Wie sich die Zeiten ändern können, zeigt sich gerade eindrucksvoll auf dem Kapellenberg in Marktbreit. Dort steht eine kleine Kapelle, die in der Denkmalliste als "Kapellenruine St. Moritz" geführt wird. Erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1324. Aus dem Jahr 1510 stammen die Umfassungsmauern. 1844 folgte eine Renovierung, danach verfiel die Kapelle wieder zur Ruine. Wiederaufbau 1936 und Umgestaltung zur Kriegergedächtnisstätte des damaligen Bezirks Kitzingen.
Seit November 1951 trägt die kleine Kapelle den sperrigen Namen Kreiskriegergedächtnisstätte. So richtig anfreunden konnte und wollte man sich lange Zeit damit nicht – im Gegenteil. Das liegt zum einen am Konstrukt: Grund und Boden gehört der Stadt Marktbreit, für den Unterhalt ist dagegen der Landkreis zuständig.
2001 versuchte der Landkreis aus der unliebsamen Nummer rauszukommen: Der Kreistag sprach sich dafür aus, das Thema zu beenden und die Gedächtnisstätte in die Obhut der Stadt zu übergehen. Der Plan ging nicht auf: Marktbreit lehnte dankend ab, der Landkreis blieb auf der Kreiskriegergedächtnisstätte sitzen.
Gut 20 Jahre später. Die Zeitenwende Nummer eins kommt in Form eines aktuellen Antrages im Kulturausschuss des Landkreises daher. Freie Wähler, FDP, BP und USW würden der Kapelle gerne einen neuen, zeitgemäßen Sinn geben. Vergessen die Zeit, als man sich am liebsten von dem kleinen Denkmal in Marktbreit getrennt hätte. Jetzt ist eher das Gegenteil der Fall: Man bekennt sich zu dem Denkmal, will es aufwerten und in eine neue Zeit führen.
Ein Zuhause für den Frieden im Landkreis Kitzingen
Zeitenwende Nummer zwei betrifft das, was die Gedenkstätte darstellt. Kreiskriegergedächtnisstätte – der Name war seit jeher schwierig, jetzt soll er schleunigst weg. Die Kapelle soll künftig Friedensdenkmal heißen. Statt ausschließlich an die Millionen Toten durch die Weltkriege zu erinnern, soll die Aufgabe der Kapelle nun umfassender werden: Ein Mahnmal gegen Gewalt und Krieg, gegen Diskriminierung und Rassismus, gegen Terror und Hass und Extremismus. Ein Fingerzeig der Demokratie. Vor allem aber soll das Friedensmal – nicht zuletzt aufgeschreckt durch den Krieg in der Ukraine – "immer zur Friedensarbeit aufrufen und mahnen", wie es in dem Antrag heißt.
Die Idee, die es schon immer einmal wieder gab, scheint nun genau die richtige Zeit für die Umsetzung gefunden zu haben. Sowohl die angefragten Kreisheimatpfleger als auch das gesamte Gremium signalisierten, dass der Schritt jetzt vollzogen werden sollte.
Deshalb will man jetzt Nägel mit Köpfen machen: Zum einen gilt es, sich mit der Stadt Marktbreit auf ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen. Zum anderen soll im kommenden Jahr Geld bereitgestellt werden, um sowohl die Planung als auch eine künstlerische Gestaltung angehen zu können – auf dass der Frieden bald ein Zuhause im Landkreis Kitzingen findet.