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Kitzingen
Wieder keine Ordensverleihung: Markus Söder im dritten Schlappmaul-Jahr
Freitags-Fragen: Was bedeutet die Absage der närrischen Zeit für die Kitzinger Karnevalsgesellschaft? Fragen an Bertram Dehn, Geschäftsführer der Narren.
Bertram Dehn bei einem Auftritt in der Bütt als 'Vogelsberger Bauer' im Jahr 2019.
Foto: Hans Will | Bertram Dehn bei einem Auftritt in der Bütt als "Vogelsberger Bauer" im Jahr 2019.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:35 Uhr

Bertram Dehn ist gebürtiger Mittelhesse und stammt aus der Fastnachtshochburg Herbstein. Nach einem Auslandsaufenthalt in Irland lebt er nun seit zehn Jahren in Kitzingen. Seit sechs Jahren gehört er dem Elferrat an und seit fünf Jahren dem Präsidium der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG), aktuell ist er Geschäftsführers der Vereinigung.

Frage: Wie sehr schmerzt die erneute Absage des Karnevals?

Bertram Dehn: Nach dem Hoffnung weckenden Verlauf der Pandemie über den Sommer 2021 hat man sich wieder in die Planung der kommenden Session gestürzt. Die Vorfreude war allenthalben zu spüren und wurde dann jäh beendet mit dem Entschluss, die bisher geplanten Veranstaltungen der KiKaG in der Session 2021/22 zum Schutz unserer Mitglieder, Aktiven und Gäste, abzusagen. Die Enttäuschung sitzt dementsprechend tief. Allerdings versuchen wir immer noch, uns gegen eine komplette Aussetzung der Session zu wehren. Wir behalten die Veränderungen der kommenden Wochen im Auge und prüfen, was möglich ist und welche Alternativen wir für unsere Karnevalisten anbieten können.

Am 11.11. waren alle noch zuversichtlich – was ist dann passiert?

Dehn: Bis kurz nach unserem Ordenskommers am 13. November haben wir versucht, an der aufkeimenden Hoffnung auf eine karnevalistische Session '22 festzuhalten, wofür wir Lob und Kritik gleichermaßen einstecken durften. Mit der sich zuspitzenden Pandemie Ende November und den neuen unberechenbaren Auswirkungen durch neue Corona-Varianten war dann aber bis Mitte Dezember alle Zuversicht auf eine halbwegs normale Durchführung der Session der Unsicherheit und wohl auch der Vernunft gewichen.

Wie enttäuscht waren die Mitglieder?

Dehn: Die Enttäuschung ist natürlich vorhanden und spürbar. Aber in gleichem Maße auch das Verständnis für diesen Schritt.

Welche Auswirkungen befürchten Sie? Etwa für die Motivation?

Dehn: Ich halte es für denkbar, dass sich Aktive durch längere erzwungene Trainingspausen andere Beschäftigungsfelder suchen oder ganz die Motivation verlieren. Auch die Heranführung des Nachwuchses kann nicht auf normale Weise betrieben werden. Diese Auswirkungen werden wir in den kommenden Jahren dann live beobachten können und zu spüren bekommen.

Gab es Austritte?

Dehn: Bezüglich der Gesamtzahl der Mitglieder verzeichnen wir bisher keine Austrittszahlen die über das normale Grundrauschen hinausgehen würden. Wir hoffen natürlich, dass uns unsere Mitglieder auch trotz Pandemie und Zwangspause gewogen bleiben.

Welchen organisatorischen Aufwand bring eine solche Absage mit sich?

Dehn: In erster Linie mal die Information aller Beteiligten, seien es Mitglieder, Künstler, Aktive oder die Öffentlichkeit. Dies geht mit viel Schriftverkehr und persönlichem Gespräch einher, um eingegangene Verträge und Abmachungen zu ändern oder abzusagen. 

Was ist mit dem Landkreis-Faschingsumzug?

Dehn: Dettelbach, als Ausrichter des Landkreis-Faschingsumzugs, hat diesen bereits offiziell abgesagt. Bisher ist mir auch nicht bekannt, dass ein anderer Verein in diese Lücke springen möchte.

Wäre ein späterer Termin für den Umzug denkbar?

Dehn: Generell halte ich einen späteren Termin für einen Faschingsumzug für denkbar. Aber wie sagt man immer so schön: alles zu seiner Zeit. Die Tradition besagt, dass ein Karnevals-Umzug in der Karnevals-Zeit stattfindet. Ein Umzug im Sommer würde sich ähnlich deplatziert anfühlen wie ein sommerlicher Christkindlesmarkt.

Wie kann man in den nächsten Wochen vielleicht alternativ närrisch sein?

Dehn: Wir hoffen, dass die pandemische Lage es zumindest kleineren karnevalistischen Gruppen erlaubt, in privatem Umfeld zu feiern. Wie eingangs erwähnt, erörtern auch wir Alternativen, um den Frohsinn nicht gänzlich aufzugeben – und wie wir die Kitzinger Narren daran teilhaben lassen können.

Was ist mit der Schlappmaulorden-Verleihung?

Dehn: Die Verleihung des 37. Schlappmaulordens an Luise Kinseher wird leider um ein Jahr aufgeschoben werden müssen und findet am 20. Februar 2023 statt.

Wie haben das alte und das neue Schlappmaul reagiert?

Dehn: Als Künstlerin weiß Luise Kinseher um die Schwierigkeiten der aktuellen Situation. Sie hat mit viel Verständnis reagiert und freut sich nach wie vor auf diese Auszeichnung. Auch Markus Söder, der nach der Absage der Session 2020/21 ja schon Erfahrung mit dieser Situation sammeln durfte, reagierte mit Verständnis. Er wird hoffentlich als einziger Ordensträger in die Chronik eingehen, der drei Jahre gebraucht hat, seinen Titel weiterzugeben.

Ihre Befürchtung, wenn es nächstes Jahr auch nicht besser wird…

Dehn: Davon gehen wir nicht aus. Auch wenn wir ein weiteres Jahr mit neuen Varianten bekommen sollten, sollte sich doch nach so langer Zeit eine gewisse Normalität im Umgang mit dem Virus etablieren, ähnlich zu den bekannten Grippe-Viren.

Wie tröstet man sich als Kitzinger Narr?

Dehn: Mit viel Vorfreude auf das, was im Februar möglich sein wird, auf die kleinen Alternativen, die man für sich selber starten kann, und die Hoffnung auf eine schrittweise Normalisierung der Lage.

 
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