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Zellingen
Arbeitsreiches erstes Jahr für Zellingens neuen Bürgermeister
Stefan Wohlfart führt die Gemeinde, die VG, den Schulverband und nun auch den Bauhof und die Bauabteilung. Großes Ziel ist die Aufnahme von Retzbach in die Städtebauförderung.
Zellingens Bürgermeister Stefan Wohlfart.
Foto: Jürgen Kamm | Zellingens Bürgermeister Stefan Wohlfart.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Stefan Wohlfart trägt im Zellinger Rathaus gern ein gestärktes weißes Hemd mit Manschettenknöpfen. Schließlich ist er seit einem Jahr Bürgermeister. Aber als Bauunternehmer ist ihm auch Ärmel hochkrempeln und Anpacken nicht fremd. In Zellingen, Retzbach und Duttenbrunn laufen zurzeit zahlreiche Baumaßnahmen; kurzerhand hat Wohlfart auch die Leitung von Bauhof und Bauabteilung übernommen.

"Das spart einfach Zeit, wenn ich direkt mit den Architekten spreche und das nicht über einen Mittelsmann aus der Bauabteilung läuft", sagt Wohlfart. Tatsächlich hat er mit dieser zupackenden Art schon einiges bewegt. Im Schwimmbad hat er zügig eine Breitwellenrutsche mit eigenem Auslaufbecken installiert. "Am Freitag soll der TÜV die Rutsche abnehmen, für Samstag ist die Bad-Eröffnung geplant."

Zupackende Art spart Zeit

Die Friedhöfe in Retzbach und Zellingen haben bereits Urnengräber erhalten; in Duttenbrunn beginnt die Arbeit daran in der kommenden Woche. Andere Gemeinden brauchen sehr viel länger, um Derartiges umzusetzen. "Wir haben das mit den Bürgern und dem Architekten der Dorferneuerung abgestimmt", so Wohlfart. Das ging zügig und war mit unter 50 000 Euro auch vergleichsweise günstig.

Die Leitung der Bauabteilung will der Bürgermeister dennoch im kommenden Jahr abgeben. "Baurecht und Verwaltungsrecht spielen da eine große Rolle und ich bin kein Jurist", sagt er. Den Bauhof will er aber auf Dauer leiten. Wie andere Kommunen das handhaben, ist ihm in diesem – und anderen Fällen –, gelinde gesagt, egal. Die Auftragsvergabe für Baumaßnahmen soll nichtöffentlich bleiben, obwohl es dabei um öffentliche Gelder geht.

"Im nichtöffentlichen Teil kann ich mit den Gemeinderäten über die besten Angebote reden, dann treffen wir gemeinsam eine Auswahl", so Wohlfart. "Wenn mich die Presse am nächsten Tag anruft, teile ich gern mit, wer den Auftrag erhalten hat und in welcher Größenordnung die Kosten liegen." Die genauen Zahlen seien schließlich am Jahresende bei der Rechnungsprüfung einsehbar. Dass die Vergaben in den meisten anderen Kommunen öffentlich und mit genauer Bekanntgabe der Kosten erfolgen, ficht den Bürgermeister nicht an. "Ich halte mich an die Empfehlung des bayerischen Städtetags. Nach meiner Erinnerung haben wir das in Zellingen auch unter meinem Vorgänger so gehandhabt."

Gute Arbeitsatmosphäre im Gemeinderat

Der Vorgänger, Wieland Gsell (Grüne), ist auch so ein Thema. Er trat nicht zur Wiederwahl an, blieb aber Gemeinderat. "Für Neulinge im Gremium war das eine schwierige Situation", so Wohlfart. Die schon vor den Wahlen angespannte Situation habe sich im Gemeinderat auch nach der Amtsübergabe nicht verbessert. Nun aber, da Gsell sich freiwillig zurückgezogen hat, gebe es "ein konstruktives Miteinander", findet der für die CSU angetretene Bürgermeister.

Schon elf Gemeinderatssitzungen gab's in diesem Jahr, dazu noch acht Ausschusssitzungen. "Es gibt sehr viel Abstimmungs- und Planungsbedarf", sagt Stefan Wohlfart. Der Rathausumbau, die Sanierung des historischen Rathauses, die Suche nach einem Standort für den Kindergarten-Neubau in Zellingen, Gewerbegebiet Retzbach, Wohngebiet "Klinge", Kläranlage Duttenbrunn, Generalsanierung der Friedrich-Günther-Halle – das sind eine ganze Reihe großer Projekte für die Gemeinde. 

Von der Aufnahme in die Städtebauförderung hängt viel ab

Vielleicht das wichtigste aus Sicht des Bürgermeisters ist die mögliche Aufnahme Retzbachs in die Städtebauförderung. Dafür nötig ist ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) mit Einbindung der Bürger. "Daran müssen wir in den nächsten zwölf Monaten arbeiten. Ich erwarte, dass die Gemeinderäte sich engagieren und die Bürger sich einbringen", so Wohlfart. Zellingen ist bereits in der Städtebauförderung, Retzbach soll aufgenommen werden. Wenn das gelingt, gibt es Fördermittel für die Entwicklung des Gemeindeteils, auch für private Sanierungen historischer Gebäude. 

Im Juli will der Bürgermeister mit seinen Gemeinderäten für ein Wochenende in Klausur gehen, "mit mindestens 100 Kilometer Abstand zu Zellingen, damit es keine Ablenkung gibt". Dort sollen die Weichen gestellt werden für die Dorfentwicklung mit Mainlände, Benediktushöhe, Standort des Grünen Markts, Grund- und Mittelschule und eine mögliche Tagesküche. Für Mehr-Generationen-Wohnen hat Wohlfart schon im Wahlkampf geworben. "Die Umsetzbarkeit vieler Ideen hängt von der Aufnahme in die Städtebauförderung ab", sagt er.

Grundsätzlich hat der 46-Jährige Freude am Bürgermeister-Amt. "Es ist zeitlich anspruchsvoll, aber die Bandbreite der Aufgabe ist spannend." Mal wird er an einem Sonntagmorgen um 7 aus dem Bett geklingelt, weil die Straßeneinlauf-Gitter einer Ortsstraße in einem Streich herausgenommen und woanders abgelegt worden waren, mal trage er für Millionen von Euro die Verantwortung. "Und ich habe sehr viel und mit vielen verschiedenen Menschen zu tun." Nach einem Jahr im Amt sagt Wohlfart ohne Zögern: "Das macht mir Spaß."

 
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  • A. G.
    Ich drücke ihm die Daumen und wünsche ihm weiterhin viel Glück in seinem Amt.
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