
Wer den Schaden hat, soll auch noch dafür bezahlen. So ist es Tradition beim Maibaum-Klau. Von der bestohlenen Gemeinde wird eine Auslöse für den meist bunt geschmückten Baum verlangt.
Manchmal wird dieser Brauch missverstanden und der Maibaum abgesägt. Vielmehr gilt es, in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai im Schutz der Dunkelheit dem Nachbarort die geschmückte Birke zu entführen. Ein Blick ins Archiv zeigt: Immer wieder kam und kommt es zu dreisten Diebstählen. Eine Auswahl der spektakulärsten Aktionen rund um den Maibaum.
1. Landkreis Kitzingen: Als die Gerlachshäuser keine Auslöse zahlten
Es war im Jahr 2009. In Gerlachshausen wurde der Maibaum bereits am 29. Mai gefällt und im Feuerwehrhaus versteckt. Jugendlichen aus Sommerach gelang es, ihn unbemerkt auf die Weininsel zu transportieren. Sie hinterließen das übliche Auslöse-Schreiben. Doch es kam keine Antwort. Die Sommeracher zogen daraufhin einen Abend später los, um ihren eigenen Baum zu fällen – dummerweise auf Gerlachshäuser Gebiet. Sie wurden ertappt. Die Gerlachshäuser forderten den Baum und nahmen die Birke mit.
Die Sommeracher fällten einen weiteren Baum und nahmen den geklauten Gerlachhäuser Baum mit zum Festplatz. Nicht jedoch, um zwei Bäume aufzustellen. Vielmehr wurde die geklaute Birke zersägt. Die Krone brachten sie nach Gerlachshausen – als Hinweis auf die ausgebliebene Auslöse.
2. Landkreis Würzburg: Als die Erlabrunner ihren Maibaum gar nicht haben wollten
2017 trug sich folgender Beinahe-Reinfall zu. Der Erlabrunner Maibaum wurde nach Zell entführt. „Wir haben ihn!“ stand auf dem Zettel. Gegen eine Auslöse von fünf Kilogramm Leberkäse, 50 Erlabrunner Brötchen und eine Auswahl heimischer Weine könne der Maibaum am Feuerwehrhaus in Zell abgeholt werden.
Doch die Erlabrunner dachten gar nicht daran: „Behaltet ihn doch!“, lautete ihre Antwort und holten aus zur Retourkutsche: Wenn die Zeller fünf Kilo Leberkäs und 50 Kopf mitbrächten, dürften sie den Baum nach Erlabrunn bringen. Der Bürgermeister glättete schließlich die Wogen. Er telefonierte mit den Zellern und versprach eine Wegzehrung, wenn sie den Baum zurückbringen. So kam es.
3. Landkreis Rhön-Grabfeld: Als der Maibaum-Klau in Salz gründlich schief ging

2018 ließen sich die Feuerwehrleute aus Salz und Mitglieder des Rhönklub-Zweigvereins etwas einfallen, damit die Jugendlichen aus Strahlungen dieses Mal keinen Erfolg beim Maibaum-Klau hatten. Sie rieben den alten Baum mit Fett ein und deponierten ihn auf dem Bauhof-Gelände. Den neuen Maibaum dagegen versteckten sie im Hof eines Sälzers und bewachten ihn die ganze Nacht. Eine zweite Gruppe versteckte sich in Sichtweite des Bauhofs, um die Jugendlichen aus Strahlungen beim Klau des falschen und eingefetteten Baums zu beobachten. So kam es.
Sie bemerkten, dass man ihnen einen Streich gespielt hatte und starteten neu, fuhren nach Salz, um den neuen Baum zu klauen - tagsüber. Das ging gründlich schief. Der Baum fiel auf die Straße und wurde beschädigt. Die Sälzer riefen die Polizei. Als Strafe fiel gnädig aus: eine Bier-Spende und die Beseitigung der Schäden am Baum.
4. Landkreis Main-Spessart: Als ein Pater als Buße ein Bierfass nach Rettersbach tragen musste
Ein Kapuzinerpater aus Kloster Mariabuchen bei Lohr war 2018 überzeugt, ihm sei ein Coup gelungen. Unbemerkt sägte er um 23 Uhr in dem kleinen Ort Rettersbach den Maibaum ab. Dies schrieb er an die Redaktion. Ihm war nicht klar: Das gilt als Sachbeschädigung. Reumütig legte der Pater einen Tag später im Gottesdienst in Mariabuchen vor versammelter Gemeinde die Beichte ab.
Hätte er seine Aktion nicht öffentlich eingestanden, wäre er nicht aufgeflogen. Als die Rettersbacher bemerkten, dass der Baum nachts am Boden lag, haben sie ihn wieder aufgestellt. Als sie von der Tat des Paters erfuhren, nahmen sie es mit Humor. Als Buße dachten sie sich für ihn aus: Er sollte noch im Mai ein 50-Liter-Fass Kreuzbergbier schultern und nach Rettersbach tragen.
5. Landkreis Schweinfurt: Als die Rügshofer den Maibaum-Brauch in Gerolzhofen retteten

2022 stand der Maibaum keine 24 Stunden auf dem Marktplatz in Gerolzhofen. Eine Kettensäge hatte ihn zu Fall gebracht. Seiner Krone war er auch noch beraubt worden – von den Dingolshäuser Kirchweihburschen. Auf die Idee, die Spitze des Baums mitzunehmen, seien die Kirchweihbuben gekommen, weil sie beim Fällen abgebrochen war, schrieben sie via Facebook, und verlangten Auslöse.
Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak äußerte, ebenfalls auf Facebook, seine Zweifel über Sinn und Zweck einer solchen Ablöse. Schließlich ersetze eine Baumspitze kaum den verloren gegangenen Baum. Die Rettung kam aus Rügshofen. Die Kirchweihburschen fällten nicht nur für ihren Ort, sondern auch für Gerolzhofen einen Maibaum. Dafür spendierte der Bürgermeister sechs Kästen Bier.