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Würzburg
Schillernder Name: Warum Sotheby's nach Mainfranken kommt
Den Namen Sotheby's kennt die Welt als Synonym für millionenschwere Auktionen. Jetzt drängt ein Ableger des Auktionshauses in Mainfrankens Immobilienmarkt. Was das bedeutet.
Der schillernde Name Sotheby's kommt nach Mainfranken: Christian Jäger eröffnet in der Würzburger Innenstadt ein Immobilienbüro, das den Namen des berühmten US-Auktionshauses trägt.
Foto: Jürgen Haug-Peichl | Der schillernde Name Sotheby's kommt nach Mainfranken: Christian Jäger eröffnet in der Würzburger Innenstadt ein Immobilienbüro, das den Namen des berühmten US-Auktionshauses trägt.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 28.02.2023 14:37 Uhr

Der Immobilienmarkt in Mainfranken ist um eine schillernde Adresse reicher: Ein Ableger des weltberühmten US-Auktionshauses Sotheby's eröffnet an diesem Samstag in der Würzburger Innenstadt eine Niederlassung. Das wirft ein Licht auf den Stellenwert der Region im Vergleich zu den Ballungszentren.

Umgerechnet 19 Millionen Euro für eine Villa in Los Angeles mit zwölf Badezimmern oder 63 Millionen Euro für ein weitläufiges Insel-Anwesen auf den Bahamas: Wer bei Sotheby's International Realty einkauft, hat den ganz dicken Geldbeutel dabei. Das 1976 aus dem New Yorker Auktionshaus ausgegliederte Immobilienunternehmen gibt sich so luxuriös wie das Auktionshaus selbst mit seinen millionenschweren, oft spektakulären Versteigerungen von Kunstwerken.

Lauter Affen im britischen Unterhaus: Dieses Gemälde des mysteriösen Künstlers Banksy wechselte 2019 im Auktionshaus Sotheby's für mehr als elf Millionen Euro den Besitzer.
Foto: Jonathan Brady, dpa | Lauter Affen im britischen Unterhaus: Dieses Gemälde des mysteriösen Künstlers Banksy wechselte 2019 im Auktionshaus Sotheby's für mehr als elf Millionen Euro den Besitzer.

Und jetzt ausgerechnet Mainfranken: Ist Sotheby's International Realty in Deutschland bislang in Ballungsräumen oder noblen Standorten in München, Sylt, Hamburg, Frankfurt oder Köln-Düsseldorf vertreten, kommt jetzt mit Würzburg eine erste Niederlassung in der Provinz hinzu.

Der 46-jährige Pfälzer Christian Jäger hat von Sotheby's eine Lizenz gekauft, die ihm das Büro in der Würzburger Innenstadt unweit des Doms und den Immobilienhandel unter jenem berühmten Namen ermöglicht.

Mainfranken: Wie eine wenig besuchte Insel der Glückseligen

Der gelernte Kaufmann für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft hat sich für Mainfranken entschieden, weil er die Region wie eine noch wenig besuchte Insel der Glückseligen ansieht. Seit rund 30 Jahren sei er in der Maklerbranche. Zuletzt elf Jahre in München, wo er nach eigenen Worten unter anderem edle Häuser von prominenten Sportlern vermittelt habe. "Doch jetzt will ich regional sein."

Mainfranken sei allein schon wegen seiner Lage zwischen den Metropolregionen Frankfurt und Nürnberg ein "super-spannender Standort". Und Mainfranken sei für ihn deshalb begehrenswert, weil es hierzulande zu den "übersehenen Regionen" zähle.

Sotheby's-Büro in Würzburg will Marktführer werden

Allein schon wegen des Namens Sotheby's wird Jäger ein schillernder Vertreter in der regionalen Maklerszene sein, darüber ist er sich im Klaren. Sein Anspruch wird dazu beitragen: "Ich will hier Marktführer im hochwertigen Bereich werden."

Den Immobilienmarkt zwischen Spessart, Rhön und Steigerwald samt Würzburg und Schweinfurt hält er für wenig beackert, gerade was Wohngrundstücke im edleren Segment angeht. Hinzu komme, dass in der Region "die Einkommensentwicklung über dem Bundesdurchschnitt liegt", wie Jäger aus Untersuchungen herausgelesen haben will.

Was der Immobilienverband meint

Das Potenzial von Mainfranken hält auch Stephan Kippes, Bayerns Sprecher im Immobilienverband Deutschland (IVD), für "durchaus interessant". Die Nachfrage unter anderem nach Wohngrundstücken sei auffallend groß. 

Kippes sieht Sotheby's International Realty mit seinen 1000 Agenturen in 70 Ländern "als einen von vielen im Konzert der Franchiser" an. Derlei Agenturen versuchten generell, "im Edelsegment besonders zu glänzen". Dass Sotheby's ausgerechnet ins beschauliche Mainfranken kommt, hält er für einen nachvollziehbaren Schritt.

Ebenso wie ein alteingesessener Makler in Würzburg, der nicht genannt werden will: Er sei "sehr gelassen", was das Sotheby's-Büro angehe. Würzburg sei "ein größeres Dorf", in dem die Menschen nicht nach Immobilien in Los Angeles oder auf den Bahamas suchten.

"Ich will hier Marktführer im hochwertigen Bereich werden."
Sotheby's-Makler Christian Jäger über sein Ziel in Mainfranken

Für IVD-Sprecher Kippes ist klar, dass Sotheby's International Realty "stark von dem Glanz des Namens lebt". Daraus macht Agenturchef Jäger in Würzburg auch gar keinen Hehl, das sieht er als seine Trumpfkarte. Schlösser oder edle Herrenhäuser zu vermitteln, betrachtet er dennoch "als Beiwerk" seiner Dienstleistung. Vielmehr will er auch an die Immobilien in den Etagen darunter ran.

Für die kommenden 20 Jahre läuft Jägers Lizenz bei Sotheby's – für ganz Franken. Deswegen richtet der 46-Jährige schon jetzt seinen Blick in die Zukunft: Innerhalb der nächsten fünf Jahre will er Büros unter anderem auch in Nürnberg und Bamberg eröffnen. Als Wahl-Mainfranke sieht sich der Fußballfan Jäger bereits: Seit kurzem zählt seine Agentur zu den 91 VIP-Sponsoren des Zweitliga-Klubs Würzburger Kickers.

Immobilienmakler

Der Beruf des Immobilienmaklers ist nicht geschützt. Neben eigenständigen Büros gibt es solche, die dem Franchise-System eines großen Unternehmens wie Sotheby's International Realty angeschlossen sind und unter dessen Flagge Immobilien vermitteln. Auch Banken und Sparkassen treten unter eigenem Namen als Makler auf. Die Branche ist unübersichtlich, weshalb Sprecher Stephan Kippes vom Verband IVD nicht sagen kann, wie viele Immobilienmakler es in Mainfranken oder Bayern gibt.
Bezahlung: Für die Dienstleistung, Grundstücke zwischen Verkäufer und Käufer zu vermitteln, erhält ein Immobilienmakler eine am Kaufpreis orientierte Provision, auch Courtage genannt. Sie ist laut Kippes mitunter Verhandlungssache. Am 23. Dezember tritt ein bundesweites Gesetz in Kraft, wonach bei Wohnungen und Einfamilienhäusern das sogenannte Bestellerprinzip gilt: Derjenige, der den Makler beauftragt, hat mindestens die Hälfte der Provision zu zahlen. Hintergrund ist, dass in einigen Bundesländern bis dato allein die Käufer die Maklerkosten tragen.
aug
 
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