Einen Festakt zum Jubiläum "75 Jahre Stadterhebung" feierte die Stadt Marktheidenfeld am Samstag im Rathaus. In seiner Rede ging Bürgermeister Thomas Stamm auf aktuelle und künftige Herausforderungen der Stadt ein. So wies er darauf hin, dass die Stadt in diesen schweren Zeiten von Krieg und Vertreibung wieder Flüchtlinge aufnimmt wie in der Zeit nach 1945, als Heimatvertriebene und Geflüchtete nach Marktheidenfeld kamen. Integration war und ist ein Thema, so Stamm. Aktuell leben 94 Nationen in Marktheidenfeld.
Als Themen der nächsten Jahre für die Stadtplanung nannte er die Innenstadtentwicklung, die Gestaltung des Mainufers, den Erhalt und Bau der Schulen sowie den Übergang des Wonnemars in den städtischen Besitz. Stamm informierte auch über die zahlreichen Veranstaltungen in diesem Jubiläumsjahr in der Stadt.
Viele Gäste aus Politik und Wirtschaft
Zum Jubiläum konnte Stamm viele Gäste aus der Politik und Wirtschaft, von Schulen und den Kirchen, von Blaulicht-Organisationen und der Vereine zum Festakt im Rathaus begrüßen. Darunter waren neben Landrätin Sabine Sitter der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann, der Landtagsabgeordnete Thorsten Schwab und auch die aktuellen und ehemalige Mitglieder des Stadtrates. Außerdem kamen die frühere Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder und der Ehrenbürger und Altbürgermeister Leonhard Scherg sowie Altlandrat Thomas Schiebel. Musikalisch begleitete das Marktheidenfelder Bläserensemble unter Leitung von Thomas Grön die Feier.
Landrätin Sabine Sitter sagte in ihrem Grußwort, dass ein Landkreis immer nur so stark wie seine Kommunen sei. Sie freue sich sehr auf die Jubiläumsveranstaltungen von Stadt und Landkreis in diesem Jahr. VG-Vorsitzender Achim Müller dankte für die gute Zusammenarbeit und überreichte Thomas Stamm einen Gutschein für eine Ruhebank.
Festredner Leonhard Scherg gab einen historischen Rückblick über die Stadtgeschichte. Am 8. April 1948 unterzeichnete Willi Ankermüller als Staatsminister des Innern die Urkunde zur Stadterhebung. Die Übergabe der Urkunde durch den Regierungspräsidenten Adolf Körner fand am 22. Mai 1948 in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderates statt und war verbunden mit der Hoffnung, die Erinnerung an diesen Tag zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen einer Festwoche auch für die Gesamtbevölkerung feierlich zu begehen. Die Stadterhebung wurde die Geburtsstunde der beliebten Laurenzi-Messe. Marktheidenfeld war damals noch stark ländlich geprägt. Im April 1947 hatte Marktheidenfeld circa 4200 Einwohner, darunter 1181 Flüchtlinge und Evakuierte. 1990 wurde die Bevölkerungszahl von 10.000 Einwohnern überschritten. Zum 30. Dezember 2022 lebten 12.074 Menschen mit Erst- und Zeitwohnsitz in Marktheidenfeld.
Gewerbegebiete für Arbeitsplätze
Erst mit der Erschließung von Bauland und Gewerbegebieten ab 1950 entstanden zu den Bauplätzen Arbeitsplätze vor Ort. Es folgte der Ausbau zur Schulstadt. Einen Einschnitt in der Entwicklung gab es nach der Landkreisreform 1972, als viele Behörden abgezogen wurden. Erst mit Beginn der 80er Jahre begann ein neuer Aufschwung von 5251 Arbeitsplätzen (1985) auf heute fast 12.000 Arbeitsplätze. Somit ist Marktheidenfeld ein wichtiger Gewerbestandort im Landkreis Main-Spessart geworden. Auch das kulturelle Angebot durch Volkshochschule, Stadtbücherei, Musikschule und Franck-Haus ist vielfältig. 2022 wurde die Stadt von der Zeitschrift "Kommunal" als lebenswert, seniorenfreundlich und familienfreundlich ausgezeichnet.
Als Geburtstagsgeschenk überreichte Scherg dem Bürgermeister ein Bild von Marktheidenfeld mit Mainansicht, 1956 gemalt von Willi Armstark. Das Bild gehörte einst Frieda Grabsch, die als Vertriebene nach Marktheidenfeld kam und die erste Frau im Marktheidenfelder Stadtrat war.
Zuletzt wurde der Ehrenring der Stadt Marktheidenfeld verlieren. Für ihre großen Verdienste um die Stadt und die wirtschaftliche Entwicklung sowie ihr soziales Wirken und ihr außergewöhnliches Engagement in den verschiedensten Einrichtungen und Vereinen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger bekamen Angelique Renkhoff-Mücke (Warema Renkhoff SE), Erwin Fertig (Fertig Motors) und Christoph Schleunung (Schleunungdruck) diese Auszeichnung.