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Kitzingen
Warum hier eine Zeichnung und kein Foto steht: Zum Tod des früheren Kitzinger Amtsrichters Friedemann Seelkopf
Von 1978 bis 2005 war Friedemann Seelkopf Strafrichter am Kitzinger Amtsgericht. Jetzt ist er gestorben. Nachruf auf einen Uneitlen, der dennoch eine Institution war.
Ein Porträt zum Abschied seiner Berufslaufbahn: So sah unser Zeichner den Kitzinger Strafrichter Friedemann Seelkopf im Jahr 2005.
Foto: Zeichnung Detlef  Zwirner | Ein Porträt zum Abschied seiner Berufslaufbahn: So sah unser Zeichner den Kitzinger Strafrichter Friedemann Seelkopf im Jahr 2005.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 21.12.2024 02:35 Uhr

Drei Jahrzehnte bestimmte er Kitzinger Justiz-Geschichte: Jetzt ist der ehemalige Richter Friedemann Seelkopf im Alter von 83 Jahren gestorben. Obwohl er eine Institution war, machte er um sich nie viel Aufhebens. Das ging soweit, dass er sich – als er Ende 2005 mit 65 Jahren in den Ruhestand ging – auf leisen Sohlen verabschieden wollte. Selbst einem Fotowunsch entzog er sich – was dazu führte, dass die Redaktion ein gemaltes Bild in Auftrag gab.

Dazu erschien ein Beitrag, der eine Hommage an den Mann war, der viele Jahrzehnte in Kitzingen Recht sprach und in seiner Heimatstadt  Justizgeschichte schrieb. 34 Jahre stand er im Dienst der Gerechtigkeit, davon 27 Jahre am Kitzinger Amtsgericht. Er verkörperte, was man gerne als "Original" oder "Institution" bezeichnet. 

Friedemann Seelkopf verließ 2005 seinen Platz am Kitzinger Amtsgericht. Ein Foto in der Zeitung wollte er nicht, aber er ließ sich porträtieren.
Foto: Zeichnung Detlef Zwirner | Friedemann Seelkopf verließ 2005 seinen Platz am Kitzinger Amtsgericht. Ein Foto in der Zeitung wollte er nicht, aber er ließ sich porträtieren.

Kam er in den Gerichtssaal, war gerne dieser Satz zu hören: "Bitte Platz zu nehmen oder zu behalten" – Autorität war bei ihm keine Frage der Etikette. Überhaupt war Seelkopf gerne pragmatisch. Drohte ein Prozess hanebüchen zu werden, griff er gerne deutlich ein. Dabei konnte er sich immer auf seine Menschenkenntnis verlassen, geschärft in drei Jahrzehnten.

Wurde es turbulent, kam nicht selten einer seiner berühmtesten Sprüche: "Wer mich beleidigt, bestimme ich!" Er hatte, so die Würdigung des damaligen Amtsgerichtsdirektors zum Abschied,  neben Augenmaß auch das Herz am rechten Fleck.

Seelkopfs Justiz-Laufbahn nahm 1971 ihren Anfang

Ins Arbeitsleben war er im September 1971 gestartet. Erste Stationen waren die Amtsgerichte in Karlstadt, Gerolzhofen und Ochsenfurt. Es folgten das Landgericht Hof und ab Ende 1973 die Staatsanwaltschaft Würzburg sowie 1975 die Schwurgerichtskammer Würzburg. Schließlich dann ab dem 1. Januar 1978 der Dienstantritt in Kitzingen – und der Beginn einer Ära.

Seelkopfs pragmatische Art tat zwischenzeitlich auch dem Kitzinger Stadtrat gut: Ein Leben lang SPD-Mitglied, agierte er Ende der 1990er-Jahre eine Periode als Stadtrat – einer der wenigen Ausnahmen, die ihn in die erste Reihe rückten. Und auch dort gab es einen Lieblingsspruch, wenn sich die Dinge mal wieder hinzogen: "Es ist schon alles gesagt, aber nicht von allen!"

Friedemann Seelkopf hinterlässt seine Frau und zwei Söhne. Nach schwerer Krankheit ist er am 19. November gestorben.

 
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  • Manfred Englert
    Ihren Worten, Herr Weichhan, kann ich mich anschließen.
    Es war immer eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Herrn Seelkopf gegeben.
    Leider gibt es viel zu wenige Richter dieses "Schlages"!
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