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Eußenheim
Alltagshelden: Fehlende Erntehelfer machen Landwirten Sorgen
Sie sind Helden des Alltags: In einer Serie stellen wir Menschen vor, die das öffentliche Leben aufrecht erhalten. Heute: Das Landwirt-Ehepaar Maria und Klemens Hoßmann.
Das Landwirt-Ehepaar Maria und Klemens Hoßmann aus Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) vor einem Jahr auf einer Blühwiese.
Foto: Karlheinz Haase | Das Landwirt-Ehepaar Maria und Klemens Hoßmann aus Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) vor einem Jahr auf einer Blühwiese.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 08.04.2020 02:10 Uhr

Maria und Klemens Hoßmann betreiben in Eußenheim (Lkr. Main-Spessart) einen Biobauernhof. Damit gehören sie zu den Menschen, die die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrung gewährleisten. Neben Feldfrüchten erzeugen sie auch Biogas und bauen Wein an. Klemens Hoßmann ist Vorsitzender des Verbands Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen. Maria Hoßmann ist Kreisbäuerin. Sie erzählt:

"Ich war gestern im Supermarkt zum Einkaufen und war ganz geschockt, dass das Mehlregal leer war. Ich verstehe nicht, dass man sich Mehl auf Vorrat zu Hause anlegt. Die Versorgung mit den Grundnahrungsmitteln ist bei uns gesichert. Wir Landwirte arbeiten weiter. Wir hören nicht auf, unsere Felder zu bestellen. Derzeit säen wird Getreide aus, Sommergerste, Sojabohnen, Erbsen, Hafer und Mais.

Mir macht aber Sorgen, dass die Gemüse- und Obstbauern jetzt keine Saisonkräfte aus Rumänien und Bulgarien nach Deutschland holen können. Darin sehe ich ein Problem, denn jetzt steht zum Beispiel die Spargelernte an. Gemüse wie Kraut muss jetzt gepflanzt werden. Das machen die Saisonarbeitskräfte. Wenn nicht gepflanzt wird, können wir im Herbst auch nicht ernten. Irgendwie muss die Bevölkerung gerade in den Städten, wo die Menschen keinen Garten haben, mit frischen Produkten versorgt werden.

Da viele Menschen jetzt weniger Arbeit haben, könnte man sie natürlich fragen, ob sie mithelfen würden, wobei ich denke, dass viele diese Arbeit nicht gewohnt sind. Ich selbst wäre körperlich nicht in der Lage, in dauernd gebückter Haltung Spargel zu stechen.

Mit Getreide und Kartoffeln kann sich Deutschland selbst versorgen. Bei Fleisch bin ich mir nicht so sicher. Ich denke, bei Schweinefleisch würde es gehen. Gemüse aber wird vielfach eingeführt – wenn ich zum Beispiel an Paprika oder andere Früchte denke, die in den südländischen Gebieten besser wachsen als bei uns. Ich vermute, das wird schon kritisch."

In unserer Serie "Alltagshelden" stellen wir Menschen aus der Region vor, die täglich ihr Bestes geben, um das öffentliche Leben trotz der Corona-Krise aufrecht zu erhalten. Viele können nicht von Zuhause aus arbeiten und müssen sich deswegen täglich neuen Herausforderungen stellen. Ein großes Dankeschön dafür!

 
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  • H. Z.
    Stimme ich voll und ganz zu!!
    Ich denke , den größten Anzeil an Lebenmitteln wird im konventionellen Betrieben erzeugt. Die Öko-Bauern sind noch eine Nische, die haben doch nicht so große Erträge.
    Wenn doch dann sind es sicherlich keine Ökos mehr.
    Danke auch an den konventionellen Bauern!!
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  • K. F.
    Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, dass sich mir als konventionellem Ackerbauer die Haare zu Berge stellen, wenn medial nun unumwunden herumgejammert wird, dass man ohne prekäre Arbeitsverhältnisse eine sozialverträglich erfolgreiche Landwirtschaft nicht mehr zu meistern vermag.

    Hier werden als „Helden des Alltags“ Bio-Bauern in Szene gesetzt, die aufgrund ihres persönlichen Engagements auch im berufsständischen Umfeld mehr denn je gefordert sind, sich endlich weitreichend Gedanken darüber zu machen, warum wir Bauern im Allgemeinen in unserer derzeitigen Misere gesellschaftlich verhaftet sind.

    Schade finde ich, wenn das Team der Main-Post nach wie vor Klischees bedient:

    Nicht nur die Öko-Bauern leisten, was möglich ist, auch die konventionellen Betriebe ackern tagtäglich, um das ihnen menschenmögliche erfüllen zu können, damit hoffentlich keine Versorgungsengpässe entstehen.
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