Es klingt, als würde Murtaza Azizi mitten auf einer mehrspurigen Straße stehen: vorbeirauschende Autos, hupende LKW, zwischendurch laute Rufe. Unsere Telefonverbindung ist schlecht, bricht mindestens einmal pro Minute ab. Doch Murtaza erzählt: Von seinem Leben in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans. Dort lebt er seit knapp zwei Wochen wieder. Am 7. Januar wurde er mit 35 anderen Afghanen abgeschoben. Für seine Mitschüler und Lehrer in Marktheidenfeld kam das sehr überraschend.
"Nachdem wir in Kabul gelandet sind, hat uns ein Mann gefragt, wo wir jetzt hingehen möchten. Ich sagte, dass ich bei einem Freund schlafen kann und durfte gehen." Der Freund ist eigentlich der Freund eines Bruders eines Freundes aus Deutschland – Murtaza kennt ihn also gar nicht. Deshalb will er nicht jeden Abend dort schlafen: "Er und seine Familie sind sehr nett und sagen, dass ich jeden Abend kommen kann, aber das finde ich unhöflich", erklärt er. Manchmal schlafe er deshalb in einer Moschee, alleine. Der Familie erzähle er an diesen Tagen, dass er bei anderen Freunden unterkommt.
Niemand weiß, wo Azizis Eltern sind
Tagsüber hat er vor allem eine Beschäftigung: seine Eltern finden. Sie wohnen nicht mehr in seinem früheren Haus und die Telefonnummer funktioniert nicht. Deshalb muss sich Azizi durchfragen, zum Beispiel bei Nachbarn oder Freunden – doch anscheinend weiß niemand, wo sie sind. "Ich suche wie ein Verrückter", sagt er, "aber die Polizei kann mir nicht helfen und im Internet finde ich auch nichts."
"Die Personenregister in Afghanistan sind absolut marode", bestätigt Bernd Mesovic, Leiter der Abteilung Rechtspolitik bei Pro Asyl, "meistens finden Geflüchtete ihre Eltern aber irgendwann über Verwandte zweiten oder dritten Grades." Auch Suchdienst-Netzwerke wie das des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz könnten in manchen Fällen weiterhelfen.
Mesovic erklärt weiter, dass es in Afghanistan kein funktionierendes Sozialsystem gebe. Außerdem sei Kabul überlastet: "Die Stadt ist total aufgebläht: Viele Binnenvertriebene, also Personen, die aus anderen Provinzen vor den Taliban geflohen sind, leben dort. Aber die Infrastruktur ist auf so viele nicht ausgelegt", sagt er. Zusätzlich seien die Mieten in Kabul vergleichsweise teuer.
Nur zwei Straßen von Attentat entfernt
Murtaza Azizi hat noch ein bisschen Geld. Davon kauft er sich die nötigen Lebensmittel und Wasser. Die Frage nach seiner Zukunft beantwortet er ziemlich hoffnungslos: "Vielleicht muss ich irgendwann auf der Straße leben. Ich habe kein Geld und kenne hier nicht viele Menschen. Niemand wird mir einen Job anbieten, weil hier keinem vertraut wird. Ich könnte ja auch ein Taliban sein."
"Die Verunsicherung unter den Menschen ist groß", sagt auch Bernd Mesovic. Erst vor wenigen Tagen, am Montag, gab es in Kabul ein Selbstmordattentat mit mindestens vier Toten und neunzig Verletzten – Azizi war zu dieser Zeit nur zwei Straßen von dem Tatort entfernt, wie er erzählt.
"Ein Anschlag könnte immer und überall passieren", sagt er, "hier ist es nicht sicher." Seine Stimme wird lauter, er klingt wütend: "Ich habe nie etwas Strafbares gemacht, bin in die Schule gegangen – aber hier interessiert es niemanden, wo ich bin oder was ich mache."
Für mich ein krasses Versagen der Marktheidenfelder Schule, ihn nicht auf die Heimreise vorzubereiten. Die haben doch gewusst, dass er abgelehnt ist und ihm
Tipps für einen erfolgreichen Neuanfang geben können.
Täte so manchem Kleinkriminellen der mit dem Dudu-Finger von der Weichspüler-Justiz verurteilt wurde gut.
Aber mal ehrlich? Müssen solche sinnlos Abschiebungen sein? Da gibts genug Ar......cher die negativ auffallen, welche man eher zurückschicken soll.
Da hätte man jemanden wie ihn doch auch einfach mal vorerst vergessen können.
Stattdessen füttert man andere, die sich nicht benehmen können, durch.