Adam vom Vertrieb der Firma Wolf-Haus sagte, man werde sich bei der Aufteilung und den Wohnungsgrößen nach dem Bedarf richten. Interessenten können die Wohnungen kaufen. Was nicht verkauft wird, will die Firma Wolf-Haus behalten. Wolf: "Damit bleiben wir auch Teil der Stadt. Wir bauen also nicht, um zu verkaufen und sind dann weg." Außerdem sollen auf der anderen Seite der Schwabbach – also Richtung Stadthalle, wo einst Tennisplätze waren – sechs bis acht Bungalows errichtet werden.
Die Gebäude in Holzrahmenbauweise sollen den energetischen Standard "KfW 40 Plus" erhalten. Vorgesehen sind Be- und Entlüftung, Photovoltaik und Wärmedämmung mit Steinwolle. Außen sollen die Gebäude einen mineralischen Putz erhalten.
Folgendes Vorgehen ist geplant: In den kommenden zwei Monaten wird das Konzept mit den Betreibern diskutiert. Es werden der Abbruch der bisherigen Gebäude samt Entsorgung folgen. Nach Gesprächen mit der Regierung von Unterfranken soll das Projekt im Herbst im Stadtrat vorgestellt werden. Es folgt der Bauantrag. Im Frühjahr/Sommer 2023 wird die Genehmigung erwartet. Im Herbst 2023 könnte der Abriss erfolgen und 2024 der Bau der neuen Gebäude.
Sauer sagte, das Vorhaben treffe genau das Ziel von Arnstein: Junge und alte Menschen sollen in der Stadt bleiben oder – sofern abgewandert – zurückkommen beziehungsweise neu dazukommen.