Das Errichten eines "Wundstreifens" und die gefährliche wie seltene Methode des "Vorfeuers" muss Maximilian Freund nicht nur in der Theorie beherrschen - sondern auch in der Praxis. Wie am vergangenen Wochenende, da wurde es für den jungen Feuerwehrmann aus Prichsenstadt im Landkreis Kitzingen ernst.
In Brandenburg hatten Hitze, Wind und Trockenheit zu verheerenden Waldbränden geführt, die Medien berichteten von immer schlimmeren Entwicklungen. Ganze Areale mussten schnell evakuiert werden. Die Behörden erklärten den Katastrophenfall und baten um Unterstützung.
Zusammenschluss bei @fire: Weltweit freiwillig als Katastrophenhelfer im Einsatz
Neben THW, Bundeswehr und Feuerwehrkräfte aus anderen Bundesländern erreichte der Hilferuf auch die gemeinnützige, nichtstaaatliche Organisation @fire. Feuerwehrleute aus ganz Deutschland haben sich bei @fire zusammengefunden, um bei Naturkatastrophen national und international zu helfen. Die Hilfsorganisation ist unter anderem spezialisiert auf die Bekämpfung von Vegetationsbränden - und der Unterfranke Maximilian Freund ist seit 2020 Mitglied.
Der 22-Jährige hat neben seinem Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr in Wiesentheid und jetzt in Prichsenstadt über @fire eine spezielle Ausbildung in der Waldbrandbekämpfung erhalten. Inzwischen bildet der Elektroniker in seiner Freizeit selbst Feuerwehren aus. Vor 14 Tagen erst führte Freund mit der Feuerwehr Volkach zwei Übungen zum Thema Flächenbrand durch.
Nach der Übung in Volkach der Notfall in Brandenburg
Jetzt folgte der Ernstfall, der erste echte Einsatz. Die ersten Meldungen eines Fachberaters von @fire, der in Brandenburg vor Ort war und die Vororganisation übernommen hatte, verhießen nichts Gutes. Am frühen Sonntagmorgen ging es mit Fahrzeugen und gesamter Brandbekämpfungsausrüstung los. Das Ziel: ein sogenannter Bereitstellungsraum in Brandenburg, in dem die Löschfahrzeuge bereits warteten. "Auf der Autobahn konnte man schon 100 Kilometer davor dunkle, riesige Rauchwolken erkennen", berichtet Maximilian Freund. Aus allen Teilen Süddeutschlands hätten sich dort rund 40 "Fire-Hunter" versammelt.
"Uns wurde ein Gebiet bei Beelitz zugeteilt", sagt der Prichsenstädter. Ein neuer Brand sei dort ausgebrochen, hieß es. Neben dem bestehenden Katastrophengebiet würden dort 200 Hektar Wald brennen. "Unser Auftrag war: Schutz einer Tierfarm, die nicht mehr evakuiert werden konnte, inklusive der Wohngebäude", sagt der Mann von @fire.
Lebensgefahr für die Feuerwehrleute durch umstürzende Bäume - und alte Sprengkörper
Als erstes habe das Team einen sogenannten Wundstreifen um das Areal gelegt: ein meterbreiter Streifen am Boden, der von jeglichem Bewuchs befreit wird um ein Überspringen des Feuer zu verhindern. "Körperliche Knochenarbeit", sagt der Elektroniker, "bei gefühlt 100 Grad Hitze und ohrenbetäubendem Lärm durch das Prasseln des Feuers". Lebensgefahr habe durch das Umstürzen hoher Bäume bestanden. Und durch Detonationen: "Zwar nicht direkt bei uns, aber klar hörbar", berichtet der 22-Jährige.
Das Brandgebiet war zu DDR-Zeiten ein Truppenübungsplatz, noch immer stecken dort Sprengkörper in der Erde, sagt der Feuerwehrmann: "Dies ist eine Gefahr, die du nicht beherrschen kannst." Bei den Einsätzen sei an vorderster Front immer ein Spezialist dabei, zuständig ausschließlich für den Aspekt Sicherheit. Ständig beobachte dieser den Richtungsverlauf des Feuers, behalte Fluchtwege im Auge und sichere Rückzugsorte, falls die Lage eskaliert.
Mission erfolgreich - dank Vorfeuer
Was letztlich zum Gelingen des Einsatzes geführt habe, sei eine Brandbekämpfungsmethode, die in Deutschland nicht gängig ist, sagt Maximilian Freund: das Vorfeuer. Unter Beachtung der Windrichtung wird dabei der Boden vor der Feuerwalze angezündet. Dieses kleinere Feuer soll durch den Wind dem Hauptfeuer zugetrieben werden, dass es dort sozusagen hineinzieht - und dem großen Feuer den Sauerstoff raubt. "Hat funktioniert", sagt Freund nach 24 Stunden Einsatz ohne Schlaf, aber mit immenser Flüssigkeitszufuhr. "Unsere Mission war erfolgreich!"
Sie leisten wertvolle Aufbauarbeit, da sie im regen Erfahrungsaustausch mit sehr erfahrenen Waldbrand-Ländern wie Italien, Spanien und den USA stehen. Dort muss aufgrund anderer Infrastrukturen/Landschaften/Wasserversorgung völlig anders an das Problem Waldbrand heran gegangen werden. Diese Rahmenbedingungen sind in Teilen mittlerweile aber auch in Deutschland anzutreffen und somit übertragbar.
Grundsätzlich versuchen sie durch stetige Schulungen ihr Wissen auch an deutsche Feuerwehren/Forstverwaltungen zu vermitteln. Leider ist dies aufgrund der hierarchischen/bürokratischen Strukturen des deutschen Feuerwehrsystems kein leichtes Unterfangen! Dies alles im Ehrenamt!!
Hier haben sie noch viel Arbeit vor sich! Eine wichtige und nicht hoch genug zu lobende Arbeit zum Schutz der Allgemeinheit!