
Es hat Gras auf dem Dach und inzwischen bald 19 Jahre auf dem Buckel. Vermutlich gibt es wenig Häuser in Deutschland, die so konsequent und kompromisslos ökologisch errichtet wurden wie das der Bauers – dieser Satz über das Haus von Uschi und Werner Bauer in Schaippach stand in einem Main-Post-Artikel im Jahr 2005. "Wenn wir selber bauen, wollen wir ein paar Sachen anders machen", sagten sie sich. Vergangenes Jahr bekamen die Bauers als Anerkennung vom Landkreis die "Grüne Hausnummer" für ökologisches Bauen. Auch der Garten zählte, über den sie selbst sagen: "Andere sagen vielleicht, das ist ein bisschen Chaos."
Die Hausfassade aus unbehandeltem Lärchenholz ist über die Jahre etwas angegraut. Aber das macht der Agrarbiologin und dem Geographen, die ursprünglich aus Ludwigsburg stammen, nichts. "Die kriegt eine Patina", drückt es Uschi Bauer, 54, Café-Leiterin in Hohenroth, aus. Begeistert erzählen sie von Fraßspuren, die Wespen und Hornissen beim Sammeln von Material für ihr Nest hinterlassen. "Unser Haus ist halt grau", sagt Werner Bauer, "das gefällt nicht jedem." Müssen die Lärchenbretter irgendwann ausgetauscht werden, können sie dafür einfach kompostiert oder verbrannt werden.
Das Gras auf dem Dach wurde nur die ersten beiden Jahre gegossen
Das Gras auf dem Dach macht wenig Arbeit. Was übersteht, wird abgenommen, ansonsten wächst es durch die vergangenen trockenen Sommer kaum. Nur die ersten beiden Jahre wurde das Gras gegossen. Auf der Südseite angepflanzter Mauerpfeffer, ein Dickblattgewächs, das auch Fetthenne genannt wird, gedeiht prächtig. Der Aufbau aus Splitt und Mutterboden ist zwölf bis 13 Zentimeter hoch, er dämmt, dient Insekten und heizt sich im Sommer nicht so auf. Die einzige Sorge: "Ich hoffe, dass die Folie dichthält", sagt Werner Bauer, 56.

Viel haben die ehemaligen Hohenrother Hauseltern am Haus selbst gemacht: Gras gestochen fürs Dach etwa, die Fußbodendielen (nur geölt und gewachst) verlegt, das Dach von innen mit Flachs gedämmt. Die mit Holzdübeln zusammengehaltenen Vollholzwände stammen von einer österreichischen Firma. Gedämmt wurde außen ebenfalls mit Flachs und mit Holzweichfaserplatten. Die selbst gemauerten Innenwände aus Lehmbausteinen sollen diverse Schadstoffe binden.
Grundofen liefert Wärme und Warmwasser
Die Bauers sind Idealisten. Sie möchten mit gutem Beispiel vorangehen, fahren wenig Auto, viel Rad. Die Einfahrt ist nicht versiegelt, nur geschottert. Die Klospülung wird mit Wasser aus der Zisterne versorgt. Statt einer Beton-Bodenplatte haben sie ein so genanntes Streifen- und Punkt-Fundament gebaut. So kann auch unter dem Haus Wasser versickern oder es können sich Tiere verstecken. Nur einen Keller gibt's nicht. Ihr Grundofen im Erdgeschoss wird mit sparsamen sechs bis acht Ster Holz aus dem Spessart befeuert und heizt neben Heizkörpern auch das Warmwasser auf. Eine acht Quadratmeter große Warmwasser-Solaranlage unterstützt ihn.
Die kleine Photovoltaikanlage, die sie jetzt auf einem Gestell an der Fassade haben, liefert Strom und schützt zugleich die Fassade und im Sommer die Tomaten vor Regen. 800 Kilowattstunden liefert sie im Jahr, der Verbrauch der Bauers liegt bei etwa 1400. Auch im Garten verfolgen sie einen ökologischen Ansatz. Dort gibt es diverse Haufen, wo Tiere wohnen können, außerdem jede Menge Nistkästen und Insektenhotels, Bäume und Sträucher dienen der Eigenversorgung, aber auch den Vögeln. Sie bauen alles mögliche Gemüse an und halten selbst Hühner. Daneben hat das Ehepaar einen weiteren Garten und eine Streuobstwiese. Für die eigenen Äpfel hat Werner Bauer einen kühlen Erdkeller neben dem Haus gebaut.

"Schon als wir studiert haben, war es klar, dass das Klima sich verändert", sagt Uschi Bauer, die einen Pullover ihres Sohnes aufträgt, auf dem "reduce CO2" steht. Jetzt sei der Aufschrei groß. Bevor sie nach Hohenroth kamen, hatten sie schon drei Sommer lang in den Bergen eine Alp bewirtschaftet. Die Hütten dort überdauerten auch Jahrzehnte. Für sie sei es kein Verzicht und auch nicht schwierig, sich ökologisch zu verhalten.
Was sie heute anders machen würden
Manche Dinge würden sie heute am Haus anders machen. Für die Übergangszeit hätten sie im großen Raum im Erdgeschoss, wo sich Wohnzimmer und Küche befinden, manchmal gern auch einen Heizkörper. Der Pufferspeicher und die Solaranlage könnten den mitheizen, dann bräuchten sie in der Zeit den Ofen nicht. Der Grundofen könnte innen auch ein paar mehr Züge für den Rauchabzug vertragen, damit er schneller Wärme an den Raum und nicht nur an das Wasser abgibt. Im Süden würde Werner Bauer heute Rollläden anbringen. Aber ansonsten sind sie sehr zufrieden mit ihrem Haus.
Ein gar nicht geplanter Spalt unter einem Dachgiebel ist im Sommer eine Schlafstätte für über 100 Fledermäuse. Der Geograph erzählt, dass er dann manchmal draußen sitzt und sie zählt. Eine Plakette "Fledermäuse willkommen" weist ihr Haus als fledermausfreundlich aus – die Fledermäuse finden das ökologische Quartier aber vermutlich auch ohne.

Sortiment A IV:
Fenster, Fensterstöcke, Fensterläden, Außentüren, Konstruktionshölzer für tragende Teile, Bauhölzer aus dem Außenbereich (Außenwandverkleidungen, Holzbalkone, Holzfachwerk), Bahnschwellen, Leitungsmasten, Sortimente aus dem Garten- und Landschaftsbau (Holzzaun, Rebpfähle, Palisaden, usw.), Gartenmöbel aus Holz, Bau- und Abbruchholz mit schädlichen Verunreinigungen, Altholz aus industrieller Anwendung (Industriefußböden, Kühltürme), Altholz aus Schadensfällen (Brandholz), Kabeltrommeln aus Vollholz (Herstellung vor 1989).
Altholz der Altholzkategorien A I – A III kann auf den Recyclinghöfen kostenlos abgegeben werden.
Altholz der Altholzkategorie A IV kann auf den Recyclinghöfen gegen Gebühr entsorgt werden.
B. Kohlhepp