
Die Vorfreude war groß in der voll besetzten Festhalle Erlenbach: der Countdown bis zur Eröffnung der ersten Prunksitzung des Erlenbacher-Carneval-Vereins (ECV) wurde teils laut mitgezählt. 26.184 Stunden nach der letzten Sitzung, wie ECV-Präsident Julian Kerscher und Amir Essawi als "Blues Brothers" mitteilten, wuchs die Freude noch mehr. Die mitreißenden Bühnenauftritte wurden gekonnt verknüpft durch die Sitzungspräsidenten Max Diener und Markus Greser und musikalisch von den "Lieblers" mehr als nur flankiert.
Das fing schon mit und nach der Erklärung des amtierenden Prinzenpaares Lars I und Melli I an, denn es war deren 6-jähriger Sohn Jona Anders bei seinem ersten Bühnenauftritt, der frisch und frei von den "Leiden eines ABC-Schützen" erzählte. Nicht minder unbekümmert war auch die Premiere der ECV-Minis bei ihrem wirbligen Tanz als "Line Dance Cowboys" im Western-Saloon. Die Jugendgarde, freudestrahlend über ihren ersten Auftritt, riss mit dem Tanz in ihren blau-weißen Kostümen die Besucher mit, bevor Luna Schleich in "Wie sag ich's nur?" dem "Gender-Deutsch und Correctness-Sprech" nachspürte. "Der-die-das" ade? Oder doch nicht? Narr & Närrin zu Tier & Tierin nebst Pflanze & Pflanzin macht ratlos wie etwa im Baumarkt, wenn man da auf einem Angebotsschild "Rauputz innen" liest.

Beifall für die Wellness-Weiber
Das Tanzmariechen Silja Müller zeigte temperamentvoll ihr Können, mit schwierigen Tanzfiguren sowie schnellen und trotzdem fließenden Bewegungsabläufen. Beifall gab es auch für die Wellness-Weiber (Moni Bitterer und Petra Hudalla), die beim Schwärmen über den knackigen Masseur in ihrem Wohlfühlhotel-Urlaub dann doch (mit etwas Eierlikör-Konsum) zu "Wie man sich füttert, so wiegt man" über "gute Fette – schlechte Fette" reden ("also ich bin die gute") .
Als "Durstige Kobolde im Irish Pub" waren die "Lady Shake's", in grün-schwarz und mit rotem Haupthaar, quirlig tanzend unterwegs. Die bildunterstützten ETL-News (Amir Essawi, Anna Hauk, Markus Greser) lieferten mit (Seiten-)Hieben einmal mehr die kritischen Nachrichten über irres, kirres, wirres Orts-Geschehen. Beim Buben-Ballett "Speedy Gonzales - die schnellste Maus von Mexiko" brachte Speedy seinen Gegenpart Kater Silvester mit Tanz-Power zur Strecke.

Die ECV-Prinzengarde trug mühelos den Schwung von vor der Pause mit ihrem fulminanten Auftritt weiter, zu wuchtigem Klassik-Musik-Tanz-Pop. Kapitän Julian Kerscher, Leichtmatrose Max Diener (Gitarre) und Smutje Jan-Philipp Friese (Keyboards) verlegten "Auf hoher See" die Waterkant kurzum nach Erlenbach, mit frech umgetexteten Songs, lokales (so etwa fünf Jahre Leerstand bei einer von der Gemeinde angekauften Halle) mit durchaus übergreifenden "land-rattigen" Themen wie die Fußball-WM ("es gibt kein Bier auf Katar") verarbeitend.
Mitreißendes Jugendshowballett
Phantasievoll gewandet und ihrer Priesterin (Antonia Rüppel) tanzend huldigend, kamen "Die Schildmaide der Wikinger" auf die Bühne. Ob diese historischen Kämpferinnen der Wikinger nach ihren Siegen damals auch so mitreißend getanzt haben wie hier das ECV-Jugendshowballett?
Ein Erlebnis für sich war "Herzblatt", dargeboten von den "Wilden". Die dargestellten Kandidaten/Bewerber(-innen), karikierend dargestellte Typen aus sämtlichen Rändern unserer Gesellschaft, lieferten Lach-Munition aller Kaliber (plus "Modern Talking" & "Flippers"), und wer zwischen Kichern, Schmunzeln und Lachern Zeit fand, auf Nebensätze, Gestik und Sprüche von Carrell-Darsteller, Kandidat und Bewerber(inne)n zu achten, fand noch so manches Perlchen an verstecktem skurrilem Wortwitz. Das ECV-Männerballett machte dann in "Welcome to our Circus" Träume wahr, jonglierend, (Eigen-)Gewichte stemmend, tanzend.
Als Aliens, die sich aus silbernen Gewändern herausschälen und mit buntem Kopfschmuck (Federn? Tentakeln? Sensoren?) sich in "UNIVERSE – nicht von dieser Welt" mit einfallsreich-packender Choreographie gleichermaßen nach vorne tanzten, bildete das ECV-Showballett den krönenden und begeisternden Abschluss vor dem schönen Finale.
