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Kitzingen
Irrsinn bei der Pfandrückgabe: Wenn ein Hamburger Bierkasten in Franken Probleme macht
Weichhans Wochenrückblick: Der Kitzinger B8-Stau hat endlich einen Namen. Wie ein Ärgernis namens Herr Holsten zum Beifahrer wird. Und was Bierruhe wirklich bedeutet.
Irrsinn bei der Pfandrückgabe: Wenn ein Hamburger Bierkasten in Franken Probleme macht
Foto: Foto Angie Wolf, Collage MP
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 10.04.2025 02:38 Uhr

Nein, wir reden heute nicht schon wieder über den Kitzinger B8-Dauerstau. Auch wenn es Spannendes zu berichten gäbe. Der Stau hat nämlich mittlerweile einen Namen: der Dimido-Stau. Das ist die Abkürzung für Dienstag-Mittwoch-Donnerstag-Stau.

Es ist nämlich so: Komischerweise fahren an diesen drei Tagen viele Autos und Laster von der Autobahn ab, um die dortigen Baustellen zu umgehen. Was das bringt? Warum das so ist? Gibt es ein geheimes Kommando? Und wo ist das Kommando am Montag und Freitag? Hat es da frei?

Bei der Pfandrückgabe nähern wir uns der Steinzeit

Zum Glück gibt es ja nicht nur den Kitzinger B8-Wahnsinn. Der Irrsinn lauert überall. Etwa bei der Pfandrückgabe. Da nähern wir uns wieder der Steinzeit. Das weiß ich seit meiner persönlichen Rückgabe-Odyssee. Mehrere Monate schon fahre ich einen leeren Kasten Bier durch die Gegend. 

Der Kasten kam über gewisse Umwege als Gewinn einer Wette zu mir. Direkt aus dem hohen Norden. Ein Hamburger. Ich nenne ihn Herrn Holsten. Wirklich alles habe ich versucht, den leeren Kasten loszuwerden. Erst im Supermarkt. Dann im Getränkegroßmarkt. Keine Chance. Immer der gleiche Spruch: "Das Bier verkaufen wir hier nicht – deshalb nehmen wir auch das Leergut nicht."

Anketten und Hungerstreik – nichts hilft

Es war nichts zu machen. Ich habe geschrien. Ich habe mich in den Staub geworfen und mit den Fäusten auf den Boden getrommelt. Ich habe mich im Kassenbereich angekettet und mit Hungerstreik gedroht. Half alles nichts. Herr Holsten blieb bei mir.

Wenn die Pfandrückgabe zum Problem wird: Ein Bierkasten aus Hamburg wird in Süddeutschland nicht automatisch zurückgenommen. 
Foto: Christian Charisius, dpa | Wenn die Pfandrückgabe zum Problem wird: Ein Bierkasten aus Hamburg wird in Süddeutschland nicht automatisch zurückgenommen. 

Damit der Kasten nicht so alleine ist, holte ich ihn irgendwann aus dem Kofferraum. Seither sitzt er auf dem Beifahrersitz. Angeschnallt, versteht sich. Wir fingen an, uns anzufreunden. Tauschten uns aus. So von Flasche zu Flaschen. Redeten über dies und das und jenes. Über Bierfässer ohne Boden. Und darüber, wie man ein Bierfass aufmacht und was es zum Überlaufen bringt. Manchmal war bei uns auch Hopfen und Malz verloren, dann schwiegen wir einfach. Bierruhe eben. 

Mein Freund, der Bierkasten

Erschüttern kann unsere Freundschaft aber nicht. Holsten und ich, da passt kein Bierdeckel dazwischen. Ein Freund des Hauses. Zwischendurch war ich sogar in der Heimat meines neuen Kumpels. Ich brachte es aber nicht übers Herz, Herr Holsten dort zu lassen. Klar, wir streiten manchmal. Dann sage ich zu ihm: "Du bist doch nur Leergut!" Und bereue es sofort. Neben einem Kasten Bier ist es immer gut, die Hopfnung nicht aufzugeben. 

Herr Holsten gehört nun endgültig zur Familie. Dem irren Bierkästenpfandrückgabesystem sei Dank. Wenn mich demnächst die Polizei anhalten sollte und verwundert schaut, wer sich da auf dem Beifahrersitz breit gemacht hat, werde ich tapfer in der Röhrchen pusten. Um danach atemlos den Ordnungshütern zuzuraunen: Das ist Herr Holsten – und der ist wirklich nicht ihr Bier!

 
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Kommentare
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  • Norbert Meyer
    MoDiMiDoFreSaSo (Montag,Dienstag,Mittwoch,Donnerstag,Freitag,Samstag,Sonntag = STAU)
    So muss es heissen. Ansonsten wart Ihr nicht in Kitzingen oder habt die andere Zeit geschlafen.
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