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Volkach
Weinhotel: In zwei Monaten startet der Betrieb
Ein Besuch auf der Baustelle des von Nachbarn ungeliebten 208-Betten-Hauses zeigt: Alles wird sich um Frankenwein drehen. Und im Obergeschoss ist etwas Besonderes zu sehen.
Ausblick: Vom Balkon der Hotelzimmer aus präsentiert sich die Stadt Volkach vor der Kulisse der Weinberge an der Mainschleife.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Ausblick: Vom Balkon der Hotelzimmer aus präsentiert sich die Stadt Volkach vor der Kulisse der Weinberge an der Mainschleife.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:51 Uhr

Stellen Sie sich vor: Durch die Drehtür geht's ins Foyer. An der Decke hängt ein Lüster aus Weinflaschen – und eine Schaukel. Vorbei an der Rezeption kommt der Besucher in die Lounge mit Weinbar. Im Restaurant steht ein Traktor mit Tisch. Durch ein großes Fenster schaut der Gast in die Küche und den Köchen bei der Arbeit zu.

Während Peter Heidecker das beschreibt, glaubt der Zuhörer, dass der Oberbayer alles vor Augen hat. Doch tatsächlich ist das Weinhotel, das er am östlichen Stadtrand von Volkach (Lkr. Kitzingen), am Rand der Weinberge, errichten lässt, derzeit noch eine Baustelle. Statt entspannter Urlaubsgäste wuseln dort Bauarbeiter durcheinander. Grauer Estrich und Gipskarton regieren während des Ortstermins am Donnerstag das Blickfeld. Elektrokabel ragen aus Decken und Wänden.

Es gibt schon etliche Buchungen für die Hotel-Eröffnung

Schwer vorstellbar: Ende August möchte Bauherr Heidecker das betriebsfertige Hotel an die Sonnenhotel-Gruppe übergeben, die das Weinhotel führen wird. Zum 1. September sollen die ersten Gäste einziehen, "zumindest in die vorderen Zimmer, während im Hintergrund noch letzte Arbeiten abgeschlossen werden", ergänzt Heidecker. Und Carsten Hinz, der Hoteldirektor, bestätigt: Es gibt schon etliche Buchungen und Reservierungen für das Vier-Sterne-Tagungshotel, das 104 Zimmer mit 208 Betten sowie sechs Weinfass-Suiten hat.

Bauherr Peter Heidecker zeigt in einem Hotelzimmer die Schiebetür des Badezimmers. Das Bild stammt von Designerin Amelie Neureuther, der Schwester von Ex-Skirennfahrer Felix Neureuther. Diese hat für das Hotel verschiedene Motive mit Bezug zu Volkach entworfen (im Bild Maria im Weingarten).
Foto: THOMAS OBERMEIER | Bauherr Peter Heidecker zeigt in einem Hotelzimmer die Schiebetür des Badezimmers. Das Bild stammt von Designerin Amelie Neureuther, der Schwester von Ex-Skirennfahrer Felix Neureuther.

Für den 61-jährigen Heidecker aus Neubiberg bei München ist es nicht der erste Hotelbau, an dem er beteiligt ist. Doch erstmals hat er das gesamte Konzept eines Hotels selbst entworfen, vom Foyer mit der Schaukel bis hinauf in den 3. Stock, der Beauty-und-Wellness-Ebene mit Saunen und einem Schwimmbad, von dessen Außenbereich sich ein Traumblick über Volkach und die Mainschleife eröffnet.

Für den Bauherrn geht es um die Vermarktung des Weins

Als großes Motto über allem steht der Frankenwein. Diesen möglichst gut zu vermarkten, ist Heideckers Ziel. Ihm geht es dabei zuvorderst jedoch nicht um den Frankenwein an sich, sondern um seinen eigenen Wein. Denn das Weingut Römmert, gleich gegenüber dem Weinhotel, gehört ihm ebenfalls. Letztlich soll das Hotel, das ihn nach eigenen Angaben rund 23 Millionen Euro kostet, Besucher bringen, die vor Ort ihre Schoppen trinken – und am besten noch ein paar Kartons Wein mit nach Hause nehmen. Daraus macht der Bauherr gar keinen Hehl.

Im Obergeschoss wird der Spa- und Wellness-Bereich des Weinhotels untergebracht sein. Das Bild zeigt das künftige Schwimmbecken mit Außenbereich.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Im Obergeschoss wird der Spa- und Wellness-Bereich des Weinhotels untergebracht sein. Das Bild zeigt das künftige Schwimmbecken mit Außenbereich.

Dass andere Winzer und der Tourismus in Volkach und entlang der Manschleife ebenfalls davon profitieren werden, darüber ist Heidecker nicht böse. Im Gegenteil: Viele Winzer in der Umgebung hätten es seiner Aussage nach schon verstanden, dass beide Seiten davon profitieren können, wenn das Hotel zusätzliche Bettenkapazität in der Region schafft.

Nachbarn klagten mehrmals gegen den Hotelbau

Drei Nachbarn, die über die Straße hinweg jetzt auf den 100 Meter langen Hotelbau statt auf die Weinberge blicken, sind von dem Projekt weniger begeistert. Als Interessengemeinschaft Erlachhof hatten sie sich einen Anwalt genommen und gegen das Bauvorhaben geklagt. Dreimal zogen sie gegen den Bau vor Gericht – und dreimal verloren sei, zuletzt Ende Mai, als der Bau schon fast beendet war. Das Verwaltungsgericht in Würzburg hatte damals klargestellt, dass die Baugenehmigung für das Hotel rechtens ist.

Der aktuelle Anblick des neuen Weinhotels in Volkach, das Anfang September seinen Betrieb aufnehmen soll.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Der aktuelle Anblick des neuen Weinhotels in Volkach, das Anfang September seinen Betrieb aufnehmen soll.

Drei Schlappen – das reicht wohl fürs Erste. Die Kläger wollen daraufhin abwarten, wie sich der Hotelbetrieb anlässt und planen vorerst keine juristischen Schritte mehr, sagt einer der drei Nachbarn, Winfried Langer, auf Nachfrage dieser Redaktion. Sie haben jedoch weiter Zweifel, ob die Parkplätze – 20 in der Tiefgarage, 70 hinterm Hotel – auch dann ausreichen, wie der Bauherr versichert, wenn Hotel, Restaurant und Tagungsräume voll belegt sind. Und noch etwas möchte Langer erst mal in der Praxis erleben, bevor er sich entscheidet, ob er sich mit dem Hotel vor seiner Nase anfreunden kann: "Ich bin gespannt, wie das wird, wenn zwei Welten aufeinander stoßen: die städtischen Gäste und das Land."

Heidecker sieht wandernde Weinliebhaber

Peter Heidecker dagegen glaubt an seine Version vom Weinhotel: von Gästen, die die Ruhe am Rand der Weinberge genießen, die dort wandern und gerne Wein trinken. Urlaub in Deutschland boomt gerade, berichtet er, und vertraut auf die Touristiker vor Ort, die ihm, wie er es schildert, die Investition in Volkach von Anfang an schmackhaft gemacht haben.

 
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