Geringer Eingriff
Das fängt mit den Fundamenten an und hört mit dem Gras-Dach noch lange nicht auf. "Wenn schon bauen, dann im Einklang mit unserem Gewissen", haben sie sich seinerzeit überlegt. Da damals gerade kein altes "Häusle" zu finden war, hat sich das Ehepaar für einen Natur-schonenden Neubau entschieden. "Wir wollten möglichst wenig in den Naturhaushalt eingreifen", erklärt die 39-Jährige. Oder, frei nach Künstler Friedensreich Hundertwasser: "Das, was man unten klaut, tut man oben wieder drauf."
Die Bauers haben die Grundfläche nicht mit einer Beton-Bodenplatte "versiegelt", sondern ein so genanntes Streifen- und Punkt-Fundament gebaut. So kann Wasser versickern, der Marder sich verstecken und die Ringelnatter sich tummeln. Einziger Nachteil: Einen Keller gibt's nicht. Klospülung und Garten werden mit Wasser aus der 10-Kubikmeter-Zisterne versorgt. "Das ist ja nichts Neues, sondern ein Rückgriff auf alte Zeiten", sagt der 42-Jährige.
Das Herzstück ihres Hauses ist aber das Holz. Natürlich handelt es sich nicht um irgendein Holz, sondern - Achtung, jetzt wird's esoterisch! - um langsam gewachsenes Hochgebirgs-Holz aus Österreich, welches kurz vor Neumond geschlagen wurde. Die Idee dazu stammt von einem österreichischen Ingenieur, dessen Buch über den natürlichen Rohstoff Holz Werner Bauer geradezu verschlungen hat. Die Eheleute sind sogar in die Alpenrepublik gefahren, um sich von dessen Patent zu überzeugen.
Gutes Raumklima
Anders als bei einem Blockhaus, wo Balken auf Balken liegen, bestehen die von dem Österreicher gefertigten Bauelemente aus waagrechten und senkrechten Latten, die ohne Zwischenräume geschichtet sind. Anstatt mit Leim oder Metall, werden die Elemente mit Holzdübeln zusammengefügt. Häuser, die aus den patentierten Holzwänden bestehen, sollen mehr Sicherheit vor Strahlung, Bränden sowie eine erhöhte Wärmedämmung und ein gutes Raumklima bieten.
Das mit dem Klima können Uschi und Werner Bauer, die seit elf Jahren als Hauseltern in der Dorfgemeinschaft Hohenroth arbeiten, bestätigen. "Das unbehandelte Holz ist nicht nur fürs Gewissen, sondern auch für eine gleichbleibende Luftfeuchtigkeit gut." Die Innenwände bestehen zudem aus Lehmbausteinen, die diverse Schadstoffe binden. Natürlich ist auch der Dielenboden aus Eschen- und Fichtenholz nur geölt und gewachst, nicht mit Chemikalien behandelt.
Die Eltern zweier Kinder haben sich ihren Traum vom ökologischen Bauen einiges kosten lassen. Doch auch dies ist nur eine Frage der Perspektive: "Es ist zwar teurer, als herkömmlich zu bauen, aber es zahlt sich aus für die Gesundheit", ist Werner Bauer überzeugt. Auf das derzeit astronomisch teure Öl und Gas kann Familie Bauer verzichten. Geheizt wird mit einem Holzofen, der mit alten und natürlich ebenfalls unbehandelten Zaunpfosten befeuert wird. Ein Wassertauscher sowie Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser, der Strom kommt von Greenpeace-Energy.
Konsequent sind die Bauers auch bei der Gartengestaltung. "Ich habe heimische Gehölze gepflanzt, damit sich die Vögel wohl fühlen", erzählt Uschi Bauer. Das ist der 39-jährigen studierten Agrarbiologin offenbar gelungen. Beim Besuch des Reporters hat sich ein Rotschwänzchen ins Holzhaus der Familie verirrt. Doch das ökologische Konzept ist dem Piepmatz herzlich egal. Uschi Bauer hat den kleinen Besucher in der Speisekammer erwischt!