Beim Langenprozeltener Unternehmen LohrElement läuft es gut, sehr gut sogar. Deswegen sollen jetzt die Mitarbeiter am Gewinn beteiligt werden. Dieses Jahr werden über neue Lebensarbeitszeitkonten rund 71 000 Euro an die Mitarbeiter ausgeschüttet. "Im süddeutschen Raum ist mir kein Unternehmen in dieser Größe bekannt, das seinen Mitarbeitern eine solche Erfolgsbeteiligung bietet", sagte Andreas Jakob, Geschäftsführer der Würzburger Rentenrechtskanzlei AETAS, bei einer Betriebsversammlung am Freitagmorgen, bei der er das Konzept vorstellte.
LohrElement, das Schalungs- und Bodenplattensysteme fertigt, feiert dieser Tage sein 25-jähriges Bestehen. Was mit Tüfteleien von Firmengründer Harald Hagedorn in einer Garage in Lohr begann, ist heute eine Firma mit angepeilten 16 Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr. Das Unternehmen wächst stetig weiter und zählt inzwischen 65 Mitarbeiter. Derzeit wird auf dem Firmengelände kräftig gebaut. Im September soll das neue 800 Quadratmeter große Gebäude mit Büro- und Schulungsräumen fertig werden. Auf den Dächern der Firmengebäude befindet sich eine nagelneue Photovoltaik-Anlage, die noch im Juli in Betrieb gehen und so viel Strom liefern soll, dass man 180 Haushalte damit versorgen könnte.
Stefanie Träger, seit Oktober 2015 Geschäftsführerin bei LohrElement und der Tochterfirma IsoLohr, bezeichnete die Mitarbeiter als Schlüssel zum Erfolg. Und deshalb will das Unternehmen seine Mitarbeiter natürlich halten, sie für ihre Firmentreue und ihre Leistung belohnen und sie am Erfolg der Firma beteiligen. Einerseits mit den Lebensarbeitszeitkonten, andererseits mit der Möglichkeit, über das Unternehmen ein oder mehrere Fahrräder günstig zu erwerben.
In der Halle 1, wo sonst vier Schreiner Bodenplattenschalungen produzieren, waren am Freitagmorgen Bierbänke aufgestellt, auf denen die Mitarbeiter für die Betriebsversammlung Platz nahmen. Laut Geschäftsführer Klaus Roth wussten sie vorher nicht, welche Pläne das Unternehmen hat, um die Belegschaft am Gewinn zu beteiligen.
Mitarbeiter können Guthaben auf Lebensarbeitszeitkonto ansammeln
Wirtschaftsjurist und Rentenberater Andreas Jakob erklärte das Modell der Lebensarbeitszeitkonten. Über Einzahlungen auf diese und mit dem so angesammelten Guthaben soll in Zukunft Mitarbeitern ein bezahlter Vorruhestand ermöglicht werden, sämtliche Kosten trage das Unternehmen. Voraussetzung ist, dass ein Mitarbeiter mindestens ein Jahr dabei ist, mindestens 14 Stunden in der Woche arbeitet und dass das Unternehmen Gewinn macht, von dem ein Teil ausgeschüttet werden kann.
Bei LohrElement soll jeder Mitarbeiter eine bestimmte Summe jährlich erhalten. Für längere Firmenzugehörigkeit gibt es ein paar Prozent mehr. Wenn die Ausschüttungssumme größer ist, wird das zusätzliche Geld an die Angestellten verteilt. Zudem können Mitarbeiter Sonderzahlungen und Prämien auf die Konten einzahlen sowie Überstunden und Urlaub dort ansparen und so am Ende vielleicht früher in Ruhestand gehen. Das Geld wird laut Jakob von einem Vermögensverwalter als konservative Anlage angelegt.
Wenn ein Mitarbeiter aber letztlich gar nicht früher in Rente gehen wolle, könne er sich die Gesamtsumme auch bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses auszahlen lassen. Das Gleiche gelte für einen Arbeitgeberwechsel. Oder er könne sich das Guthaben auf die Deutsche Rentenversicherung übertragen lassen.
Jobrad: Für jeden Mitarbeiter bis zu vier Räder günstiger
Eine weitere Neuheit bei LohrElement ist die Möglichkeit, ein Jobrad zu erwerben und bis zu 40 Prozent auf den Neupreis zu sparen – egal ob ein normales Fahrrad, ein E-Bike, ein Rennrad oder ein Lastenrad, so Geschäftsführer Roth. Dabei lease das Unternehmen das Rad für 36 Monate und überlasse es den Mitarbeitern zur privaten Nutzung. Jeder Mitarbeiter kann bis zu vier versicherte Fahrräder auf diese Weise fahren. Sind die drei Jahre um, kann er das Fahrrad für den Restwert erstehen oder sich ein neues aussuchen. Gleich nach der Betriebsversammlung hatten die Mitarbeiter Gelegenheit, ein paar Fahrräder auszuprobieren.
Das Unternehmen soll laut Geschäftsführer Roth weiterhin profitabel wachsen, sodass es auch in Zukunft zu den Marktführern gehört. Neue Produkte sollen entwickelt werden und ab 1. Januar 2020 soll ein neues Warenwirtschaftssystem an den Start gehen. Außerdem treibt ihn etwas anderes um: "Wenn ich gefragt werde, wo ich arbeite, heißt es immer, du schaffst doch bei der Firma Lohr-Beton in Neuendorf." Das Unternehmen möchte deshalb durch Werbeaktionen bekannter werden.
Vier Mitarbeiter geehrt
Bei der Betriebsversammlung wurden vier Mitarbeiter für ihre langjährige Treue geehrt: Katja Dülk, die unter anderem für die Personalabrechnung zuständig ist, für zehn Jahre Zugehörigkeit sowie Viktor Balinski, der die "Balinski-Anlage" bedient, die "überall einsetzbare Geheimwaffe" Waldemar Schlegel und Geschäftsführerin Stefanie Träger, die als Sachbearbeiterin in der Auftragsbearbeitung anfing, für jeweils 20 Jahre bei LohrElement.