Um eine Sitzgelegenheit reicher sind seit Freitagabend die "Brückenhocker"-Gemeinde auf der Alten Saalebrücke in Gemünden und alle Passanten. Peter Reichel hat den gewaltigen Stuhl, ein Thron fast, im vergangenen Jahr aus diversen alten Hölzern geschaffen. Im Sommer vorigen Jahres stand er auf der Scherenburg vorm Theater. Jetzt kam das 160 Kilogramm schwere Möbel zum Heiligen Nepomuk auf die Fußgängerbrücke. Die Touristinfo lobt einen Wettbewerb zur Namensfindung für die Attraktion aus.
Nachfolger der "Endlich-Bank"
Für das städtische Kunstprojekt "Brückenspechte" hatte Peter Reichel - er nimmt sich selbst zum Maß - die ebenfalls mächtige "Endlich-Bank" gefertigt; sie steht im Durchgang des Mühltorturms. Dort kamen Teile eines französischen Holzbetts und uralte Balken aus Seifriedsburg zur Wiederverwendung. Seifriedsburger Holz war übrig und diente zum Bau des Stuhls.
Bei den letztjährigen Scherenburgfestspielen hatte der Sitz als Thron im Kinderstück "Pippi in Taka-Tuka-Land" dienen sollen, erwies sich jedoch als zu schwer für die Umbauten bei den Szenenwechseln. So blieb er am Theatereingang stehen und wurde gern für Fotos genutzt. Und als offenbar sehr bequemes Ruhemöbel: Tatsächlich hatte es sich auf ihm einmal ein älterer Besucher der Burgruine am Nachmittag im einsamen Hof niedergelassen und war eingeschlafen - nach Stunden erwachte er am Abend sichtlich überrascht inmitten des Gedränges ankommender Theaterbesucher.
Inschrift in Edelstahl
Jetzt wurde der Stuhl zum Geschenk für die Brückenhocker, eine Art loser Stammtisch, der einmal im Monat abends auf der Brücke zusammenkommt, das nächste Mal am Freitag, 7. Juni, ab 19 Uhr. Besucher sind hier immer willkommen, Getränke und gegebenenfalls Speisen sind mitzubringen. Peter Reichels Geschenk bekam noch ein Inschrift, eine Edelstahl-Tafel. Den Entwurf fertigte Jürgen Sommerer, die Umsetzung erledigte Roland Ziegler, und Miro Blaic befestigte die Inschrift am Sessel.
Mit vereinten Kräften schafften die Vier die Bereicherung am Freitagabend an ihren Standort. Gemündens Kulturamtsleiterin Jasna Blaic dankte für das originelle Mitbringsel, von dem aus man einen schönen Blick auf mehrere Sehenswürdigkeiten der Stadt hat. Sie durfte natürlich Probe sitzen und musste feststellen, dass sie dabei - wie auch auf der "Endlich-Bank" - nicht mit den Füßen zum Boden reicht. Als nächstes nahm ein Urlauberpaar aus Bad Hersfeld Platz - sie passten beide zusammen auf den Sitz.
Wettbewerb für einen Namen
Die Touristinfo möchte dem Stuhl einen Namen geben und ruft die Bevölkerung in einem Wettbewerb dazu auf, Vorschläge einzureichen (Büro in der Scherenbergstraße 4, E-Mail: touristinformation@gemuenden.bayern.de, Fax: 09351/8000065). Der Siegervorschlag soll beim Klein-Vendig-Fest am Samstag, 13. Juli, bekannt gegeben und prämiert werden.