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VOLKACH
Weinpanscher-Fall: Verfahren eingestellt
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:39 Uhr
Die Staatsanwaltschaft Wiesbaden hat im sogenannten Weinpanscher-Fall ihre Ermittlungen gegen Paul Graf Schönborn, den Inhaber der Weingüter auf Schloss Hallburg in Volkach (Lkr. Kitzingen) und Hattenheim im Rheingau, eingestellt. Schönborn war in den Verdacht geraten, von illegalen Praktiken seines hessischen Betriebsleiters gewusst zu haben, gegen den seit etwa drei Jahren ermittelt wird.

Der Betriebsleiter hatte seinen Arbeitgeber mit Aussagen belastet, Schönborn habe von fragwürdigen Praktiken bei der Weinherstellung gewusst. Das Ermittlungsverfahren war deshalb auf ihn ausgedehnt worden. Es sei aber nun gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt worden, sagt Adolf Winkelmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiesbaden, auf Anfrage. Die Geldauflage betrug 35 000 Euro.

„Ich habe als Arbeitgeber Mitverantwortung übernommen, weil ich meine Mitarbeiter besser hätte kontrollieren müssen,“ so Schönborn im Fachblatt „Gourmetwelt“. „Ich bedauere die Vorgänge zutiefst und habe bei Bekanntwerden der Vorwürfe Konsequenzen gezogen.“ Dazu gehörte die Trennung von seinem hessischen Betriebsleiter Peter B.. Gegen den gehen die Ermittlungen ebenso weiter wie gegen den Chef der Gesamtverwaltung der Güter des Grafen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage.

In Wiesbaden hofft man, die Nachforschungen in der ersten Jahreshälfte zum Abschluss bringen zu können. Seit fast drei Jahren steht das Unternehmen im Verdacht zu Panschen und bei der Weinherstellung illegale Gefriertechnik zu verwenden. Schönborn betont, er habe von illegalen Praktiken bei der Weinherstellung nichts gewusst. Ein ehemaliger Beschäftigter, der mit ihm vor dem Landgericht Würzburg einen Rechtsstreit führt, behauptete das Gegenteil.

Weine dürfen nicht mehr verkauft werden

Paul Graf von Schönborn gehören im Rheingau 50 Hektar Weinberge. Darüber hinaus besitzt er in Franken weitere 30 Hektar Weinberge um Schloss Hallburg bei Volkach. Die Vorwürfe reichen vom klammheimlichen Transport fränkischen Weines ohne Begleitpapiere ins Rheingau bis zur Panscherei.

Schönborn musste 22 hessische Weine und drei fränkische vom Markt nehmen: „Drei Weine des Weingutes sollen unzulässigerweise mit einem Wein aus dem Rheingau verschnitten worden sein“, gab er auf der Hallburg in einer Pressekonferenz zu. Hessische Weine wurden auch mit Weinen anderer Anbaugebiete gepanscht. Außerdem soll der hessische Betriebsleiter Peter B. einen Kältekompressor bestellt und damit dem frisch geernteten Traubensaft Wasser entzogen und so die Weine künstlich verbessert haben.

Welche Motive seinen früheren Betriebsleiter "auch bewogen haben, so zu handeln, wie er gehandelt hat, kann ich nicht nachvollziehen," schreibt Paul Graf von Schönborn. Dies hinterlasse bei ihm "weiterhin ein großes Fragezeichen".

Mit einem neuen Führungsteam um Christian Valk will Schönborn das Weingut "in eine neue kreative Phase" steuern. Er verspricht, dort regelmäßig anwesend zu sein. Die Ermittlungen hätten Schloss Schonbörn "immens" geschadet, räumte Valk ein.

Schönborn will Vertrauen seiner Kunden zurückgewinnen und wieder Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) werden. Er ist Gründungsmitglied des Verbandes. Wegen der Ermittlungen ruht derzeit seine Mitgliedschaft.
 
 
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  • D. K.
    einfach unglaublich
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