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Kitzingen
Bessere Anbindung auf Abruf: Wie funktioniert bei Bussen On-Demand-Verkehr, Herr Albert?
Freitags-Fragen: Im Landkreis setzt man künftig auch auf Rufbusse. Wie es funktioniert – und was eigentlich mit der Mainschlafenbahn ist.
Nicht überall im Landkreis lohnen sich feste Buslinien – deshalb sollen am kommenden Mai so genannte Rufbusse fahren.
Foto: Andreas Brachs | Nicht überall im Landkreis lohnen sich feste Buslinien – deshalb sollen am kommenden Mai so genannte Rufbusse fahren.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:18 Uhr

Frank Albert ist seit 2021 ÖPNV-Chef am Kitzinger Landratsamt. Derzeit bereitet der Sachgebietsleiter für Wirtschaftsförderung, Tourismus, ÖPNV und BNE ein neues Angebot vor: Im kommenden Jahr soll es erstmals Rufbusse geben. In den Freitags-Fragen sagt er, was es damit auf sich hat. Und er nennt einen Termin, wann die Anbindung der Mainschleifenbahn an das DB-Netz endlich klappen könnte.

Frage: Demnächst startet ein neuer On-Demand-Verkehr im Landkreis – was hat es damit auf sich?

Frank Albert: Der Landkreis Kitzingen wird eine alternative Bedienform im ÖPNV im nordöstlichen Landkreisgebiet zusammen mit dem Landkreis Schweinfurt einführen. On-Demand-Verkehre sind Bedarfsverkehre, landläufig auch Rufbusse genannt. Damit wollen wir versuchen, bestehende Lücken in der ÖPNV-Buslinienbedienung zu schließen und eine Anbindung an die Hauptbuslinien zu schaffen. Unterschied des On-Demand-Verkehrs zum regulären Linienverkehr ist, dass eine linienunabhängige Bedienung möglich wird und damit neue Verbindungsmöglichkeiten eröffnet werden.

Frank Albert, seit Januar 2021 ÖPNV-Chef im Landratsamt Kitzingen.
Foto: Marcel Gränz | Frank Albert, seit Januar 2021 ÖPNV-Chef im Landratsamt Kitzingen.
Wie funktioniert's genau?

Albert: Der Fahrgast wendet sich per Telefon oder App an einen Dispositionsdienstleister, der den jeweiligen Fahrtwunsch entgegennimmt. Dort wird geprüft, ob auf der vom Fahrgast gewünschten Fahrt vom Start zum Zielort eine alternative Beförderungsmöglichkeit im bestehenden Linienbusverkehr innerhalb eines zumutbaren Zeitfensters möglich ist oder nicht. Ist dies nicht der Fall, wird der Fahrtauftrag an den Fahrdienst weitergegeben und der Fahrgast erhält eine Bestätigung, wann die gebuchte Fahrt angetreten werden kann.

Wann startet das Ganze?

Albert: Geplanter Starttermin ist der 1. Mai kommenden Jahres.

Wo werden die Rufbusse angeboten?

Albert: Während des Projektzeitraums von fünf Jahren findet die Bedienung nur im nordöstlichen Landkreis Kitzingen und im südlichen Landkreis Schweinfurt statt. Im Landkreis Kitzingen einbezogene Gemeinden sind Volkach, Wiesentheid, Prichsenstadt, Geiselwind, Abtswind, Castell sowie Rüdenhausen. Hinzu kommen die jeweiligen Stadt- bzw. Gemeindeteile dieser Kommunen.

Was versprechen Sie sich davon?

Albert: Eine getaktete Linienbedienung bis in die ländlichsten Bereiche unseres Landkreises hinein macht aufgrund der leider oftmals sehr geringen Fahrgastzahlen außerhalb der Zeiten der Schülerbeförderung wirtschaftlich nur wenig Sinn. Hier sehen wir uns leider sehr häufig dem Vorwurf ausgesetzt, dass leere Linienbusse durch „die Gegend fahren“. Mit dem On-Demand-Verkehr können wir hier eine für unsere Fahrgäste wesentlich kleingliedrigere und flexiblere Beförderungsmöglichkeit schaffen, die nur dann zum Einsatz kommt, wenn sie wirklich gebraucht wird und sonst keine Alternativen bestehen. Auch sind diese Lösungen wirtschaftlicher als ein fest getaktetes Angebot in dünner besiedelten Regionen.

Themawechsel: Wie ist der Stand der Dinge bei der Mainschleifenbahn?

Albert: Ein Generalplaner wurde beauftragt, mit der Planung und einer ersten Kostenschätzung zu beginnen. Aktuell werden unter anderem ein gleisgeometrisches Maß genommen, die Substanz der Bauwerke und der Gleisanlage sowie der Baugrund untersucht. Daneben werden die Bahnhaltepunkte Astheim, Escherndorf, Eisenheim und Prosselsheim neu geplant, so, dass diese den Anforderungen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft – kurz BEG – entsprechen. Auch wurde bereits ein Fachbüro beauftragt, die Auswirkungen auf Umwelt, Schall und Erschütterung zu untersuchen. Darüber hinaus wurde ein Fachbüro beauftragt, eine Nutzen-Kosten-Untersuchung durchzuführen. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist ausschlaggebend, ob eine Förderung möglich ist. Ohne diese Fördermittel ist eine wirtschaftliche Reaktivierung der Strecke kaum möglich.

An der  Strecke der Mainschleifenbahn wird schon jetzt regelmäßig gearbeitet. Wenn alles läuft wie geplant, ist die Strecke von Volkach nach Würzburg ab Ende 2027  Teil des ÖPNV. 
Foto: IG Mainschleifenbahn | An der  Strecke der Mainschleifenbahn wird schon jetzt regelmäßig gearbeitet. Wenn alles läuft wie geplant, ist die Strecke von Volkach nach Würzburg ab Ende 2027  Teil des ÖPNV. 
Was macht es so kompliziert?

Albert: Es sind unfassbar viele Abstimmungen mit den verschiedensten Stellen nötig. Ein solches Vorhaben ist deutlich komplexer, als es sich für einen Außenstehenden darstellt. Ich will das an einigen Beispielen erläutern: Für den Einbau einer Weiche am Haltepunkt Seligenstadt ist eine Sperrpause der Strecke Würzburg-Bamberg notwendig, um hier Arbeiten am Gleis zu ermöglichen. Diese Sperrpausen sind bis Februar 2023 anzumelden, um Arbeiten im Jahr 2027 vorzunehmen. Sie müssen also bereits Anfang 2023 genau wissen, welche Baumaßnahmen und zu welchem Zeitpunkt 2027 durchgeführt werden.

Wir trauen uns kaum, nach einem weiteren Beispiel zu fragen...

Albert: Nehmen wir die Ortsumgehung Prosselsheim, die eng mit der Reaktivierung der Schienenstrecke für den Personenverkehr verknüpft ist. Kommt es hier zu Verzögerungen bei einem der Projekte, können die Haltepunkte Escherndorf und Eisenheim von der Bevölkerung nicht angefahren werden, da die Zuführungen noch nicht fertig sind. Daneben sind mögliche Auswirkungen auf die Umwelt genau zu untersuchen. So verläuft die Strecke im Landschaftsschutzgebiet Volkacher Mainschleife, an einem Naturschutzgebiet, einem FFH-Gebiet, einem Vogelschutzgebiet sowie in einem Wasserschutzgebiet Zone 3. Dort lebende Tierarten und deren Habitate sind ebenfalls zu berücksichtigen.

Bis wann könnte die Anbindung gelingen?

Albert: Eine Inbetriebnahme der Strecke Volkach-Astheim über Seligenstadt nach Würzburg für den Schienenpersonenverkehr ist realistisch zum Fahrplanwechsel Dezember 2027. Mit diesem Termin planen wir auch. Ab diesem Zeitpunkt werden auch der ÖPNV auf die Schienenstrecke abgestimmt. Sprich zur Inbetriebnahme sind Parallelverkehre mit dem Bus einzustellen und auf die Taktung der Schienenstrecke auszurichten.

 
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Kommentare
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  • B. S.
    Die Frage der Bezahlbarkeit wird uns bald einholen. Die öffentlichen Haushalte stehen kurz vor dem Kollaps .
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  • A. R.
    Den Rufbus per App buchen zu können wünsche ich mir auch für den restlichen Landkreis.
    Im Kitzinger Stadtverkehr sowie auf den vorhandenen Buslinien in den Abendstunden.
    Die Telefonate mit dem Taxistand sind jedes mal ein Abenteuer.
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    • Antworten