
Eine Gans am Martinstag oder zumindest in der Vorweihnachtszeit – das hat für viele Tradition, ist aber inzwischen ein nicht ganz billiges Vergnügen. Hohe Energiekosten, der gestiegene Mindestlohn, weniger Geld der Kundschaft für den Restaurantbesuch – mit diesen Problemen kämpfen die Wirtsleute im Landkreis Kitzingen. Für mindestens drei Stunden muss eine kleine Gans in den Ofen, als Faustregel gilt: Pro Kilo braucht die Gans etwa eine Stunde Bratzeit im Backofen. Kein Wunder, dass die Wirte bei diesen Unwägbarkeiten auch dieses Jahr genau kalkulieren, ob sie das Federvieh auf die Karte nehmen.
Der Gastronomie-Branchenverband Dehoga äußerte sich Anfang November in der Sache und bezog sich auf eine Umfrage unter 117 Lokalen in ganz Deutschland: Danach wollte etwa jedes zweite Restaurant die Preise für den Gänsebraten um bis zu zehn Prozent anheben. Gänsebrust oder -keule kosten laut Dehoga mit Beilagen in den meisten Lokalen zwischen 25 und 35 Euro. Für eine ganze Gans samt Beilagen werden bis zu 150 Euro fällig.
Die komplette Gans kostet in der Schwane 116 Euro

Herbert Schäfer, Küchenchef im Gasthof Zur Schwane in Abtswind, hat sich für den Klassiker der Winterzeit auf der Karte entschieden. Und das, obwohl er jetzt etwa 300 Euro im Monat mehr für Strom bezahlen muss. Trotzdem erhöht er den Preis für den Gänsebraten nicht. So kostet eine Gans für vier Personen in der Schwane 116 Euro. Wichtig ist Schäfer, dass die Gäste rechtzeitig vorbestellen, mindestens zwei Tage im Voraus sollten es sein. "Ich möchte keine Gänse kaufen, die dann nicht gegessen werden", sagt der Schwane-Chef. Die Nachfrage ist da: Bis Weihnachten liegen schon Bestellungen vor.
Die Winzerstube bereitet in der Saison etwa 55 Gänse zu
Auch Sven Heß von der Winzerstube in Rödelsee hat sich für die Gans auf der Karte entschieden. 80 Gänse würde er vermutlich in der Saison an den Mann bringen, aber das will er nicht. "Am Ende werden es etwa 55 Gänse für die Stammkundschaft sein", schätzt Heß. Der Preis wird wohl zwischen 35 und 40 Euro pro Person liegen. Seine Gänse bezieht er aus Iphofen, Heß muss dafür in diesem Jahr bis zu zwei Euro mehr pro Kilo bezahlen. "Klar, die haben ja auch höhere Futterkosten, und wir in der Gastronomie stehen am Ende der Kette."
Heß bedauert, dass in Deutschland allgemein relativ wenig Geld fürs Essen ausgegeben werde. Bei den aktuell hohen Lebenshaltungskosten sei Essengehen ein Luxus. Er habe beobachtet, dass Kunden, die sonst öfter im Monat kamen, jetzt nur noch einmal in vier Wochen kommen. "Da geht es nicht nur um die Gans", sagt er.

Extra für die Gans geworben wird beim Schwarzen Adler in Wiesenbronn nicht. Wenn Gäste aber eine Gans wollen, bereitet Küchenchef Michael Neubauer eine zu. Mit 35 Euro pro Person muss man dabei mindestens rechnen. „Die Leute, die eine Gans bestellen, wissen, was sie kostet“, sagt er. Der Preis habe sich im Vergleich zum Vorjahr kaum geändert. Bedingung für einen Gänsebraten in Wiesenbronn: Vorbestellung, und zwar mindestens eine Woche im Voraus. Wer spontan Hunger auf Gänsebrust bekommt, findet sie beim Schwarzen Adler ab Mitte bis Ende November auf der Speisekarte.
Beim Geflügelhof kostet das Kilo Gans einen Euro mehr
"Es läuft alles schön", sagt Wolfgang Schäfer vom Geflügelhof in Kleinlangheim. Die Nachfrage nach Gänsen sei da – sowohl von der Gastronomie als auch von Privatleuten. "Wir haben viele Vorbestellungen." Da Futter und auch die Gänseküken teurer wurden, kostet das Kilo einen Euro mehr als im vergangenen Herbst. Da musste der Kunde 15 Euro zahlen, wenn er den Gänsebraten in der eigenen Küche in die Röhre schiebt. Wichtig auch beim Geflügelhof Schäfer: ohne Vorbestellung keine Gans.