zurück
Frammersbach
4265 Kilometer zu Fuß: Ein Frammersbacher ist unterwegs auf dem wohl gefährlichsten Fernwanderweg der USA
Der Profitänzer Dominik Blenk stellt sich gegenwärtig der Herausforderung des "Pacific Crest Trails" entlang der Pazifikküste. Warum dabei Aufgeben keine Option ist.
Der gebürtige Frammersbacher Dominik Blenk (links) und der Sendelbacher Philip Bauer auf dem PCT.
Foto: Dominik Blenk | Der gebürtige Frammersbacher Dominik Blenk (links) und der Sendelbacher Philip Bauer auf dem PCT.
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 23.06.2024 02:33 Uhr

Körperliche Strapazen, Entbehrungen und Gefahren. Das alles bringt der "Pacific Crest Trail" (PCT) mit sich. Ein Fernwanderweg, der sich an der Westküste der USA über 4265 Kilometer von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze zieht. Und mitten drin befinden sich aktuell der Frammersbacher Dominik Blenk und Philip Bauer aus Sendelbach.

Tagein, tagaus schleppen die beiden Freunde ihre 18 Kilogramm schweren Rucksäcke durch reißende Flüsse, rutschige Schneefelder und steile Bergpässe. Vor Augen das klare Ziel: Die anspruchsvolle Wanderung innerhalb von sechs Monaten vom Anfang bis zum Ende zu bewältigen und sich damit als "Thruhiker" bezeichnen zu dürfen.

1165 Kilometer legten die beiden Freunde in den ersten 65 Tagen zurück

Dass dies gelingt, da zeigt sich Profitänzer Blenk beim Videotelefonat mit dieser Redaktion optimistisch: "Bisher läuft alles nach Plan", berichtet er und schwärmt von dem Erlebten. 1165 Kilometer haben er und Bauer in 65 Tagen seit ihrem Start am 4. April in Campo, an der mexikanischen Grenze, bereits hinter sich gebracht. Zwischenstopp machen die beiden Fernwanderer anschließend im kalifornischen Kennedy Meadows. Nach einer Laufetappe in der Wildnis frischen sie dort ihre Lebensmittel auf.

Beim Gedanken den Trail Ende September zu beenden, kommen ihm schon jetzt die Tränen: "Mein Kopf ist grad so frei, ich bin dankbar, dass ich den Entschluss gefasst habe." Im Anschluss an die Hip-Hop-Weltmeisterschaft in Las Vegas, bei der Blenk 2016 als Mitglied des Tanzduos Hot Potatoes Vizeweltmeister geworden war, war er vor Jahren einen Teil des PCT gewandert. Die atemberaubende Landschaft und der Gedanke, den Trail zu komplettieren, habe ihn seitdem nicht mehr losgelassen.

Fernwanderung erweist sich als physische und psychische Herausforderung

Eine physische und psychische Herausforderung, die in den ersten Tagen bereits in der Wüstenlandschaft der Laguna Mountains zur echten Kraftanstrengung wurde. "Neben unserem Gepäck mussten wir auch noch sieben Liter Wasser über 30 Kilometer mit uns schleppen", erinnert sich Blenk. Nachts haben man mit Minusgraden klarkommen müssen. Eisregen und Sturmwarnungen hatten die Wanderer auf der ersten Etappe begleitet.

Profitänzer Dominik Blenk bei der Überquerung des ausgetrockneten Mission Creek.
Foto: Philip Bauer | Profitänzer Dominik Blenk bei der Überquerung des ausgetrockneten Mission Creek.

"Wir waren auf Wüste eingestellt und hatten Schneeregen", beschreibt der Frammersbacher die extremen Bedingungen. Das Eis in der Wüste und die darauf folgenden Wassermassen, die aus Bächen reißende Flüsse werden ließen, seien eine Qual gewesen. "Da war ich komplett am Ende, ohne Philip hätte ich das nicht geschafft", beschwört Blenk den freundschaftlichen Zusammenhalt.

Blenk beschreibt eine Situation, die ihn fast zum Aufgeben brachte, als er den 3202 Meter San Jacinto bestieg. Den Rucksack ließen die Freunde im Zelt zurück und wanderten über Schneefelder auf die Bergspitze. Wieder am Zelt angekommen, war durch die Hitze eine Zahnpastatube geplatzt und hatte alle seine Kosmetiksachen verschmiert. "Am nächsten Morgen bin ich dann im Schnee aufgewacht und im Zelt sah es aus, als wäre ein Huhn gerupft worden." Seine Daunenjacke war in der Nacht geplatzt, überall lagen Federn. Auch die Tube mit der Sonnencreme war ausgelaufen. "In solchen Momenten hast Du einfach keine Lust mehr", sagt Blenk. "Beim Sonnenuntergang am Abend war dann aber alles wieder vergessen."

Blenks Oma hat sich Instagram installiert, um seine Reise mitzuverfolgen

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Die Koordination auf dem unwegsamen Trail erfolgt über GPS. Handy-Empfang haben die Läufer meistens nur in der Nähe von größeren Ortschaften. Eine spezielle App für die Läufer warnt vor übergelaufenen Flüssen, Waldbränden und informiert über Übernachtungsmöglichkeiten.

Zero Day, werden die Laufpausen genannt. "Viel Zero haben wir da nie", schmunzelt der gebürtige Frammersbacher, der die letzten Jahre in Würzburg lebte. "Da müssen wir unsere Einkäufe für die kommenden Etappen organisieren, waschen Wäsche und wollen mit Freunden und Verwandten telefonieren." Auch Blenks Verwandtschaft gibt ihm Kraft durchzuhalten. "Meine Oma hat sich extra bei Instagram angemeldet, um meine Tour zu verfolgen", lacht der ausgebildete Physiotherapeut.

Im Kreise anderer PCT Wanderer auf dem Gipfel des Mount Baden-Powell.
Foto: Dominik Blenk | Im Kreise anderer PCT Wanderer auf dem Gipfel des Mount Baden-Powell.

Eine große Motivation sind auch die sogenannten Trail Angels. Das sind Anwohner oder ehemalige Läufer, die auf dem Weg Versorgungsstationen einrichten. Ansonsten ist die Verpflegung streng rationiert: zum Frühstück Haferflocken mit Trockenmilch, tagsüber Snacks und eine längere Pause mit Nudeln. Über seine geplante Rückkehr nach Deutschland am 16. Oktober macht sich Blenk auf den langen Abschnitten zwar Gedanken, "doch jetzt wollen wir vor allem eine gute Zeit, gesund bleiben und den Trail beenden."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Frammersbach
Frank Zagel
Nudeln und Pasta
Sturmwarnungen
Waldbrände
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Richard Baumann
    Der Artikel schwärmt von Qualen und Strapazen, von Hitze und Kälte, die zu ertragen ist.
    Aber: Niemand zwingt die beiden zu solchen Unternehmungen. Außerdem kann sich wohl kaum jemand diese "Freizeit" erlauben, von den Kosten ganz abgesehen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus B. Fiederling
    Hut ab, aber ein bißchen verrückt ist das schon. 4265 km. sind kein Pappenstil.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten