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Lohr
Aloysianum Lohr: Aus Kapelle wird ein Kompetenzzentrum
Eine außergewöhnliche Immobile ist die Kapelle im Aloysianum. Aber was damit anfangen? Ein Würzburger Bauunternehmen hat ein Konzept entwickelt und die Kapelle gekauft.
Die Kapelle im Aloysianum in Lohr, dem einstigen Internat der Mariannhiller, ist verkauft.
Foto: Ursula Mattke | Die Kapelle im Aloysianum in Lohr, dem einstigen Internat der Mariannhiller, ist verkauft.
Klaus Gimmler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 10:28 Uhr

Die seit vielen Jahren leerstehende Kapelle im Aloysianum in Lohr ist verkauft. Dies meldet Christian Jäger von Sotheby's in Würzburg, der für den Besitzer, die Top Bau aus Villingen, den Verkauf vermittelt hat. Käufer ist nach Angaben von Jäger ein Würzburger Bauunternehmen, das in den ehemaligen kirchlichen Räumen ein Kompetenzzentrum für die eigene Firma einrichten will. Das Bauunternehmen will nach Angaben von Jäger noch ungenannt bleiben, aber demnächst seine Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.

Christian Jäger freut sich, dass es in kurzer Zeit gelungen ist, die Kapelle zu verkaufen. Seit Anfang dieses Jahres ist die Kapelle auch auf den Immobilienseiten des traditionsreichen Auktionshauses Sotheby's zu finden. Das Unternehmen mit Niederlassungen in New York, London, Paris, Genf und Hongkong vertreibt Kunst und Antiquitäten, aber auch exklusive Immobilien. Seit November 2020 gibt es auch eine Niederlassung in Würzburg. Der Kaufpreis habe laut Jäger 295 000 Euro betragen.

Die Kirche aus dem Jahr 1910 befindet sich im zweiten und dritten Obergeschoss des Aloysianums. Im Erdgeschoss darunter sind Wohnungen. Es gibt einen Notheizkörper in der Sakristei und dort auch eine Toilette. Die Ausstattung sowie der Altar und die Kirchenbänke können entfernt werden, müssten aber nach Auflage des Amtes für Denkmalschutz erhalten bleiben beziehungsweise eingelagert werden. Die Orgel muss ebenfalls erhalten bleiben. Eine spätere Nutzung der Kapelle muss auch Rücksicht auf das Ruhebedürfnis der vielen Bewohner in dem ehemaligen Schülerheim nehmen.

Käufer ist regelrecht verliebt in die Kapelle

Von diesen Einschränkungen habe sich der Käufer nicht abschrecken lassen. Er sei "richtig verliebt in die Immobilie", sagt Jäger und will noch einmal 500 000 bis 600 000 Euro in die Hand nehmen, um den Raum nach den Bedürfnissen seiner Firma zu gestalten. Der ehemalige, kirchliche Raum soll in ein Kompetenzzentrum umgewandelt werden, in dem Ideen in den Bereichen Bauen und erneuerbare Energien entwickelt werden. Er soll auch für Klausuren und Pressekonferenzen genutzt werden können.

Laut Jäger plant der Käufer, auch die Orgel zu sanieren. Alleine dafür sei ein fünfstelliger Betrag eingeplant, da unter anderem einige Pfeifen kaputt sind. Der Altar bleibt erhalten. Es sollen dann auch Orgelkonzepte für die Öffentlichkeit stattfinden können. Das jedenfalls plant der Käufer. Eventuell kann der Raum dann auch vermietet werden. Es gäbe schon erste Anfragen.

Doch damit der Verkauf über die Bühne gehen konnte, musste die Kapelle vom Bistum formal aufgelöst werden. Denn in den Altären sind drei Altarsteine mit Reliquien frühchristlicher Märtyrer eingebaut. Diese hat in der vergangenen Woche Stefan Steger, Leiter des Referats Verkündigung und Liturgie, fachgerecht entnommen.

Sefan Steger entnimmt aus dem Altar die Altarsteine. 
Foto: Christian Jäger | Sefan Steger entnimmt aus dem Altar die Altarsteine. 

Zwei der Altarsteine wurden mit der Inbetriebnahme der Kapelle im Jahr 1910 im Altar eingebaut, ein weiterer ist aus dem Jahr 1936. Die Altarsteine haben in ihrer Mitte ein Reliquienkästchen. Dieses wurde zurück ins Bischofshaus gebracht und wird möglicherweise wieder bei künftigen Altarweihen verwendet. Mit dem Dekret des Bischofs ist die Kapelle als kirchlicher Raum aufgelöst. Eine Entweihung der Kirche war nicht nötig, da laut Steger die Kapelle nie geweiht, sondern nur gesegnet  gewesen war. Eine Entweihung hätte auch die Gestaltung eines abschließenden Gottesdienst in der Kapelle nötig gemacht.

 
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