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Karlstadt
70 Millionen Mehrkosten: Zentralklinikum Main-Spessart in Lohr wird erheblich teurer
Statt rund 163 Millionen Euro rechnet der Landkreis nun mit Kosten von 234,5 Millionen. Bis die Fördermittel ausgezahlt werden, muss der Landkreis Geld vorschießen - und dafür reichlich Zinsen zahlen.
Damit aus diesem 3D-Modell des Zentralklinikums Wirklichkeit wird, müssen Landkreis und Freistaat nun deutlich mehr Geld aufwenden, als bisher angenommen.
Foto: Björn Kohlhepp | Damit aus diesem 3D-Modell des Zentralklinikums Wirklichkeit wird, müssen Landkreis und Freistaat nun deutlich mehr Geld aufwenden, als bisher angenommen.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:20 Uhr

Jetzt also doch: Das derzeit am Lohrer Sommerberg entstehende Zentralkrankenhaus für den Landkreis wird deutlich teurer, als bisher angenommen. Wie der stellvertretende Klinikreferent Albert Prickarz in der Kreistagswerkausschusssitzung am Mittwoch mitteilte, geht man nach Fortschreibung des Baukostenindexes derzeit von Gesamtkosten in Höhe von 234,5 Millionen Euro aus. Das sind gut 70 Millionen mehr, als bisher veranschlagt waren. Die Kreisräte hatten dies bereits zu einem früheren Zeitpunkt in einer nichtöffentlichen Klausurtagung erfahren.

Durch die erhöhten Kosten steigen zwar die Fördermittel von bisher 109 auf nun knapp 157 Millionen, dennoch klettert auch der Anteil, den der Landkreis Main-Spessart aus eigener Tasche finanzieren muss, um rund 30 Millionen auf 83 Millionen in die Höhe.

70 Millionen Mehrkosten: Zentralklinikum Main-Spessart in Lohr wird erheblich teurer

5,3 Millionen Euro Zinsen für Zwischenfinanzierung

Da die Fördermittel nicht punktgenau mit dem Baufortschritt ausgezahlt werden, muss der Landkreis laut Prickarz 47,7 Millionen zwischenfinanzieren. Dafür fallen voraussichtlich 5,3 Millionen Euro an Zinsen an.

Es sei "uns allen klar" gewesen, dass der Bau teurer werde, meinte in der Sitzung Gerhard Kraft (Grüne); aber das Projekt sei trotzdem "machbar".

Mit Blick auf die notwendige Zwischenfinanzierung sowie weitere Großprojekte des Landkreises wollte Manfred Goldkuhle (CSU) wissen, ob die Genehmigungsfähigkeit künftiger Kreishaushalte infrage gestellt sei. Darauf müsse man jedes Jahr neu blicken, meinte Kämmerer Thomas Hubrich; eventuell müsse man an der Kreisumlage "drehen", oder auch andere Projekte schieben. "Wir werden uns die nächsten Jahre sehr strecken müssen", lautete Christian Menigs (UGM) Einschätzung.

Während das neue Zentralkrankenhaus, das 2027 bezogen werden soll, voraussichtlich deutlich teurer wird, als bislang angenommen, soll das Betriebsdefizit des bestehenden Kreiskrankenhauses in Lohr (Foto) heuer deutlich auf 5,6 Millionen Euro sinken.
Foto: Wolfgang Dehm | Während das neue Zentralkrankenhaus, das 2027 bezogen werden soll, voraussichtlich deutlich teurer wird, als bislang angenommen, soll das Betriebsdefizit des bestehenden Kreiskrankenhauses in Lohr (Foto) heuer ...

Während die Kosten für den Krankenhausneubau in die Höhe schießen, sieht es beim Betriebsdefizit des bestehenden Klinikums Main-Spessart mit seinem Krankenhaus in Lohr und den beiden Seniorenheimen in Gemünden und Marktheidenfeld besser aus. Lag der Fehlbetrag im Jahr 2023 noch bei rund 9,5 Millionen Euro, so rechnen die Verantwortlichen 2024 trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit einem Defizit von nur noch 5,6 Millionen; davon entfallen rund 93.000 Euro auf die beiden Seniorenheime.

Erschließungsstraße für Neubau soll im zweiten Quartal fertig werden

Vor allem höhere Fallzahlen – sprich: mehr Patienten – sollen zum Sinken des Defizits beitragen, ging aus Prickarz' Ausführungen hervor. Ab 2027, wenn der Neubau stehe, sei mit einer weiteren Effizienzrendite von rund fünf Millionen Euro zu rechnen.

Der Werkausschuss empfahl dem Kreistag, dem Wirtschafts- und Stellenplan 2024 zuzustimmen und den Höchstbetrag der Kassenkredite auf 9,5 Millionen Euro festzusetzen.

Einen ausführlichen Sachstandsbericht zum derzeit entstehenden Zentralkrankenhaus gab Neubau-Leiter Roland Wolf.

Demnach steht der Baufortschritt derzeit im Einklang mit der terminlichen Planung der Gesamtmaßnahme. Vor gut zwei Wochen wurde mit der Baustelleneinrichtung und den Erdbauarbeiten für den Krankenhaus-Neubau begonnen. Die Rohbauarbeiten sollen im dritten Quartal starten. Die Erschließungsstraße soll im zweiten Quartal fertig werden.

Die auf der Internetseite des Klinikums aufgelisteten erfolgten Auftragsvergaben im Zusammenhang mit dem Krankenhausneubau summieren sich inzwischen auf rund 13,3 Millionen Euro.

Schließlich gab Prickarz dem Werkausschuss noch einen Einblick in den Dschungel der Krankenhausstrukturreform, wo vieles noch unklar ist.

 
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  • Eberhard Gold
    Wer hätte das Gedacht...
    Stoppt diesen Wahnsinn. Noch ist es Zeit. Diese Klink braucht niemand!
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  • Jette Kreissl
    Ach gut, wir haben's ja...
    Hauptsache wie haben dann ein riesiges Zentralkrankenhaus (und dazu einen Schuldenberg der in meinem Leben wohl nicht mehr abzutragen ist) ...
    Ist ja nicht so, dass die bisherige Kliniken vom Verfall bedroht waren oder so. Hätten auch weiter laufen können. Ach nee, gab ja zu wenig Personal. Wie das später nach der Eröffnung mal werden soll bleibt abzuwarten...
    Völlig egal, dass manche Schulen mittlerweile dringendst saniert gehören und ständig verschoben werden. Immer weiter verschoben. Bis die Pläne halt irgendwann aus Geldmangel komplett begraben werden.
    Ohne Worte...
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  • Roland Albert
    Die Mehrkosten kann man an anderer Auslandstelle gefahrlos einsparen.
    Sich nur mal trauen.
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  • Dietmar Eberth
    Die Krankenhausfinanzierung erfolgt in Deutschland nach dem Prinzip der "dualen Finanzierung": Die Betriebskosten der Krankenhäuser, also alle Kosten, die für die Behandlung von Patienten entstehen, werden von den Krankenkassen finanziert. Die Investitionskosten werden hingegen durch die Bundesländer finanziert.

    An welcher "Auslandstelle"soll Bayern einsparen?
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  • Ewald Schuhmann
    Schon im Frühjahr 2021 schrieb ich zu einem Artikel zum Kreisklinikum u.a.:

    "Am Schluss wird dann sowieso immer wieder alles teurer als mal veranschlagt war.
    In diesem Fall prognostiziere ich mal das von den ursprünglich 140 Mio. so an die 300 Mio.rauskommen werden (Endabrechnung).
    Auch wird sich sicherlich die Bauzeit um 1 1/2 bis 2 Jahre verlängern."

    Warten wir's ab.

    Das mit der Bauzeit hat sich schon mal bewahrheitet,
    und das mit den Kosten bekommen wir bestimmt auch noch hin!
    Wenn's reicht.
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