
So eine Bürgermeisterkandidatur ist mit vielen Terminen verbunden, manch einer mag da Stress und Druck verspüren. Stefan Wohlfart, 45-jähriger CSU-Bewerber in Zellingen, sagt: "Ich habe meine helle Freude." Er habe ein tolles Team und finde den Wahlkampf "spannend und interessant". Der selbstständige Bauunternehmer will die Nachfolge von Wieland Gsell antreten.
Wohlfart stammt aus Retzbach, wohnt mit seiner Frau – Lehrerin am Gemündener Gymnasium – und drei Kindern in Zellingen. Seit 2014 sitzt er im Zellinger Gemeinderat. "Ich stand schon als junger Mann mal auf der Liste und kam nicht rein", erzählt er. Dann kamen erstmal die Kinder und die Gründung des eigenen Betriebs. Kommunalpolitik habe ihn aber schon immer interessiert. "Mein Großvater war auch mal Bürgermeisterkandidat in Retzbach."
Er selbst habe nicht auf eine Kandidatur hingearbeitet, aber in der Mitte der letzten Wahlperiode sei in der CSU-Fraktion klar geworden, "dass ich im richtigen Alter und im engeren Kreis bin". Wohlfart sagt lapidar: "Und dann lief es auf mich hinaus."
Für verschiedene Generationen
Einige große Projekte sind im Markt Zellingen bereits angestoßen: die Sanierung der Kindergärten in Zellingen und Retzbach, der Friedrich-Günther-Halle und des Rathauses sowie der Bau eines Feuerwehrhauses in Retzbach. "Diese Sachen sind beschlossen, aber die Planung wird uns noch beschäftigen", so Wohlfart. Der Gesamtaufwand für diese Projekte belaufe sich auf über 20 Millionen Euro. "Wir haben auch einen gewissen Zeitdruck, um in die gewünschten Förderprogramme zu kommen." In zwei bis sechs Jahren sollte alles abgeschlossen sein, sagt der Bauunternehmer.
"Was die Leute umtreibt, ist die Frage: Wie geht's mir im Alter?", so Wohlfart. Darauf müsse eine Kommune Antworten finden. "Mehr-Generationen-Wohnen, betreutes Wohnen oder eine Tagesküche" gehören zu seinen Ideen. In allen drei Ortsteilen – Zellingen, Retzbach und Duttenbrunn – wolle er etwas anbieten. "Ich könnte mir beispielsweise eine Nutzung der Alten Grundschule Retzbach vorstellen." Zurzeit haben dort drei Vereine eigene Räume. Wohlfart kann sich eine gemeinschaftliche Nutzung von Räumen durch Vereine, die Volkshochschule und andere vorstellen. Die Gemeinde könne derartige Projekte anstoßen, die Umsetzung könne auch durch eine Genossenschaft oder einen externen Anbieter erfolgen. "Denn wir sind finanziell an der Belastungsgrenze."
Pläne für die Grundschule Retzbach
Die Sanierung der Grundschule Retzbach – auf fast 6 Millionen Euro geschätzt – wurde deshalb auch vom Gemeinderat abgelehnt. SPD-Kandidat Jürgen Keller favorisiert für die Zukunft nur noch einen Grundschul-Standort, in Zellingen. Wohlfart aber sagt: "Ab 2025 besteht auch in Grundschulen ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Deshalb wird es Fördermittel geben." Dem CSU-Kandidaten schwebt vor, die Grundschule Retzbach mithilfe der Fördermittel zu sanieren, dort eine Tagesküche zu installieren, die auch Senioren versorgt, und Räume zu schaffen, die von mehreren Generationen, auch von Ortsvereinen nutzbar sind.
Im Anschluss sei etwas ähnliches auch in Zellingen denkbar, beispielsweise mit einer Küche im Pfarrheim, die die Schule und Senioren versorgt. Auch dort seien vielseitig nutzbare Räume vorstellbar. "Das wäre ökologisch, ökonomisch und sozial", so Wohlfart. Dieser Dreiklang sei ihm wichtig und ist die Grundlage einer weiteren Idee. "In den nächsten 20 Jahren wird im Zellinger Forst viel Nadelholz anfallen, das sich nicht verkaufen lässt." Dieses ließe sich in einer Pelletsheizung oder einem Blockheizkraftwerk, für die es hohe Förderungen gebe, nutzen. Das Zellinger Schwimmbad sei "ein wichtiges Pfund für die Gemeinde", so Wohlfart. Eine Rutsche oder ein großes schwimmendes "Spiel- oder Kletterteil" könnten es für Jugendliche attraktiver machen.
Seine Chancen, diese Ideen bald als Bürgermeister umzusetzen, schätzt Stefan Wohlfart auf "fifty-fifty". An einen Heimvorteil glaubt er nicht, schließlich seien in Zellingen schon öfter Auswärtige zum Bürgermeister gewählt worden. Der CSU-Kandidat will nicht spekulieren: "Das ist die Entscheidung des Wählers."