
Kommt Kitzingen trocken daher oder fruchtig? Seidig? Samtig? Oder gar mollig? In einer historischen Weinhandelsstadt muss man sich so etwas fragen - zumindest wenn man Image-Weine kreieren will. Was bei den Überlegungen – und fünf ausgiebigen Verkostungen – des Stadtmarketing-Teams herausgekommen ist? Drei Weine und ein Secco, die auffallen.
Olaf Stintzing leitet die Winzerhalle im Kitzinger Gewerbegebiet ConneKT. Der Stadtmarketing-Verein hatte ihn beziehungsweise die Weinkellerei von Thorsten Klein mit der Aufgabe betraut, drei typisch Kitzinger Sommerweine und einen Secco auszubauen. Doch wie schmeckt Kitzingen eigentlich? Katrin Weber und Frank Gimperlein vom Stadtmarketing-Verein machten sich die Antwort auf diese Frage nicht leicht - ebenso wenig wie Diplom-Oenologe Stintzing, Thorsten Klein und die namensgebende Kitzinger Symbolfigur, der Hofrat in Person von Walter Vierrether.
"Wir haben intensiv verkostet – und zwar immer blind. Das heißt, wir wussten nicht, welche Rebsorten von welchen Weingütern wir im Glas hatten", blickt Katrin Weber auf die vergangenen Monate zurück. "Wir haben viel diskutiert. Sehr spannend war das."
"Cuvées sind die kreative Kür beim Weinmachen"
Klar war im Voraus: Der neue Kitzinger Image-Wein namens "Der Hofrat" wird eine Cuvée. "Cuvées haben in Deutschland oft noch den Ruf, irgendwelche Verschnitte zu sein. Das ist aber falsch", stellt Kellermeister Stintzing fest. So sei der berühmte Bordeaux, der zu den teuersten Weinen der Welt zählt, ja auch eine Cuvée. "In Frankreich und in der neuen Welt weiß man längst: Cuvées sind die kreative Kür beim Weinmachen."

Für die Kitzinger Cuvées, deren Rebsäfte aus der Großlage Kitzinger Hofrat stammen, habe man intensiv an der Rezeptur getüftelt, Mengen geändert, wieder probiert. Das Ergebnis beschreibt Stadtmarketing-Chef Frank Gimperlein so: "Lässige Weine, aromatisch, elegant, einfach super für unbeschwerten Genuss an einem schönen Sommerabend."
Kellermeister Olaf Stintzing ergänzt: "Die rote Cuvée ist eine Art fränkischer Primitivo, schön mollig, die weiße ist sehr aromatisch und geht in die Silvaner-Richtung, ist aber nicht zu trocken." Der Rotling besteht aus zwei Weinsorten, lagerte nicht allzu lange auf der Maische und wurde relativ kühl vergoren, was ihm einen locker-leicht-fruchtigen Charakter verleiht. Wer es eher prickelnd mag, den soll der neue Kitzinger Hofrats-Secco glücklich machen.
Etikett: Tradition mit frischen Farben und modernem Touch
"Wir wollen nicht den Kitzinger Hofrat als Person, sondern die historische Weinlage Kitzinger Hofrat präsentieren", macht Frank Gimperlein deutlich. Aus diesem Grund zeige das Flaschenetikett die Symbolfigur jeweils mit einer frech designten Augenbinde. "Michi Wittstadt hat das Etikett für uns kreiert. Es verbindet Tradition mit frischen Farben – pink, hellrot, hellgrün – und modernem Touch."
Wichtig ist es Gimperlein zu betonten, dass der Stadtmarketing-Verein keinem Weingut Konkurrenz machen möchte. Im Gegenteil: "Wir finden, der Kitzinger Hofrats-Wein ist ein Produkt, das uns einfach noch gefehlt hat."