
Eine Drohne, die knapp über dem Wasser schwebt. Ein gut einen Meter langes Modellboot mit drei Rümpfen, das im Altmain dümpelt. Und am Ufer eine Person, die auf einem Campingtisch einen Computer aufgebaut hat. Solch eine Situation kann man jetzt häufiger am ehemaligen Wasserübungsplatz der Bundeswehr bei Astheim sehen. Doch mit militärischen Taktiken hat das nichts zu tun, wenngleich hier eine andere, technisch hochmoderne Einheit ihre ersten Übungen absolviert: Sie vermisst den Altmain.
Mitarbeiter des Wasserstraßen-und Schifffahrtsamtes Schweinfurt – Außenstelle Volkach- arbeiten mit einer neuen Messtechnik, um den Durch- und Abfluss des Altmains exakt zu bestimmen beziehungsweise vorauszusehen. Außenbezirksleiter Arnold Bitterlich erläutert: "Dies ist einer von vielen wichtigen Punkten, um den Altmain in seiner ursprünglichen Form zu erhalten, so zum Beispiel auch, dass er im Hochsommer nicht austrocknen kann."

Dazu bedient sich das Amt der neuesten technischen Errungenschaft, die ihren Ursprung vor Jahren in den USA fand: Ein circa 20 Kilo schweres und ein Meter langes Kunststoffboot mit einem Hauptrumpf und zwei ausschiebbaren Außenrümpfen. Im Fachjargon "Triamaran" genannt. Gesteuert wird es über zwei elektrische Hochleistungsantriebe. Herzstück ist ein handtellergroßer Messkopf, der mit vier Ultraschallköpfen ausgestattet ist. Diese welche in allen Richtungen und Tiefen selbst bei trübsten Wassereigenschaften exakte Messdaten liefern.
Fließgeschwindigkeit wird genau bestimmt
Das sind neben Wassertiefe, Untiefen, Uferbeschaffenheit auch die Bestimmung der Fließgeschwindigkeit des Flusses. "Durchflussmessung" nennt man so etwas, erklärt der Diplom-Ingenieur Bitterlich. Alle Daten werden per Bluetooth an einen Laptop mit besonderem Auswertungsprogramm weitergeleitet.

Um hierzu immer den exakten Standort des Bootes zu haben, kommt nun noch eine Drohne zum Einsatz, die per Bildübertragung die Bewegungen des Bootes genau verfolgt. "Ich kann die Drohne am anderen Ufer der Messstelle in bestimmter Höhe einparken. Das heißt, sie bleibt gemäß Programmvorgabe genau an einem Punkt stehen, so dass ich die Bewegungen und Standorte des Bootes dokumentieren kann", erklärt Alexander Baumgartl, Mitarbeiter des Schifffahrtsamtes. Er ist sowohl als Drohenpilot als auch als Bootsführer ausgebildet worden.
Sämtliche Messergebnisse wertet der Hydrologe Jörg Schackel aus. Er ist der Gewässerkundler im Schweinfurter Amt – und begeistert von dem neuen Messboot und der innovativen Technik. "In ganz Deutschland ist dies das erste Boot in dieser Form. Klein, handlich und auch bei extremen Bedingungen perfekt steuerbar", schwärmt er. Die Kosten hierfür schätzt er im "mittleren fünfstelligen Bereich" .
Noch sind es Übungseinsätze, die er vom Ufer aus mit seinem Laptop leitet. Das Team mit dem Piloten und Steuermann sowie dem Hydrologen hat sich aber schon gut zusammengefunden. "So etwa drei Mann werden zukünftig bei uns für die Anwendung verantwortlich sein", meint Außenbezirksleiter Bitterlich.

Er berichtet, wie früher die Gewässerkunde betrieben wurde: Das Verfahren war erheblich aufwendiger und gefährlicher. Über den Fluss wurde ein Peildraht gezogen, an dem alle zwei bis drei Meter ein Knoten angebracht war. Daran zog man sich mit einem kleinen Boot, einem Nachen, entlang und steckte an den Markierungen eine Peilstange (Messflügel) ins Wasser. Daran war unten ein Propeller angebracht, der in verschiedenen Tiefen die Strömung berechnete. Alle Daten wurden per Hand aufgezeichnet.
Großer Aufwand an Personal und Zeit
"Diese Messung hat einen großen Aufwand an Vorplanung, Personal und Zeit gekostet" sagt Bitterlich. "Heute kann man relativ ad hoc rausgehen und die Messung mit zwei oder drei Mann durchführen."
Dass seine Behörde auch Sinn für Humor haben kann beweist die Namensgebung für das Schiff: Da es sich um ein "Q-Boot" ( also "Q" für den physikalischen Begriff "Durchfluss") handelt, wurde es kurzerhand "MeeQ" getauft.
