
Es war mittags, gegen 12 Uhr. "Auf einmal hat es ganz laut am Fenster geklopft. Jemand hat geschrien: 'Bei euch brennt's!'", erinnert sich Monika Hager. "Ich hab' rausgeschaut und Flammen gesehen, so hoch wie der Kirchturm."
Das Feuer wütete am 12. Oktober 2023 inmitten von Kaltensondheim, in der Hinteren Gasse 4, gleich neben der Kirche. Zwar blieben alle Anwohner unverletzt – aber für den Biebelrieder Ortsteil war es ein unliebsames Déjà-vu. Denn: Es war nicht das erste Feuer. Und auch nicht das erste, bei dem die Ursache ungeklärt blieb.
Denkmalgeschützter altfränkischer Vierkanthof
Die umliegenden Feuerwehren rückten im Oktober 2023 mit rund 90 Mann an und konnten verhindern, dass der Brand vom Nebengebäude auf das Haupthaus übergriff. Monika und Rudi Hager wurden Zeugen von intensiven Nachlöscharbeiten, vor allem im Bereich des Dachstuhls, in dem Stroh gelagert war.

"Das Dach unseres Nebengebäudes war komplett ausgebrannt", erinnert sich Monika Hager, die manch einem als Schauspielerin der Kitzinger Häckerbühne bekannt ist. "Die Feuerwehr hat lange Zeit Brandwache gehalten, weil es immer wieder Glutnester gegeben hat."
Hoher Schaden von rund einer halben Million Euro
Die Hagers hatten dennoch Glück: Da sie in ihren Stallungen keine Tiere mehr halten, kam kein Lebewesen um. Der finanzielle Schaden war jedoch mit rund einer halben Million Euro hoch, obwohl die Flammen das Wohnhaus aus dem Jahr 1845 verschonten. Das gesamte Areal rund um einen altfränkischen Vierkanthof stand und steht in der Denkmalschutzliste als geschütztes Einzelobjekt.

"Ein paar alte Geräte wie eine Schrotmühle sind verbrannt, aber die besonderen Sparren am Vordach zum Beispiel haben das Feuer überlebt", erzählt Monika Hager. Bei den Holzträgern über den früheren Gesindewohnungen und Ställen handelt es sich um Pferdekopf-Sparren – Balken, deren Form einem Pferdekopf nachempfunden ist.
Die historischen Hölzer des Vordaches mit einem neuen Dachstuhl zu verbinden, war Sache der örtlichen Firma Holzbau Cambeis und Kollegen. Am 14. Januar 2025 fingen Stephan Hüsam (Geschäftsführer), Frank Nagler (Zimmerermeister und technischer Betriebsleiter) und ihr Team mit der Arbeit an.

Früher war das nicht möglich, denn zunächst musste die Versicherung die Übernahme des Wiederaufbaus bekanntgeben, dann waren die Handwerker erst mal ausgebucht. Nun aber legten sich bis zu sechs Mann auf der historischen Brand-Baustelle ins Zeug.

Starke Binder und Tragelemente wurden eingezogen, um 550 Quadratmeter neue Dachfläche zu stützen. "Wir haben zirka 22 Kubikmeter Holz plus die Dachlatten gebraucht", schätzt Frank Nagler. Sein Kollege Stephan Hüsam berichtet von gutem Baufortschritt und ist schon auch ein bisschen stolz auf den "tollen neuen Dachstuhl".
"Unsere Straße fragt sich immer noch, wer der Nächste ist."
Monika Hager gefällt das neue Dach ebenso. Bei der 76-Jährigen und ihrem 84-jährigen Mann Rudi mischt sich unter die Freude aber auch ein ungutes Gefühl. "Unsere Straße fragt sich immer noch, wer der Nächste ist."

Aus der Luft gegriffen ist diese Furcht nicht, wie den Worten von Enrico Ball, Pressesprecher der Polizeidirektion Würzburg, zu entnehmen ist. Ball macht deutlich, dass die Kripo den Auslöser des Feuers nicht gefunden hat. Auf einen technischen Defekt habe nichts hingedeutet.
Auch die Kripo hat die ungeklärten Feuer in Kaltensondheim im Auge
Bei einem Brand, der auf dem Nachbaranwesen in der Neujahrsnacht 2021 ebenfalls verheerend gewütet hatte, könnte ein technischer Defekt die Ursache gewesen sein. Bewiesen ist das nicht. Einige Kälber konnten rechtzeitig befreit werden, der Schaden in der Hinteren Gasse 2 war beträchtlich.
Genau ein Jahr zuvor, in der Silvesternacht 2020, hatte es auch schon gebrannt. Damals stand eine Scheune am Eibelstädter Weg in Flammen. Hier gibt es zur Ursache ebenfalls nur Vermutungen. "Es könnte eine Silvesterrakete gewesen sein. Aber auch etwas ganz anderes", sagt Enrico Ball.
Außer diesen drei großen Bränden im Ort erinnert sich Monika Hager noch ein zwei kleinere etwas außerhalb, "an einem Strohwagen und einem Schlepper". Auch in der Akte der Kripo ist vermerkt, dass es in Kaltensondheim vermehrt zu ungeklärten Feuern gekommen ist. "Wir haben das im Auge", stellt Enrico Ball fest. "Bei einer Häufung von unklaren Bränden sind die Kollegen hellhörig."

Monika Hager weiß das – und ist froh, "dass man sich bei uns auf die Einsatzkräfte verlassen kann". Dieses Gefühl vermittelt auch Kevin Gimperlein, Kitzinger Stadtbrandinspektor. Er betont, der Auslöser eines Feuers sei im Moment der Alarmierung zweitrangig. In dem Moment gehe es einzig und allein darum, "Leib und Leben zu retten, Schaden von der Bevölkerung abzuwenden oder ihn so gut wie möglich zu begrenzen."
Monika Hager ihrerseits hofft, dass es für die Feuerwehr keinen Grund mehr geben wird, ihre Leitsätze unter Beweis zu stellen. "Und dass unser schönes, neues Dach ganz lang hält."