Die Feuerwehrleute trauten ihren Augen nicht: Der Autofahrer ignorierte einfach die Absperrung. Auf der Staatsstraße bei Volkach hatte es Ende März einen Unfall gegeben. Gerade liefen noch die Aufräumarbeiten, als der 78-Jährige durch die Absperr-Hütchen fuhr – mitten hinein in die Unfallstelle.
Helfer liefen eilig auf den Mann zu, um ihn zu stoppen. Es folgte eine rege Diskussion, ehe der Rentner den Rückwärtsgang einlegte. Dabei beschädigte er auch noch einen Pylonen. Statt sich um den Schaden von knapp 100 Euro zu kümmern, setzte der Mann seinen Rückzug unbeirrt fort.
Die Helfer notierten sich das Kennzeichen, zeigten den Autofahrer an und wenig später bekam der Mann Post von der Staatsanwaltschaft. In dem Strafbefehl war von 1000 Euro Geldstrafe und zwei Monaten Fahrverbot die Rede. Akzeptieren wollte das der Rentner auf keinen Fall. Er legte Widerspruch ein. Die Sache landete jetzt vor der Kitzinger Strafrichterin Ingrid Johann.
Angeklagter: "Für mich war das kein Unfall"
Dort schilderte der Angeklagte seine Sicht der Dinge. Er sei sich nicht bewusst gewesen, dass sich die Feuerwehr im Einsatz befand: "Für mich war das kein Unfall!", sagte der Rentner. Er habe die Absperrung "nicht durchbrochen", wie es in dem Strafbefehl hieß. Und auch die Flucht sei keine gewesen: Dass er gegen einen Pylonen gerumpelt sei, habe er schlichtweg "nicht bemerkt".
Ein Abhauen sei das aus zweierlei Gründen nicht gewesen, erklärte der Rentner: "Das ist nicht meine Art", betonte er. Und er wies darauf hin, dass eine Flucht gar keinen Sinn gehabt hätte: Viele Augenpaare waren auf ihn gerichtet. Niemand könne "so doof sein", da einfach zu verschwinden.
Die Wahrnehmung der Feuerwehr war eine andere. Zwei Zeugen, die damals am Einsatz beteiligt waren, zeichneten dieses Bild: Es sei sehr wohl klar gewesen, dass es in der Nähe der Aldi-Kreuzung einen Unfall gegeben hatte: Blaulicht, Warnblinker, Notfallsanitäter – man habe "alles sehen" können.
Auch wenn es sich um das Einsatzende gehandelt habe, sei "die komplette Absperrung noch gestanden". Der Mann sei definitiv "in die Einsatzstelle reingefahren". Und einsichtig sei er damals auch nicht gewesen: "Komplett uneinsichtig", so drückt es einer der Zeugen aus.
Keine Einsicht und ständige Diskussionen
Die beiden Feuerwehrmänner stellen zudem klar, dass ihnen derlei Vorfälle öfter begegnen würden. Nicht zuletzt deshalb sei man bei den Absperrungen "extrem penibel". Unfallorte seien "verdammt gefährlich". Was aber immer mehr Verkehrsteilnehmer kaum interessieren würde: Es werde zunehmend diskutiert, ob die Absperrungen sein müssten und ob man nicht doch irgendwie durchkomme. Er und seine Helfer seien "kein Freiwild", sagte der damalige Einsatzleiter. Und er hebt hervor: "Die Absperrung ist dazu da, um uns zu schützen!"
Der Angeklagte ist davon durchaus beeindruckt. Er lobt die Arbeit der Feuerwehren in höchsten Tönen, um dann einzulenken: Er habe damals "vielleicht einen Denkfehler gehabt". Und auch dieser Satz fällt: "Falls ich jemanden gefährdet habe, bitte ich um Entschuldigung." Der Verteidiger unterstreicht, dass sein nicht vorbestrafter Mandant "die Situation falsch eingeschätzt" und dies mit seinem Rückzug korrigiert habe.
Das Gericht erkennt das durchaus an. Es bleibe aber dabei: Der Angeklagte habe sich "falsch verhalten" und wollte scheinbar die Absperrung "nicht akzeptieren". Zu hoch hängen müssen man die Sache aber nicht – was schließlich zu einer Einstellung des Verfahrens führt.
Das Fahrverbot ist weg; der 78-Jährige muss allerdings zwei Zahlungen leisten. 100 Euro bekommt die Stadt Volkach für die Neubeschaffung des Pylonen, und über 400 Euro darf sich zudem der Landesverband für Gefangenenfürsorge freuen.
ob man solchen starrsinnigen Menschen
den Führerschein nicht ganz abnimmt...
Wer eine gut ausgeleuchtete Unfallstelle nicht sieht hat hinterm Steuer nix verloren.Punkt.