
In der Kapuzinerklosterbrückenstraße, Ecke Kapuzinerstraße, in der Kitzinger Altstadt, strahlt nicht nur das Haus in frischen Farben. Vor dem nach dem Abriss der Scheune errichteten neuen Gebäude steht nun in der großzügigen Eingangsnische wieder die historische Nepomuk-Figur. So wie früher, auf dem höchsten Punkt der ehemaligen Brücke über den einstigen Stadtgraben. Über die Rückkehr des Brückenheiligen freut sich Eigentümerin Monika Denninger.
Der Brückenheilige an der Seitenwand gehört zu dem ungewöhnlichen Haus, das auf Teilen der ehemaligen Stadtmauer errichtet ist, wie im Keller nach wie vor sichtbar. Außen ist noch ein Teil der früheren Brückenbrüstung erhalten.

Das Haus könnte, wie Monika Denninger herausbekommen hat, Mitte des 17. Jahrhunderts gebaut worden sein. Eine urkundliche Erwähnung gibt es nicht. Auf einem Gemälde des Malers Joseph Walther, das um 1857 entstand, ist das heutige Wohnhaus zu erkennen. Der erste bildliche Nachweis.
Im Jahr 1865 gelangt das Haus in den Besitz der Familie. Georg Leonhard und Katharina Denninger erwarben es von einem Georg Hofmann. Deswegen ist das vorne abgerundete Gebäude auch als "Hofmannsturm" bekannt.
Das historische Haus wurde immer wieder durch Anbauten erweitert

Es folgt eine Erweiterung des Wohnhauses; Stallbauten kamen dazu. Später auch eine Scheune. Monika Denninger bekam das Anwesen von ihrem Vater Josef Denninger, das ihr nun seit 1995 gehört. Sieben Jahre wurde noch gewartet wegen der Städtebauförderung; dann begann der Umbau.
Einfach gestaltete dieser sich nicht, denn eine gerissene Verzapfung im Dachstuhl hatte dazu geführt, dass die Mauer weggedrückt worden war. "Mit Kettenzügen wurde die Wand wieder nach innen gezogen", erinnert sich Monika Denninger. Dafür ist sie besonders ihrem Schwiegervater Heiner Streit, einem gelernten Zimmermann, dankbar, denn dieser kannte sich aus. "Er half uns wahnsinnig viel."
Wegen der Rundung war auch das Eindecken schwierig. Jeder Biberschwanzziegel musste auf Maß zugeschnitten werden. "Die Dachdeckerfirma bekam das hin", freut sich die Besitzerin.
Da das Gerüst schon einmal stand, wurde auch die Fassade mitgemacht. Unter dem Putz kam Fachwerk zum Vorschein, genauer Bruchstein-Fachwerk, was ihr Architekt Thomas Geiger als außergewöhnlich einstufte. Das Amt für Denkmalpflege zeigte zunächst wenig Interesse. Als die Denkmalpfleger dann aber Bilder zu sehen bekamen, seien sie am nächsten Tag dagewesen, erzählt Monika Denninger. Die hätten ihr geraten, alles wieder zu verputzen, weil es so am besten erhalten bliebe.
Doch da kannten sie Monika Denninger noch nicht. "Ich wollte immer ein Fachwerkhaus", bekennt die 59-Jährige. Jetzt, da sie überraschenderweise eines hat, will sie es auch zeigen. Das Fachwerk soll früher einmal sogar mit Schnitzereien verziert gewesen sein, doch diese seien abgebeilt worden. Später sei das Fachwerk dann überputzt worden. "Wir hatten viel Glück mit dem Denkmalschutz", blickt Monika Denninger zurück. Mittlerweile steht das Haus sogar in der Denkmalliste.
Die intensive Bauzeit dauerte über zehn Jahre

Zehn, elf Jahre dauerte die intensive Bauzeit am und im Haus. Ganz fertig ist es immer noch nicht. Innen war alles entkernt worden. Nur im Ess-/Wohnzimmer fand sich eine Fachwerkwand. Ihr Mann Olli sei "der große Zauberer" gewesen, der als gelernter Schreiner den Innenausbau selbst machte.
Abgerissen werden musste der Anbau an das Wohnhaus entlang der Kapuzinerklosterbrückenstraße. An seiner Stelle habe aber wieder ein Gebäude errichtet werden müssen, damit der Gassencharakter erhalten bliebe, erläutert Monika Denninger.
Da steht jetzt erst einmal ein Rohbau. Und in dessen Eingangsnische kehrte nun nach über 20 Jahren die 180 Zentimeter große Nepomuk-Figur zurück, die Monika Denninger bei Restaurator Siegfried Scheder in Ochsenfurt untergebracht hatte. Dort restaurierte Scheder sie nach und nach. Die Figur sei zu seinem "Werkstattheiligen" geworden, habe Scheder ihr gesagt.
Nepomuk wird vom Brückenheiligen zum Werkstattheiligen

Wie alt die aus grünlich-gelblichem Keuper-Sandstein gefertigte Figur genau ist, ist unbekannt. Der Restaurator ging jedoch akribisch auf Spurensuche. Das steinerne Hauptattribut ist laut Scheder das diagonal im linken Arm gehaltene Kreuz mit Christusfigur sowie der zeitgemäße Ornat mit dem Birett eines Bischofs.
Als Schöpfer dieses Skulpturenaufbaus aus regionalem Sandstein für die ehemalige Kapuzinergassenbrücke über den damaligen Stadtgraben könnte durchaus ein örtlicher Bildhauer beauftragt worden sein, vermutet Scheder. Hierfür kämen in Kitzingen grundlegend drei Bildhauer infrage: Johann Doser, Valentin Blendel oder Johann Steuerwald. Der Auftrag könnte aber auch außerhalb Kitzingens vergeben worden sein.

Im stilistischen Vergleich mit dem Werk der Mitte des 18. Jahrhunderts in Kitzingen ansässigen Bildhauer könnte diese Skulptur von Johann Doser geschaffen worden sein. Doser war laut Scheder von 1716 bis 1746 in und um Kitzingen tätig. Die Figur könnte um 1740 entstanden sein.
Jetzt steht sie wieder auf einem 118 Zentimeter hohen Sockel, in der neuen rechten Hand ein kupferner Palmwedel. Nepomuk wacht nun nicht mehr über eine Brücke, sondern über ein Haus.