Seit diesen Montag sind FFP2-Masken Pflicht beim Einkauf im Einzelhandel sowie in Bussen und Bahnen. Logisch, dass die Nachfrage nach den Masken seit Bekanntgabe dieser Auflage durch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in der vergangenen Woche sprunghaft angestiegen ist. Wir haben uns bei den Apotheken in der Region umgehört.
"Am Dienstag nach Söders Pressekonferenz haben wir über 700 FFP2-Masken verkauft, am nächsten Tag fast 1000", sagen die Angestellten der Karlstadter Mohren-Apotheke. "Eine horrende Menge" sei das, verglichen mit den Verkaufszahlen seit Beginn der Pandemie. So oder ähnlich ging es fast allen Apotheken im Landkreis.
Ansturm unmittelbar nach der Pressekonferenz
Bei Benedikt Porzelt, Inhaber der Buchen-Apotheke in Lohr-Sendelbach, gingen am Nachmittag von Söders Ankündigung gleich 800 Masken über den Verkaufstresen. "Um 13.30 Uhr haben wir von der FFP2-Maskenpflicht im Radio gehört und um 13.33 Uhr waren die ersten Kunden da, um Masken zu kaufen", erinnert er sich. Die Nachfrage sei Donnerstag, Freitag und Samstag konstant hoch gewesen.
So berichtet es auch die Gössenheimer Burg-Apotheke: "Die meisten unserer Kunden haben gleich zehn oder 20 Masken mitgenommen." Dazu trug auch die Preisgestaltung der Burg-Apotheke bei. Hier und auch in einigen anderen Apotheken im Landkreis sind Fünfer- oder Zehnerpackungen günstiger als die einzelne Maske.
"Aus allen Altersschichten wollen sich die Leute eindecken. Das merken wir deutlich", sagt Dr. Martin Maisch, Chef der Stadtapotheke Gemünden. Seine Mitarbeiter und er hätten derzeit viel Arbeit mit den Masken, da man diese teilweise auch ausliefere. Seit Söder die neuen Regeln bekannt gab, habe er täglich insgesamt rund 1500 Stück in seinen beiden Gemündener Apotheken gebraucht.
Auch Marktheidenfelder Apothekerinnen und Apotheker berichten, dass sich vor ihren Geschäften mitunter Schlangen gebildet hätten, zumal sich nur eine begrenzte Anzahl an Menschen gleichzeitig im Verkaufsraum aufhalten darf. Es sei schon extrem, wie viele Menschen seit vergangenen Dienstag Masken kauften, findet Marion Grün von der Spessart-Apotheke. Eine einzelne FFP2-Maske kostet in den Apotheken in und um Marktheidenfeld zwischen 2,50 und 4 Euro.
Obskure Firmen bieten den Apothekern ihre Masken an
"In der vergangenen Woche hatten wir eine massive Nachfrage", sagt Günter Meyer, Inhaber der nur wenige hundert Meter entfernten Laurentius-Apotheke. Am Maskenverkauf wollen offenbar auch andere verdienen: "Wir bekommen auf einmal E-Mails von obskuren Firmen, die uns Masken anbieten wollen", sagt er. Darauf gehe er aber nicht ein.
Etwa 15 bis 20 solcher E-Mail-Angebote landen täglich im Postfach der Buchen-Apotheke in Lohr. Apotheker Benedikt Porzelt hat den Eindruck, dass aktuell Firmen gegründet werden, die mit dem Maskenimport das große Geld machen wollen. Porzelt und sein Team prüfen diese Angebote genau: "Oft bekommen wir auch Muster und Zertifikate per Post geschickt, die wir dann untersuchen."
Auf eine gestiegene Nachfrage waren die Apotheker vorbereitet. "Weil Menschen über 60 und mit Vorerkrankungen von ihren Krankenkassen Berechtigungsscheine für FFP2-Masken erhalten, hatten wir einen Vorrat angelegt", heißt es zum Beispiel aus der Karlstadter Rudolph-Glauber-Apotheke. Mit den Coupons können die Empfänger in zwei verschiedenen Zeiträumen jeweils sechs Masken für eine Zuzahlung von zwei Euro erstehen. Dies laufe aber noch "schleppend", heißt es aus den Apotheken.
Risikogruppen warten auf Krankenkassen-Gutscheine
Kritik hören die Apothekerinnen und Apotheker von ihren Kunden, weil noch nicht alle Berechtigten im Landkreis ihre Bezugsscheine für diese Masken erhielten. "Da hätten die Krankenkassen schneller sein können, so dass jeder seine Masken rechtzeitig hat", findet Dennis Blackstein. Er leitet die Marktheidenfelder Filiale der easy-Apotheke.
Ungewöhnlich ist, dass der Preis der Masken trotz gestiegener Nachfrage teilweise gesunken ist. "Wir haben für den Einkauf in größerer Menge einen günstigeren Preis erhalten", erklärt eine Karlstadter Apotheke, die den FFP2-Schutz nun für 2,95 statt 4,95 Euro in der Woche zuvor verkauft. Die Markt-Apotheke in Zellingen warnt vor Internet-Bestellungen: "Wenn die Masken in China oder anderswo extrem günstig gefertigt werden, ist die Qualität fraglich."
Apotheke hat reichlich Masken am Lager
Peter Imgrund von der Hubertus-Apotheke in Lohr macht sich keine Sorgen, dass die Masken demnächst knapp werden könnten. Er selbst habe "einige Zehntausende" auf Lager, die er für einen guten Preis und bei seinen üblichen Händlern gekauft habe. "Im Frühjahr sah das anders aus, da mussten wir Masken für drei Euro das Stück einkaufen." In verschiedenen Apotheken in und um Lohr liegt der Preis für eine einzelne Maske derzeit zwischen 1,95 und 2,50 Euro. Er glaube, dass in Deutschland im Moment genug Masken verfügbar seien, so Imgrund. "Das könnte sich aber ändern, wenn andere Bundesländer mit einer FFP2-Pflicht nachziehen."
Zumindest im Moment könne er den gestiegenen Bedarf an Masken noch decken, berichtet Ulrich Willecke von der Rathaus-Apotheke in Burgsinn. Er erwartet im Laufe der kommenden Tage die Lieferung Tausender weiterer Masken. Vorerst verkaufe er nur "haushaltsübliche Mengen", also in der Größenordnung von etwa fünf Stück, sagt der Apotheker. Seine Intention sei die Bevölkerung zu versorgen. Schließlich habe er die einzige Apotheke vor Ort. Und allein für seinen Umkreis kalkulierte er einen Bedarf von rund 25 000 Masken. Willecke: "Es bringt nichts, wenn einer kommt und sagt, er will 20 Masken und dann muss ich anderen sagen, dass sie nichts mehr kriegen."
In einer Karlstadter Drogerie wurden die Masken dagegen knapp. Am Montag wurde pro Kunde höchstens eine verkauft. "Wir haben neue FFP2-Masken bestellt und hoffen, dass wir sie in den nächsten Tagen wieder in Zweier- und Dreier-Packungen anbieten können", sagte eine Mitarbeiterin. Wenig beziehungsweise gar keine Masken haben zwei Drogerien in Marktheidenfeld am Montag im Lager; Lieferungen werden aber im Laufe der Woche erwartet.
Corona-Maßnahmen schützen auch vor Erkältung
Während Corona-spezifische Produkte zurzeit gefragt sind, ist die Nachfrage nach den üblichen Medikamenten gegen Erkältungs- und Grippekrankheiten viel geringer als in den Vorjahren. Der Verkauf von Erkältungsmitteln sei "drastisch zurückgegangen", sagt Marion Grün. Sie habe in ihrer Marktheidenfelder Apotheke zudem festgestellt, dass weniger Kinder krank seien als üblich. Die Apotheker sind sich einig: "Die Masken und Händewaschen schützen, außerdem haben die Leute weniger Kontakte – das wirkt."
Die neue FFP2-Maskenpflicht hätten die Kunden am Montag bereits gut angenommen. "Wir haben noch keinen rausschicken müssen", sagt Christine Hannig, Inhaberin der Apotheken in Remlingen und Uettingen. Alle hätten die vorgeschriebene Maske getragen. Mehr Aufklärung, dass Apotheken auch Einzelhändler seien und dort Kunden die Maske tragen müssten, hätte sich dagegen Nina Wiegard, Inhaberin der Triefenstein-Apotheke, gewünscht. Sie ist jedoch zuversichtlich, dass sich ihre Kunden während der "Kulanzwoche" an die neue Maßnahme gewöhnen.