An Silvester 2021 stieg der heute 24-jährige Asmat S. in Lohr (Lkr. Main-Spessart) in einen Zug Richtung Tschechien, um dort seinen Geburtstag zu feiern. Als er tagelang nicht zurückkehrte, machten sich Freunde Sorgen. Nach einer Woche meldeten sie ihn bei der Polizei als vermisst. Nun ist klar, was geschah: S. soll die nächsten 22 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbringen, im Hochsicherheitstrakt eines tschechischen Gefängnisses.
Hinweis über tschechisches Fernsehen
Bereits kurz nach seinem Verschwinden gab es vage Hinweise, der Asylbewerber aus Afghanistan sei im tschechischen Karlsbad in der Neujahrsnacht im Streit mit Einheimischen in Schwierigkeiten geraten. Vier Wochen lang kursierten nur Gerüchte über seinen Aufenthalt. Dann bestätigte ein tschechischer Polizeisprecher auf Anfrage: Ein aus Bayern eingereister Afghane sei in Haft, weil er unter Verdacht stehe, in der Neujahrsnacht Jagd auf Frauen gemacht zu haben, die um ihr Leben fürchteten. Danach herrschte monatelang Stille.
15 Monaten später erhält diese Redaktion den entscheidenden Hinweis, was aus dem gut integrierten Geflüchteten wurde, der eine Lehre in Unterfranken machte: Ein tschechischer Fernsehsender kündigte Anfang März einen Prozess gegen einen Afghanen an. Eine Nachfrage beim Landgericht Pilsen ergibt, dass Asmat S. angeklagt ist.
Zwei Frauen mit einem Messer angegriffen
Richterin Helena Przybylová schilderte die Vorwürfe: In der Silvesternacht 2021 und am frühen Morgen des 1. Januar 2022 soll der alkoholisierte Mann in Karlsbad eine 37-jährige Frau mit einem Messer angegriffen und dreimal auf sie eingestochen haben. Anschließend habe er eine 19-Jährige angegriffen und sie mit dem Messer in der Hand zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Die 37-Jährige habe lebensgefährliche Verletzungen erlitten, sich aber noch einige hundert Meter bis zu einem Restaurant retten können, wo sie um Hilfe bat. Sie überlebte laut Gericht nur dank einer Notoperation.
Die Polizei habe den Verdächtigen nach zwei Stunden festgenommen. Bei Vernehmungen habe S. ausgesagt, dass er sich an nichts erinnern könne - und vermutete, jemand habe ihm K.O.-Tropfen ins Getränk geträufelt. Aber Kameraaufnahmen, das Messer mit dem Blut der verletzten Frau, das in seiner Jacke gefunden wurde, ihre DNA auf seiner Jacke und seiner Unterwäsche sowie die Aussagen von Zeugen hätten ihn überführt.
22 Jahre Haft wegen versuchten Doppelmordes
Im Prozess erklärte Asmat S. laut einem Fernsehbericht, er habe hart arbeiten müssen, um in Deutschland in die Gesellschaft zu passen. Das tschechische Gericht bewertete seinen Integrationswillen anders: Er akzeptiere den westlichen Lebensstil, nicht aber seine Werte."Er selbst hat gesagt, dass er für Freiheit und Sicherheit nach Europa gekommen ist", lässt sich Richterin Przybylová zitieren. "Mit seinem Handeln hat er nicht nur sein Bestreben, in einer freien Gesellschaft zu leben, mit Füßen getreten, sondern auch die Grundwerte, für die er nach Europa gegangen ist."
Die Staatsanwaltschaft forderte am Ende des Prozesses 18 Jahre Haft. Das Landgericht Pilsen ging noch darüber hinaus und verurteilte Asmat S. am 24. März wegen versuchten Doppelmordes und Vergewaltigung zu 22 Jahren Haft und anschließender Ausweisung.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Asmat S. hat Berufung eingelegt.